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Wolf bei Breitenau fotografiert

Im Osterzgebirge sind Spuren von Wölfen entdeckt worden. Werden sie dort bald sesshaft?

Von Gunnar Klehm
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Werden Wölfe nun auch im Osterzgebirge sesshaft?
Werden Wölfe nun auch im Osterzgebirge sesshaft? © Foto: dpa

Im Erzgebirge haben sich Wölfe angesiedelt – zumindest geht das aus Veröffentlichungen des deutsch-tschechischen Wolfsprojektes OWAD hervor. Nach aufwendigen Analysen wurden bei Breitenau im Osterzgebirge Kot und Spuren festgestellt. Außerdem lief ein Tier in eine Fotofalle. Für die Experten des Lupus-Instituts für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland reicht das aber nicht aus, um von einer Ansiedlung von Wölfen zu sprechen.

Allenfalls dass sich der Wolf weiter Richtung Westen ausbreitet, sei erwiesen. Im Erzgebirge bei Vysluni (Tschechien) im Grenzgebiet zu Jöhstadt ist laut OWAD ein Wolfsrudel heimisch geworden. Hier wurde ein Rudel fotografiert. Wolfsspuren wurden auch weiter westlich im Grenzgebiet bei Klingental entdeckt. Dort gilt aber wie bei Breitenau, dass noch kein Paar oder ein Rudel ein Territorium fest besetzt hat. Das erste Monitoring fand im Frühjahr 2018 statt. Danach wurden Tausende Bilder aus Fotofallen und genetische Analysen ausgewertet. Demnach unterscheidet sich die Nahrung der nordböhmischen Wölfe kaum von der sächsischer Wölfe. Im gefundenen und analysierten Kot überwiegen Reh und Hirsch, dann weitere gängige Huftiere wie Wildschwein, Mufflon oder Damhirsch. „Der Anteil von Wirtschaftstieren war in den Proben minimal und bewegte sich zwischen ein und zwei Prozent“, sagt OWAD-Mitarbeiter Lukas Zak.

Böhmen ist für Wolfsexperten derzeit das interessanteste Gebiet in Mitteleuropa. Denn in Tschechien treffen möglicherweise verschiedene Populationen aufeinander und erweitern die genetische Vielfalt. Die Wölfe in Deutschland und Westpolen gehören zur Mitteleuropäischen Tieflandpopulation, die Schätzungen zufolge etwa 40 Familien umfasst. Im Süden reicht die Population der Alpen bis nach Tschechien und im Osten an die sogenannte Karpaten-Population heran.

„In den Wäldern Böhmens könnten sie nun zusammentreffen“, erklärt Zak. Er und seine Kollegen gehen davon aus, dass die nunmehr international geltenden Schutzrechte zur Vermehrung der Wölfe beigetragen haben. Der Mensch sei also entscheidend.

Neben den Fotos aus dem systematischen Monitoring des OWAD sind 2018 weitere Wolfsnachweise im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gelungen. Ein Wolf lief bei Hertigswalde in eine Fotofalle, einer bei Ehrenberg und einer bei Lichtenhain. 2016 wurde laut Zak auch ein Hybrid aus Wolf und Hund festgestellt. Das sei aus ökologischer Sicht erst mal unproblematisch. „Nicht aber aus rechtlicher“, sagt Zak, weil es einen Unterschied in der Schutzwürdigkeit ausmacht. Nur um hier auf der sicheren Seite zu sein, würden Hybride aus der Natur „entnommen“, wie der Abschuss beschwichtigend heißt.

Diese Karte zeigt nachgewiesene Wolfsvorkommen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Ein binationales Projekt begleitet wissenschaftlich die Ausbreitung der Tiere.
Diese Karte zeigt nachgewiesene Wolfsvorkommen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Ein binationales Projekt begleitet wissenschaftlich die Ausbreitung der Tiere. © Grafik: SZ

Das deutsch-tschechische Wolfs-Projekt OWAD trägt ausgeschrieben den sperrigen Namen „Objektive Akzeptanz der Wölfe in einer von Menschen veränderten grenzübergreifenden Landschaft“.

OWAD-Partner sind das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz sowie Sachsens Umweltministerium und das Naturschutz- und Landschaftsschutzamt Tschechiens.

Finanziert wird das Projekt von EU und Sächsischer Aufbaubank.

Betrachtet wird das gesamte deutsch-tschechische Grenzgebiet.

Ziele sind: Harmonisierung des Wolfs-Monitorings für den effektiven Schutz ökonomischer Interessen, Forschung ökologischer Bedürfnisse der Wölfe im Grenzgebiet und Information der Öffentlichkeit. Quelle: owad.fzp.czu.cz

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