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Würschnitzer wehren sich gegen Kiesgrube

Die örtliche Bürgerinitiative sieht in den KBO-Abbaufeldern eine unzumutbare Beeinträchtigung der Natur und der Lebensqualität.

Von Manfred Müller
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Stefanie Herzog und Isolde Rienecker kämpfen mit vielen anderen Würschnitzern gegen den weiteren Kiesabbau in der Nähe ihres Ortes.
Stefanie Herzog und Isolde Rienecker kämpfen mit vielen anderen Würschnitzern gegen den weiteren Kiesabbau in der Nähe ihres Ortes. © Kristin Richter

Würschnitz. Das Kieswerk Ottendorf-Okrilla (KBO) will südwestlich von Würschnitz einen 134 Hektar großen Kiestagebau aufschließen. Um neue Abbaufelder zu verhindern, hat sich in dem Thiendorfer Ortsteil und im benachbarten Kleinnaundorf eine Bürgerinitiative zusammengefunden. Die SZ sprach mit den Würschnitzerinnen Petra Löffler und Isolde Rienecker.

Das Kieswerk hat einen Rahmenbetriebsplan für einen Tagebau eingereicht, der Ihrem Heimatort bis auf 480 Meter nahe kommen wird. Was sind Ihre Befürchtungen?

Isolde Rienecker: Da gibt es eine ganze Menge. Zum einen befürchten wir ein Absinken des Grundwasserspiegels. Das hätte Auswirkungen auf die Hausbrunnen im Dorf, aber zum Beispiel auch auf die Erdwärmeanlagen, die dann nicht mehr genug Leistung bringen.

 Ein großes Abbaufeld so nahe am Ort bringt darüber hinaus hohe Lärm- und Staubbelastungen mit sich. Und der Abtransport des Kieses wird zu einem großen Teil durch unsere Dörfer erfolgen, sodass wir unter zunehmendem Lkw-Verkehr zu leiden haben. 

Das hört auch nicht auf, wenn die Fläche ausgekiest ist. Denn danach wird die Grube mit Bauschutt verfüllt. Das wollen wir nicht – wegen des Verkehrs, aber auch, weil die Inhaltsstoffe das Grundwasser verschmutzen würden.

Petra Löffler: Es geht uns nicht nur um die Lebensqualität in unserem Dorf. Rechnet man die bereits vorhandenen und die geplanten Abbaugebiete zusammen, kommt man auf sage und schreibe 5,6 Quadratkilometer. Und das in einem der größten noch vorhandenen Waldgebiete Sachsens. 

Der Kiesabbau berührt sieben Natur- und Vogelschutzgebiete, darunter auch solche von europäischer Bedeutung. Er kommt bis auf 300 Meter an die Großdittmannsdorfer Waldmoore heran, und niemand weiß, ob es diese einzigartige Landschaft dann noch geben wird. Leider sind auch die Ausmaße der hiesigen Kiesförderung einzigartig – in der Summe bekämen wir hier das größte Abbaugebiet Deutschlands.

Wie wollen Sie das verhindern?

Isolde Rienecker: Wir können wahrscheinlich nicht alles verhindern. Das Abbaugebiet Würschnitz, das südlich und südöstlich vom Ort liegen soll, ist bereits genehmigt. Es ist ja gerade das Perfide an solchen Planungen, dass sie in mehrere Teilstücke aufgesplittet werden. Man betrachtet die Folgen für die Umwelt und die Anwohner dann für jeden Teil einzeln, wodurch sie dann genehmigungsfähig werden. 

Die Auswirkungen summieren sich aber. Deshalb dringen wir zum einen darauf, alle Tagebaue in Zusammenhang zu betrachten. Zum anderen läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren für Würschnitz West. Wir wollen möglichst viele Menschen aufrütteln, damit sie ihre Einwendungen gegen das Projekt geltend machen. Dazu gibt es heute Abend eine Infoveranstaltung in Würschnitz.

Was macht Sie so optimistisch, dass Sie als kleine Bürgerinitiative gegen das Kieswerk und das Oberbergamt gewinnen können?

Petra Löffler: Wir kämpfen ja nicht allein; die großen Umweltverbände Nabu und Grüne Liga sind auf unserer Seite. Das Kieswerk hatte 2015 schon einmal einen Antrag auf ein Raumordnungsverfahren eingereicht, wogegen wir uns dank zahlreicher Unterstützer und Bedenken zur Wehr setzen konnten. Damals sollten 107 Hektar Wald abgeholzt werden. Durch Behördenauflagen wurde die Fläche auf 44 Hektar eingeschränkt, was für das Kieswerk dann nicht mehr lukrativ war.

Isolde Rienecker: Außerdem ist der Verbund Königsbrücker-/Laußnitzer-/Radeburger-/Rödernsche Heide ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Stadt Dresden. Und nicht zu vergessen: Die Dresdner bekommen von hier ihre frische Luft. Wir hoffen deshalb auch auf Unterstützung aus der Landeshauptstadt. Sollte uns am Ende nur der Rechtsweg bleiben, wird geklagt.

Die Bürgerinitiative contra Kiesabbau lädt am Dienstag, dem 19. März, um 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung im Würschnitzer Gasthof Opitz ein.