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Wohnungen in Roßweiner Fabrikantenvilla

Die Bauarbeiten an dem alten Gebäude an der Nossener Straße gehen voran. Manches dauert aber länger als geplant.

Von Elke Braun
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Jens Erazim bringt die alte Fabrikantenvilla auf Vordermann und errichtet vier Wohnungen.
Jens Erazim bringt die alte Fabrikantenvilla auf Vordermann und errichtet vier Wohnungen. © Lars Halbauer

Roßwein. Ein bisschen stolz ist Jens Erazim schon, wenn er auf das bisher Erreichte blickt. Der Roßweiner Bauunternehmer saniert seit Mitte vergangenen Jahres die ehemalige Fabrikantenvilla an der Nossener Straße 34. 

Das Dach ist neu eingedeckt, neue Fenster sind eingebaut. Und auch die Fassade ist bis auf den Sockel im Erdgeschoss verputzt. „Bisher habe ich von den Anwohnern und auch von der Stadtverwaltung nur positive Reaktionen gehört“, sagt Jens Erazim. Darüber freut er sich und es spornt ihn an. Denn noch liegt ein gehöriges Stück Arbeit vor ihm. Und auch bisher lief nicht alles reibungslos.

Eigentlich sollten die ersten Mieter bereits im April einziehen können. „Den Zahn musste ich mir ziehen lassen“, sagt Jens Erazim. Er rechnet nun nicht vor Ende des Sommers damit, dass die ersten Wohnungen bezugsfertig sind.

Rückschläge habe es zum Beispiel bei der Fassadensanierung gegeben. „Das hat länger gedauert, als ich geplant habe“, so der Bauherr. Er wollte aber die Ansicht des Hauses nach historischem Vorbild erhalten. „Die Bögen an den Fenstern im ersten Obergeschoss einschließlich der Schlusssteine sind deshalb alle in Handarbeit aufgearbeitet worden“, so Jens Erazim. Entgegen den ursprünglichen Planungen musste auch der Schornstein komplett erneuert werden. Die Esse wurde mit einem Kran im Ganzen von oben in den Schornsteinschacht geschoben. „Das war Maßarbeit. Aber der Kranfahrer hat das super gemeistert.“

Insgesamt will Erazim in dem Haus vier Wohnungen einrichten. Für drei davon hat er bereits Interessenten. Die können schon beim Bau mitreden. Erazim sieht darin einen Vorteil. „Es ist doch viel besser, wenn man als künftiger Nutzer Wünsche äußern kann. Dann bleiben die Mieter mit großer Wahrscheinlichkeit auch länger in der Wohnung.“

In jedem der insgesamt vier Stockwerke wird eine Wohnung entstehen. Die sind mit jeweils 138 Quadratmetern im ersten und zweiten Obergeschoss und 100 Quadratmetern im Erdgeschoss relativ groß. „Aber der Bedarf dafür ist da“, sagt Erazim. In der im ersten Obergeschoss ist schon das meiste passiert. „Die Elektrik ist fertig und auch der Trockenbau so gut wie abgeschlossen“, so Erazim. Wenn der Rohbau steht, wird die Fußbodenheizung verlegt und dann kommt Jens Erazim ins Spiel. Als Estrichleger wird er die Fußböden selbst einbauen.

Nur der Sockel der Fassade am Haus Nossener Straße 34 muss noch verputzt werden. Neue Holzfenster sind bereits eingebaut worden.
Nur der Sockel der Fassade am Haus Nossener Straße 34 muss noch verputzt werden. Neue Holzfenster sind bereits eingebaut worden. © Lars Halbauer

Viel Wert legt der Roßweiner darauf, dass so viel wie möglich natürliche Baustoffe verwendet werden. Kunststofffenster einzubauen kam für ihn zum Beispiel überhaupt nicht infrage. Deshalb hat er Holzfenster einbauen lassen. Der Fußboden wird ein sogenannter Bioboden aus Steinholz. „Das ist ein natürlicher Rohstoff“, sagt Erazim. Lediglich im Erdgeschoss wird er wegen der Feuchtigkeit einen Betonboden einziehen. Aber auch das bekommt eine Fußbodenheizung. Um den Charakter des alten Hauses zu wahren, lässt er stellenweise die alten Bruchsteine herausschauen. Besonderes Highlight ist aber das Kreuzgewölbe, das es im Erdgeschoss in der Küche und dem Wohnzimmer gibt. Dort steht ein alter Tresor, der noch aus dem Gebäude raus muss. „Auch das wird nicht ganz einfach werden“, so Erazim.

Als letztes, vermutlich erst im nächsten Winter, wird das Dachgeschoss ausgebaut. Dort entstehen etwa 80 Quadratmeter Wohnfläche und die künftigen Mieter könen sich auf eine große Dachterrasse freuen, von der aus sie den Blick hin zur Mulde schweifen lassen können.

Der Roßweiner ist froh, dass sein Vorhaben vonseiten der Stadt gefördert wird. „Die Zusammenarbeit klappt gut. Fördermittel für die Fassadengestaltung habe ich bereits bekommen“, sagt er.

Das Haus an der Nossener Straße 34 gehörte früher vermutlich dem Filz- und Tuchfabrikanten C.G. Frohberg. Dessen Initilien stehen noch am Torbogen vor dem Haus, der ebenfalls noch aufgearbeitet werden soll.

Nach den Recherchen von Jens Erazim ist es 1874 gebaut worden. Der Fabrikbesitzer Frohberg habe die Villa vermutlich als Wohn- und Bürogebäude genutzt. Zum Teil sei noch zu erkennen, dass es zum benachbarten Gebäude Durchgänge gegeben habe. Später war eine Tischlerei darin ansässig.

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