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Wustmänner nehmen Abschied von ihrer Schule

Mit einem Abschlussfest haben sich Schüler, Eltern und Lehrer am Sonnabend vom Erich-Wustmann-Gymnasium verabschiedet. Die Schule wird am kommenden Freitag geschlossen. Es wurde ein schönes Fest. „Trotzdem“, könnte man sagen, denn der Anlass war ein trauriger.

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Von Claudia Schade

Mit einem Abschlussfest haben sich Schüler, Eltern und Lehrer am Sonnabend vom Erich-Wustmann-Gymnasium verabschiedet. Die Schule wird am kommenden Freitag geschlossen.

Es wurde ein schönes Fest. „Trotzdem“, könnte man sagen, denn der Anlass war ein trauriger. Zum Ende der Woche wird es das Erich-Wustmann-Gymnasium nicht mehr geben. Es wird geschlossen.

Schüler, Eltern und Lehrer drängen sich am Sonnabend Nachmittag auf den Gängen der Schule auf der Boxberger Straße. Sie treffen sich vor dem Stand der Tombola, halten einen Schwatz bei Kaffee und Kuchen oder beobachten die Sportspiele im Hof. Andere schauen sich Filme an, die der Namensgeber der Schule, Erich Wustmann, auf seinen Entdeckungsreisen gedreht hatte. Wieder andere wollen einen letzten Blick in ihren ehemaligen Klassenraum werfen – und scheitern. Denn die meisten Zimmer sind schon ausgeräumt und abgeschlossen.

Versprechen für

eine Gedenk-Ecke

Die Stimmung unter den mehreren hundert Besuchern ist etwas gedämpft. Ausgelassenes Lachen hört man selten. Auch wenn sich zahlreiche ehemalige Schüler freuen, alte Bekannte wiederzusehen. Es sind erstaunlich viele, die die Schule schon vor Jahren verlassen haben und jetzt noch einmal zurückkommen, um Abschied zu nehmen. Eine von ihnen ist Alice Scherlies. „Es ist traurig, dass die Schule geschlossen wird“, sagt die 21-Jährige. Sie hat vor drei Jahren ihr Abitur am Wustmann-Gymnasium gemacht. „Ich beneide die Leute, deren Schule bestehen bleibt“, sagt sie. „Die haben noch einen Ort, wo sie hingehen können.“ In ihren alten Klassenraum werden demnächst Schüler und Schülerinnen des Hülße-Gymnasiums einziehen. Schon in der kommenden Woche sollen die ersten Umzugswagen anrücken.

Helga Neumann, die letzte Schulleiterin des EWG, wie die Wustmänner ihre Schule häufig nennen, tröstet die Ex-Schülerin. „Es wird am Hülße-Gymnasium eine Wustmann-Gedenk-Ecke geben“, sagt sie. „Das wurde mir versprochen, damit die Schüler dort einen Anlaufpunkt haben.“

Mit den Jahren enger

zusammengewachsen

Die Zehntklässlerin Kristin Kanis fühlt sich unterdessen „wie der letzte Mohikaner“. Jedes Jahr verließ ein Abiturjahrgang die Schule, aber seit 1999 folgten keine neuen Fünftklässler mehr. Die Schülerzahl schrumpfte von Jahr zu Jahr auf jetzt noch 84.

„Da kennt man jeden sehr gut“, sagt die 16-jährige Kristin. „Wir sind enger zusammengewachsen.“

Schließen muss das Gymnasium, sowie sieben andere Schulen, weil die Schülerzahl seit Jahren zurückgeht. Gegründet wurde das EWG 1992 zunächst als Außenstelle des damaligen Gymnasiums Reick, heute Hülße. 1993 machte es sich selbstständig und benannte sich 1995 auf ihren heutigen Namen um. Von ehemals fast 1 000 Schülern blieben im letzten Schuljahr noch 147 übrig. Am Donnerstag entließ die Schulleiterin den neunten Abiturjahrgang. „Jedes Jahr schwingt eine gewisse Wehmut mit, wenn man Schüler hinaus ins Leben entlässt“, sagte sie in ihrer Rede. Nun wird sie sich ganz verabschieden. Helga Neumann geht in den Ruhestand.