Wohnen im Wasapark

Radebeul. Ins Stadtbild hat der Wasapark von Anfang an nicht gepasst. In den 70er-Jahren hochgezogen, waren die Industriebauten schon immer zu hoch und zu wuchtig für die Umgebung. Und nach heutigem Zeitgeschmack sind sie erst recht keine Augenweide mehr.
Als „städtebaulicher Missstand“ wird das in der Verwaltung bezeichnet. Doch daran soll sich nun etwas ändern. Die Stadt hat sich mit den spanischen Besitzern des Areals darauf geeinigt, den Wasapark in ein Wohngebiet umzubauen. Mehrere dreigeschossige Stadthäuser mit insgesamt 200 Wohnungen sind auf dem Gelände geplant. Das Dresdner Ingenieurbüro Iproconsult hat bereits einen ersten Rahmenplan dazu entworfen, wie der Wasapark künftig aussehen könnte.
Die Verwandlung des Geländes in ein Wohngebiet ist in drei Phasen geplant. Als Erstes soll das große weiße Gebäude, das schon jetzt weitgehend leer steht, abgerissen und an dessen Stelle vier Wohnhäuser gebaut werden. Verschwinden soll außerdem ein kleines Gebäude neben dem Parkplatz. Auf der freien Fläche sind weitere vier Mehrfamilienhäuser parallel zur Pestalozzistraße geplant. Damit fällt zwar Parkfläche weg, die zukünftigen Bewohner bekommen aber Tiefgaragen unter jedes einzelne Haus. Bis 2022 soll der erste Teil des Geländes fertig sein.
Dann folgt Bauphase zwei. In den nächsten drei Jahren bis 2025 soll sich vor allem die Hauptansicht des Geländes von der Meißner Straße aus verändern. Abgerissen wird der blaue Sechsgeschosser, in dem früher das DDR-Museum untergebracht war, zwar nicht. Um das neue Wohngebiet dahinter vor Lärm zu schützen, soll der Block stehen bleiben, dafür aber einen neuen Look bekommen. Vor allem soll das Gebäude kleiner werden, damit es sich besser in das Ortsbild einfügt.
Die oberste Etage verschwindet komplett und der fünfte Stock wird nach hinten eingerückt, sodass er von der Straße aus kaum zu sehen ist. Dort oben könnten Penthousewohnungen entstehen. Ansonsten soll das Haus an der Meißner Straße weiterhin vor allem als Bürokomplex genutzt werden. Auch das Erdgeschoss wird nach hinten eingerückt, damit an der Straße eine Art kleine Arkade entsteht.

Das Eckhaus an der Kreuzung von Meißner Straße und Wasastraße, wo sich viele Radebeuler gerne mal zur Disco treffen, kommt weg. An derselben Stelle entsteht ein Neubau mit Wohnungen. Ebenso ein weiteres Wohnhaus im Innenhof.
In der letzten Bauphase fällt ab 2030 das große rote Gebäude, in dem momentan noch das Stadtarchiv und die Arbeitsagentur untergebracht sind. Dann werden auch dort weitere vier Mehrfamilienhäuser gebaut, die ebenfalls alle mit einer Tiefgarage unterkellert sind.
Durch das gesamte Quartier soll ein neues Straßennetz führen. Das Gelände wird nicht nur von der Wasastraße aus befahrbar sein, sondern auch Zugänge von der Riesestraße und der Schumannstraße erhalten. Fußgänger kommen auch von der Meißner Straße aus auf das Areal.
Der Zeitplan ist freilich erst grob geschätzt. Dass es auch schneller gehen kann, zeigte sich beispielsweise beim Wohngebiet an der Waldstraße. Aber auch für den entgegengesetzten Fall gibt es in Radebeul Beispiele. Gar nicht weit entfernt, lässt der Bau von Wohnungen auf dem ehemaligen Glasinvestgelände noch immer auf sich warten. Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) geht davon aus, dass sich der Bau am Wasapark mindestens über zehn Jahre hinzieht und rechnet mit Kosten im mittleren achtstelligen Bereich.
Der Gebäudekomplex wurde ursprünglich für den VEB Kraftwerksanlagenbau auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei errichtet. Viele kennen den Wasapark auch noch als einstigen Firmensitz von AWD Pharma. Inzwischen stehen zahlreiche Gebäudeteile leer. Seit 2017 werden schon keine Räume mehr neu vermietet.
Wenn die Stadträte den ersten Planungen für das neue Wohngebiet zustimmen (Entscheidung fiel Mittwochabend nach Redaktionsschluss) kann als Nächstes ein Bebauungsplan für den Wasapark erarbeitet werden.