Wölfin stirbt auf der Autobahn

Döbeln. Das Tier, das am Sonntagmittag an der Autobahn 14 bei Döbeln überfahren worden ist, „ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein weiblicher Wolf“. Das bestätigte Vanessa Ludwig, Projektleiterin im Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ am Montagmittag. Das Tier war in einen Verkehrsunfall auf der Autobahn verwickelt, der sich am Sonntag gegen 12 Uhr ereignet hatte. Wie die Autobahnpolizei Leipzig berichtete, war es in Fahrtrichtung Magdeburg bei Döbeln zu der Kollision mit einem VW Passat gekommen. Die 40-jährige Fahrerin blieb dabei unverletzt, an ihrem Auto entstand ein Sachschaden in Höhe von etwa 3.000 Euro.
Der Priestewitzer Rico Krellmann war einer der ersten Autofahrer am Unfallort. „Der Zusammenstoß war nur wenige Augenblicke zuvor passiert. Das Tier lag noch auf der Fahrbahn“, berichtete er. Weil die Gefahr von Folgeunfällen drohte, habe er gemeinsam mit anderen Autofahrern den nachfolgenden Verkehr so gut es ging gewarnt und zunächst um den Kadaver herumgeleitet. „Dann habe ich das Tier am Schwanz von der Fahrbahn auf die Seite gezogen. Ich schätze, es war etwa 40 Kilogramm schwer und sah aus wie ein ausgewachsener Wolf“, so der 50-Jährige, der sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin auf dem Weg in einen Kurzurlaub befand. Das Bild von dem verendeten Tier hatte er mit seinem Handy geschossen. Das Unfallfahrzeug habe er erst einige hundert Meter später an der Seite stehen sehen, erinnerte er sich noch.
Da die Polizeibeamten das Tier aufgrund seiner Verletzungen vor Ort nicht zweifelsfrei als Wolf identifizieren konnten, zogen sie das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ hinzu. Dieses klassifizierte den Vierbeiner bereits am Sonntag mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Wolf, so der Bericht der Polizei. Laut Autobahnmeisterei Döbeln wurde der Kadaver noch am Sonntagabend von den Mitarbeitern des Lupusinstitutes abgeholt und zur wissenschaftlichen Untersuchung nach Berlin an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gebracht.

Der Pressesprecher des IZW Steve Seet erklärte, wie es dort nun weiter geht: „Das Tier wird zunächst geröntgt und nach der Ursache für den Tod gesucht. Neben Knochenbrüchen, die nach einem Verkehrsunfall zu erkennen sind, könnte dabei auch beispielsweise Munition eine Rolle spielen, wenn ein Wolf illegal getötet worden ist.“ Weiterhin werde eine pathologische Untersuchung sowie eine Genanalyse vorgenommen, so die Information des Sprechers des (IZW). Dabei kann festgestellt werden, zu welchem Rudel der Wolf gehört. Auch Krankheiten und weitere Auffälligkeiten sollen dabei untersucht werden. Alle Ergebnisse werden in einem Gutachten zusammengefasst, dass nach etwa vier Wochen vorliegen soll. Bestätigt sich die Vermutung, wäre das der erste Wolf, der im Landkreis Mittelsachsen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.
Im vergangenen Sommer vermutete ein Gebersbacher Ehepaar, einen vorbeiwandernden Wolf mit ihrer Wildtierkamera fotografiert zu haben. Doch die Experten im Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ erklärten nach Sichtung des Fotos, dass es sich um einen Fuchs handeln müsse. Dennoch gab es Zweifel, ob es sich nicht doch um einen Graurock gehandelt haben könnte.
Tatsächlich konnte aber in Mittelsachsen bereits zweimal mit einem bildlichen Beweis nachgewiesen werden, dass Isegrim auch die hiesige Region zumindest durchstreift. Im Dezember 2017 hatte ein Jäger in Seifersbach bei Mittweida bestätigte Handyaufnahmen eines Wolfes gemacht. Im April 2017 war einer Privatperson in der Nähe von Mochau ein eindeutiges Bild von einem Wolf gelungen. Das Wolfsbüro und das Landratsamt Mittelsachsen bestätigten diese Sichtung jedoch erst Monate später.
Offensichtlich werden Wölfe im Landkreis Mittelsachsen in jüngerer Zeit immer häufiger entdeckt. Wie die Wolfsbeauftragte in der Naturschutzbehörde Jenny Eichelmann mitteilt, wurde der Naturschutzbehörde Ende Januar eine Sichtbeobachtung bei Zettlitz gemeldet, welche aber aufgrund von fehlenden Foto- oder Filmaufnahmen oder anderen konkreten Hinweisen nicht bestätigt werden konnte. „Der letzte bestätigte Wolfshinweis beziehungsweise eine Sichtung stammt von Mitte Dezember 2018 aus dem Raum Holzhau“, so die Wolfsbeauftragte. In der Naturschutzbehörde sind seit 2014 insgesamt mehr als 25 Sichtungsmeldungen eingegangen.
Aus dem Bereich Döbeln liegen im Wolfsmonitoring aus den vergangenen Monaten jedoch keine Hinweise auf Wölfe vor, sagt Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ Die nächstgelegenen Wolfsterritorien befinden sich in der Gohrischheide (Landkreis Meißen), sowie in der Dahlener Heide (Landkreis Nordsachsen).
In Sachsen sind Wölfe seit Ende der 1990-er-Jahre wieder dauerhaft heimisch. Im Monitoringjahr 2017/2018 wurden in den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Meißen, Nordsachsen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge insgesamt 18 Wolfsrudel und vier Paare nachgewiesen.
Das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ (Tel. 035772 - 46762, Email: [email protected]) erteilt Auskünfte zum Thema Wolf und nimmt Meldungen entgegen. Mehr Informationen zum Thema Wolf im Freistaat Sachsen www.wolf-sachsen.de
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