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Wohnungen mit besonderer Nachbarschaft

Im Haus „Zillestraße“ wohnen Mieter mit und ohne Hilfebedarf. Manche haben einen Partner nebenan im Pflegeheim.

Von Nina Schirmer
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Von ihrem Balkon schaut Roswitha Klatte ins Grüne. Vor zehn Wochen ist sie in die neue Wohnanlage an der Heinrich-Zille-Straße gezogen und fühlt sich schon richtig wohl.
Von ihrem Balkon schaut Roswitha Klatte ins Grüne. Vor zehn Wochen ist sie in die neue Wohnanlage an der Heinrich-Zille-Straße gezogen und fühlt sich schon richtig wohl. © Norbert Millauer

Radebeul. Schön hell ist es bei Roswitha Klatte, das fällt als Erstes auf, wenn man in ihre Wohnung kommt. Vor gut zehn Wochen ist sie von Meißen nach Radebeul gezogen. Die neue Wohnanlage auf der Heinrich-Zille-Straße war da gerade fertig geworden, sie gehört zu den ersten Mietern. Hortensien stehen auf der Kommode, eine weiße Spitzentischdecke ziert den Stubentisch, Fotos hängen an der Wand. 

Roswitha Klatte hat sich gemütlich eingerichtet im neuen Heim und fühlt sich auch schon richtig wohl, sagt sie. Dabei war es ein Schicksalsschlag, der die 66-Jährige zum Umziehen bewegte. Durch Krebsmetastasen an der Wirbelsäule gelähmt, saß ihr Mann im Rollstuhl. 

Die Pflege wurde in der alten Wohnung immer schwieriger. Als Roswitha Klatte von den neuen rollstuhlgerechten Wohnungen in Radebeul in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus, Arztpraxen und einem Pflegeheim hörte, planten beide den Umzug. Ihr Mann konnte die neue Wohnung aber leider nicht mehr erleben, erzählt sie. Er hat den Kampf gegen den Krebs verloren.

Roswitha Klatte ist trotzdem froh, auch allein in die neue Wohnanlage gekommen zu sein. „Ich bin auch nicht mehr die Allerjüngste und habe an die Zukunft gedacht“, sagt sie. Die Wohnung ist barrierearm, es gibt einen Aufzug und den Abstellraum nennt sie ihr „Goldstück“. Weil dort alles reinpasst, was sie früher aus dem Keller hochtragen musste und sogar die Waschmaschine.

Insgesamt 27 Wohnungen gibt es in dem Gebäude, das die Evangelische Behindertenhilfe Dresden für rund fünf Millionen Euro bauen ließ. „Alle sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet“, sagt Geschäftsführer Matthias Kühn. Zwei Drittel werden an Menschen mit Hilfebedarf vermietet – alle Leute ab 70 sind berechtigt und auch andere, die auf Hilfe angewiesen sind. 

Der Rest der Wohnungen geht an Leute ohne Einschränkungen. Der Gedanke dahinter: „Wir wollen ein inklusives Haus sein, in dem Menschen mit unterschiedlichem Alter und Hilfebedarf leben“, sagt Kühn. Auch junge Mütter, die Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder benötigen, werden noch einziehen.

Außerdem sollen die Wohnungen auch an Leute gehen, deren Partner nebenan im Altenpflegeheim der Diakonissenanstalt betreut werden. „Oft reicht das Geld nicht mehr für die alte Wohnung, wenn ein Partner ins Pflegeheim muss“, sagt Kühn. Mit einer kleineren Wohnung nebenan können sich die Paare trotzdem oft und unkompliziert sehen. 

Zwischen den Häusern soll im neuen Jahr noch ein schöner Außenbereich mit Sitzecken und Grillplatz entstehen. Die Wohnungen sind begehrt. 75 Prozent konnten schon vermietet werden, auch für die restlichen gibt es schon Anwärter. Nachfragen lohnt sich trotzdem immer, sagt Kühn.

Roswitha Klatte hat ihren Umzug jedenfalls nicht bereut. Auch mit den Nachbarn ist sie schon ins Gespräch gekommen, eine Frau stammt wie sie aus Berlin. „Da gab es gleich etwas zu erzählen“, freut sie sich. Dass hier Leute in ganz unterschiedlichem Alter wohnen, gefällt der 66-Jährigen. „Es ist schön, wenn es ein Geben und Nehmen in der Nachbarschaft gibt.“

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