SZ +
Merken

„Wolf in Obercarsdorf kam aus polnischem Rudel“

Aktuell ist kein Wolf im Osterzgebirge sesshaft. Doch der Wolfsbeauftragte Detlef Uhlig erhält immer wieder Hinweise.

Teilen
Folgen
NEU!
© Egbert Kamprath

Wölfe sind im Osterzgebirge und seinem Vorland gelegentliche Gäste. Zwei Risse von Lämmern in Obercarsdorf im Jahr 2013 und in Klingenberg im Februar 2014 sind auf sie zurückzuführen. Die SZ sprach darüber mit dem Wolfsbeauftragten des Landkreises, Detlef Uhlig.

Herr Uhlig, haben Sie schon einmal einen Wolf gesehen?

In der freien Natur noch nicht. Dafür sind viel Geduld und Glück erforderlich. In der Lausitz gibt es Stellen, wo bekannt ist, dass immer wieder Wölfe vorbeikommen. Dafür muss man sich mehrere Tage Zeit nehmen und dann ist noch nicht gesagt, dass man etwas sieht.

Und wie ist es aktuell um die Wölfe im Osterzgebirge bestellt?

Es gibt immer wieder Hinweise. So rief die Polizei an, dass sie nachts zwei Wölfe zwischen Fürstenau und Löwenhain gesehen hat. Der letzte Hinweis stammt von einem Jäger aus Colmnitz, der am 3. Oktober vergangenen Jahres einen Wolf über längere Zeit und aus der Nähe gesehen hat. Wir haben hier keine Wölfe, die sesshaft sind oder sich regelmäßig in der Region aufhalten.

Wie reagieren Sie, wenn Sie einen solchen Hinweis bekommen?

Der Wolf ist ja nur ein ganz kleiner Teil meiner Arbeit. Manchmal habe ich die Möglichkeit, hinzufahren und zu sehen, ob ein Wildwechsel zu finden ist. Aber bisher hat sich daraus noch nie etwas Konkretes ergeben. Dennoch sind wir dankbar für jeden Hinweis.

Haben die Untersuchungen der Wolfsrisse in Obercarsdorf und in Klingenberg weitere Ergebnisse gebracht?

Bei dem Riss in Obercarsdorf war nach einer ersten Untersuchung sicher, dass es ein Wolf war. Nun hat eine genauere DNA-Untersuchung ergeben, dass es sich um ein Tier aus einem polnischen Rudel handelt. In einem zweiten Fall, wo am Tharandter Wald Lämmer gerissen wurden, handelt es sich mit großer Sicherheit um einen Wolf. Genauere Aussagen sind aber nicht möglich.

Wie sieht es in den Nachbarregionen mit Wölfen aus?

Es gab ja das Rudel im Hohwald im Osten unseres Landkreises. Aber davon ist derzeit nur noch ein Tier nachgewiesen. Wir betreiben drei Fotofallen, wo wir immer wieder Aufnahmen bekommen. Die letzten stammen vom Januar 2015 und vom November vergangenen Jahres. Im Freiberger Raum oder im angrenzenden Raum Meißen ist keine Wolfsansiedlung bekannt. Die nächste ist dann nördlich von Dresden wieder in der Königsbrücker Heide. Es gibt aber auch Wolfsvorkommen auf der anderen Seite der Grenze im Böhmischen. Dort ist ein Wolf in der Nähe von Doksy am Machasee in einer Fotofalle aufgenommen worden.

Welche Feinde hat der Wolf eigentlich bei uns?

Die meisten Wölfe fallen dem Straßenverkehr zum Opfer, beispielsweise ein Tier im Hohwald vor zwei Jahren. Ansonsten gibt es immer wieder Tiere, die an der Staupe erkranken.

Sachsen hat vor Kurzem das Wolfsgebiet erweitert. Was bedeutet das für unsere Region?

Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge war ja bisher schon als Wolfsgebiet eingestuft. Daher ändert sich hier gar nicht. Anders sieht es im Freiberger Raum aus. Der Kreis Mittelsachsen ist jetzt neu als Wolfsgebiet eingestuft worden.

Welche Folgen hat das für die Tierhalter?

Einerseits müssen sie im Wolfsgebiet ihre Tiere vor Wölfen schützen. Doch dafür gibt es im Wolfsgebiet auch Förderung. Und wenn trotz guten Schutzes ein Stück vom Wolf gerissen, können sie Entschädigung bekommen.

Sind die Schafe in Obercarsdorf und Klingenberg entschädigt worden?

In Obercarsdorf ja, in Klingenberg nicht. Dort war der Schutz nicht ausreichend.

Das Gespräch führte Franz Herz.