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Wohnungsgenossenschaft will wieder schwarze Zahlen

Nach dem Wechsel des Vorstandes wird investiert. Aber die Mieter haben noch gemischte Gefühle.

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Von Cathrin Reichelt

Jörg Keim, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Hartha (WGH), sagt: „Wir gehen davon aus, dass es weitergeht.“ Die Querelen um die Mieterhöhungen, die einige Mieter zum Auszug bewogen haben, sind beigelegt. Erste Sanierungen haben begonnen. Trotzdem machen sich die Mieter Gedanken. Denn die Genossenschaft drückt eine große Schuldenlast. „Wie lange werden wir das durchstehen?“, wollte eine Mieterin am Montagabend während der Mitgliederversammlung wissen. Keim ist optimistisch. „Ab 2015 rechnen wir mit einer kleinen schwarzen Zahl“, sagte er vor 102 Interessierten. Allerdings werde sich an der Grundsituation der WGH nicht viel ändern. Denn der Leerstand sei immer noch massiv.

Eine leichte positive Tendenz ist aber erkennbar. 17 Neuvermietungen bisher in diesem Jahr stehen acht im gesamten vergangenen Jahr gegenüber. 2013 sind 16  Mieter innerhalb der Genossenschaft umgezogen. In den vergangenen neun Monaten waren es fünf. Ausgezogen sind im vergangenen Jahr 39 Mieter. „Dieses Jahr deckt sich die Zahl bisher mit den Neuvermietungen“, erklärt der Vorstand. „Wir hoffen, dass die Zahl der Neuvermietungen bis zum Jahresende die der Auszüge übersteigt.“

Derzeit gehören zur WGH 481 Wohnungen. Davon stehen 156 leer. Jörg Keim spricht von einer guten Belegung der Objekte, auch wenn zeitweise bis zu 25 Prozent unbewohnt sind.

Um die Wohnungen für Mieter attraktiv zu machen, nimmt die Genossenschaft einiges Geld in die Hand. An den Häusern Nordstraße 44 bis 48 wurden Balkone angebaut. Das soll an der Nordstraße 38 bis 42 weitergeführt werden. „Ich bin optimistisch, dass wir das mit der Finanzierung hinkriegen“, sagt Keim. Rund 300 000 Euro wurden bisher für die Balkone ausgegeben. Dazu kommen 120 000 Euro für Instandhaltungen.

Außerdem sind für die Wohnungen an der Straße des Friedens neue Heizungen geplant. Das diene der Verbesserung der Wohnqualität. Jörg Keim sei aber auch bewusst, dass die Arbeiten zu einigen Beeinträchtigungen für die Mieter führen werden. Denn die Wohnungen seien gut belegt.

Insgesamt werde der Vorstand aber die Liquidität der Genossenschaft im Auge behalten, also weiter sparsam wirtschaften. Das, was kaputtgeht, werde repariert. „Aber große Sprünge können wir nicht machen“, meint Keim. Das wissen auch die Mieter. Trotzdem sind deren Gefühle noch zwiespältig. Zum einen freuen sie sich, dass sich der Kampf gegen die Mieterhöhung gelohnt hat. Die einen bezahlen so viel wie früher. Andere konnten die Erhöhung minimieren. Auch die Modernisierungen und Sanierungen sehen sie positiv. Nun hoffen sie, dass auch in Ordnung gebracht werden kann, was sie schon lange bemängeln. In dem einen Haus ist es das undichte Dach, unter dem nur Wasserschäden vermieden werden, weil die Mieter selbst Auffangbehälter unter den tropfenden Bereich gestellt haben. Bei anderen ist es das Wohnumfeld. Bereits seit 1959 sei der Wirtschaftsweg um ihr Haus in demselben Zustand, meint eine Mieterin. Zum Bau sei damals die Schlacke aus den Textilwerken verwendet worden. Die sei inzwischen ausgespült und löchrig. Jedes Mal, wenn es regnet, und im Winter weiche der Boden stark auf. Hier erhofft sich die Mieterin eine baldige Änderung. „Nun haben wir die Mieterhöhung bezahlt, aber haben noch nichts davon“, meint sie.