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Womit man in Sachsen am meisten Geld verdient

Eine Studie zeigt, welche Berufe in Sachsen am lukrativsten sind. Aber Westniveau haben die Löhne längst nicht erreicht.

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Der Verdienst ist nach Branche unterschiedlich.
Der Verdienst ist nach Branche unterschiedlich. © Grafik/Montage: SZ, Foto: dpa/Jens Wolf

Von Gregor Becker

Dresden. Die Wirtschaft brummt, und die Gehälter steigen. Nur am Lohngefüge zwischen Ost und West ändert das kaum etwas. Die Lücke zwischen alten und neuen Bundesländern schließt sich nur langsam. Das geht aus einer Studie des Onlineportals Gehalt.de hervor. Die Untersuchung zeigt, dass der Unterschied heute noch den Wert eines neuen Kleinwagens hat. Das sind rund 10.000 Euro weniger Verdienst für Angestellte im Osten.

Laut der Studie ist die Lohnlücke im vergangenen Jahr aber um 1,3 Prozentpunkte geschrumpft, auf nunmehr 23,9 Prozent. Das ist auch eine Folge des hohen Lohnwachstums im Osten. So sind die Gehälter in Sachsen im vergangenen Jahr um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. „Dresden hat mittlerweile nach Berlin das höchste Gehaltsniveau unter den ostdeutschen Großstädten“, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer der PMSG Personal Markt Services GmbH aus Hamburg, die das Portal betreibt.

Löhne wachsen im Osten am stärksten

Nicht nur in Sachsen, sondern auch in den anderen neuen Bundesländern sind die Gehälter im vergangenen Jahr stärker als im Rest der Republik gewachsen. Sachsen-Anhalt führt die ostdeutschen Länder an. Hier stiegen die Löhne um 3,5 Prozent. Es folgen Sachsen, Thüringen (2,9 Prozent), Brandenburg (2,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (2,4 Prozent). Die sinkende Arbeitslosenquote im Osten und die steigende Attraktivität von Städten wie Berlin, Dresden und Leipzig trügen zu dieser positiven Entwicklung bei, so Bierbach.

Für die Studie über das Lohnniveau und die regionalen Unterschiede hatte das Onlineportal 2018 bundesweit fast 500.000 anonyme Stichproben von Beschäftigten verschiedener Branchen gesammelt und auf eine 40-Stunden-Woche hochgerechnet. Geht die Entwicklung weiter wie bisher, dürfte es noch Jahre dauern, bis die Gehälter in Ost und West angeglichen sind.

© Grafik: SZ

Hochtechnologie-Jobs bringen drei Mal so viel wie Gastronomieberufe

Angestellte in der Chip- und Halbleiterindustrie sind laut der Studie Sachsens Topverdiener. Fast 60.000 Euro brutto verdienen sie pro Jahr. Auf den Plätzen folgen Mitarbeiter des Bankensektors und der Chemieindustrie. Sie bekommen laut Studie um die 50.000 Euro pro Jahr und liegen damit weit über dem Durchschnittsgehalt im Freistaat. Das ist im vergangenen Jahr um drei Prozent auf nun rund 36.000 Euro gestiegen. Weit unter dem Sachsen-Schnitt liegen die Angestellten des Hotel- und Gaststättengewerbes. Sie erhalten nur etwas mehr als 20.000 Euro im Jahr. Auch weit unter dem Schnitt liegen die Gehälter im Einzelhandel und der Tourismus-Branche, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer der Hamburger Firma PMSG Personal Markt Services GmbH, die das Internetportal betreibt.

Hochschulabsolventen verdienen 12.000 Euro mehr als Facharbeiter

Ein Studium lohnt sich im Freistaat. Akademiker, die einen Job antreten, bekommen rund 37.000 Euro Einstiegsgehalt. Ausgelernte Facharbeiter müssen sich in Sachsen mit knapp 25.000 Euro zufriedengeben. Unter den fünf neuen Bundesländern liegt Sachsen damit auf Platz zwei. Nur in Thüringen gibt es einige Hundert Euro pro Jahr mehr. Die höchsten Einstiegsgehälter bundesweit werden in Hessen gezahlt. Facharbeiter verdienen dort mit rund 35.000 Euro pro Jahr nur unwesentlich weniger als Akademiker in Sachsen. Hochschulabsolventen steigen mit knapp 53.000 Euro Jahresgehalt in den Beruf ein.

Frauen verdienen auch in Sachsen deutlich weniger als Männer

Beim Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern nimmt Sachsen einen fragwürdigen Spitzenplatz im Osten ein. Weibliche Angestellte verdienen hier 22,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind in dieser Frage statistisch betrachtet ein leuchtendes Vorbild. Hier liegt der Lohnunterschied mit 16,4 Prozent und 16,6 Prozent deutlich niedriger als in allen anderen Bundesländern. Am höchsten ist die Differenz in Baden-Württemberg, wo Frauen im Schnitt 26,5 Prozent weniger Gehalt bekommen als Männer.

© Grafik: SZ

Mit Finanzen und Software wird in den neuen Bundesländern gut verdient

Zu den Topverdienern im Durchschnitt der fünf neuen Bundesländer gehören die Angestellten im Bankensektor und in der Softwarebranche. Software-Entwickler in Sachsen-Anhalt können laut der Studie mit über 62.000 Euro Jahresgehalt rechnen. Auch in der Automobilindustrie und dem Maschinenbau verdienen Angestellte überdurchschnittlich gut.

In Thüringen bekommen Mitarbeiter der Autobranche knapp 49.000 Euro pro Jahr, in Baden-Württemberg gibt es für den gleichen Job rund 20.000 Euro mehr. Ganz anders sieht es im Osten im Agrarsektor aus. „Die Gehälter in dieser Branche sind verhältnismäßig niedrig: Die Einkommen liegen bei durchschnittlich 27.000 Euro im Jahr“, sagt Philip Bierbach mit Blick auf Mecklenburg-Vorpommern.

Berlin ist bei Gehältern der Spitzenreiter im Osten

Nur in Berlin werden vergleichbare Gehälter wie im Westen gezahlt Beschäftigte in der Bundeshauptstadt bekommen im Mittel 42.525 Euro und liegen damit immer noch rund 4.000 Euro unter dem Bundesschnitt. Diese Lohnentwicklung hat eine Schattenseite. „Die Attraktivität Berlins führt zu immer höheren Mietpreisen und einem steigenden Pendleraufkommen in der Hauptstadt“, sagt Philip Bierbach.

Niedrigere Löhne bedeuten nicht unbedingt weniger Geld zum Leben

Die Hamburger Studie zeigt, dass im Osten zwar niedrigere Löhne gezahlt werden, aber die Lebenserhaltungskosten ebenfalls deutlich günstiger sind. So liegt in Schwerin und Dresden die Durchschnittsmiete bei 5,81 Euro pro Quadratmeter. In München zahlt man im Schnitt fast doppelt so viel. Wer in einer anderen Stadt arbeiten will, sollte also vorher genau rechnen, ob sich der Umzug am Ende wirklich lohnt.