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Zwei Radeberger auf großer Tour

Knapp 500 Kilometer sind sie bis zur Elbquelle geradelt. Jetzt steht die nächste Fahrt bevor.

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Goldschmied Carl Schelle (re.) und Ortschronist Wolfgang Seifert in Melnik. Von dem Restaurant hatten sie einen grandiosen Ausblick auf den Zusammenfluss von Elbe und Moldau.
Goldschmied Carl Schelle (re.) und Ortschronist Wolfgang Seifert in Melnik. Von dem Restaurant hatten sie einen grandiosen Ausblick auf den Zusammenfluss von Elbe und Moldau. © privat

Radeberg. Die Reise war lange geplant, vor einigen Wochen setzten zwei Radeberger sie um: Carl Schelle (71), Inhaber der gleichnamigen Goldschmiede, und Ortschronist Wolfgang Seifert (69) schwangen sich auf die Fahrräder mit dem Ziel Elbquelle im tschechischen Riesengebirge. 

Zusammen sind sie also stolze 140 Jahre alt. Fast 500 Kilometer liegen vor den beiden. Es sollte eine Reise mit vielen Eindrücken werden. Bei Sonnenschein ging die Fahrt nach Ullersdorf, Weißig bis zur Fähre Laubegast/Niederpoyritz, dann den Elberadweg entlang. „Bis Usti ist er durchgehend asphaltiert. Später ist es oft eine Zumutung und sind froh, nur einmal einen Reifen wechseln zu müssen. Vorbei am Schrecken-Stein, wo wir unser Rad an der Staustufe tragen müssen“, erzählt Wolfgang Seifert. Gegen 18.30 Uhr erreichen die Radler Litomerice nach 130 Kilometern. „An diesem Tag haben wir kein Glück, alles belegt. So geht die Suche los und mithilfe unserer App finden wir ein Zimmer im Hotel ,Roosevelt‘“. Im Anschluss finden die beiden noch eine Kneipe in der das Fußballspiel, innerhalb der Nations League zwischen Holland und Deutschland übertragen wird.

Am nächsten Tag ist der Elberadweg ungewohnt leer. Wieder erwarten die Radler teilweise Kieswege. Die Elbe zeigt sich auch hier, dank der Staustufen, gut gefüllt. „Vom Schlossberg in Melnik hatten wir einen grandiosen Blick auf den Zusammenfluss von Elbe und Moldau.“ Nach einer Nacht in einer Pension in Celakovice erwartet sie eine schöne Flusslandschaft. „Es rollt gut, auch wenn sich Asphalt mit Kieswegen abwechseln.“ Später weitet sich die Elbe zu einer seenartigen Landschaft aus. Dann eine ungewollte Abwechslung. Ein Reifen ist platt. Nach 30 Minuten Reparatur gehts weiter. Vor Pardubice kommen die beiden Radeberger mit einem jungen Mann ins Gespräch, der viele Jahre in Deutschland arbeitete. Er hilft bei der Kontaktaufnahme zur Buchung einer Pension in Pardubice. Dieses Gebiet lebt von Pferderennen, dem Großen Pardubitzer Steeplechase. Am folgenden Tag ist Vrchlabi (Hohenelbe) das Tagesziel. „In einem vollständig renovierten Kloster vor Hradec Kralove machen wir eine Pause und speisen von den mitgenommenen Würsten und Bier aus der Packtasche.“

In der erstaunlich gut sanierten Altstadt finden sich Häuser aus der Gotik, Renaissance und Barock auf engstem Raum. Vorbei am Schlosspark von Smirice und der Barockanlage von Kuks geht es weiter. „Hier ist die Elbe nicht viel breiter als unsere Röder.“ Dann beginnen auch die ersten Steigungen. „In Vrachlabi haben wir eine vorzügliche Gaststätte gefunden. Obwohl die Deutschen im Nations League-Spiel gegen Frankreich verlieren, ist unsere Stimmung bestens. Schließlich haben wir doch bisher 445 km geschafft.“ Nun liegt noch der Aufstieg nach Spindleruv Mlyn vor den beiden. Vorher gönnen sie sich noch eine Stadtrundfahrt durch Vrachlabi. „Es ist eine schöne beschauliche Kleinstadt mit hübschen renovierten Häusern. Man spürt, dass der Tourismus eine große Rolle spielt. Seit dem 19. Jahrhundert lebt der Ort davon. Im Winter übernachten als zehnmal so viele Menschen, wie der Ort Einwohner hat.“ Dann heißt es kräftig in die Pedale treten. Es geht ins Gebirge.

Zu Fuß zur Quelle

Nach 90 Minuten Anstrengung haben sie es geschafft. Sie sind in Spindler Mühle angekommen. „In einem kleinen Kaffee haben wir im Außenbereich einen sonnigen Platz gefunden. Hier genießen wir das Umfeld mit den mächtigen Gebirgszügen. Anschließend suchen wir uns eine Pension. Gegenüber der Talstation werden wir fündig. Ein Doppelzimmer mit Frühstück und dann noch mit herrlichem Blick zum Medvedin, wir sind zufrieden.“ Gepäck ablegen und gleich danach zum Lift. Die beiden Radeberger fahren mit dem Sessellift auf den Berg und sind auf über eintausend Meter mit unserem Fahrrad angekommen. Die Fahrräder sind am Sessel eingehängt worden. Per Fahrrad geht es über Stock und Stein zunächst zur Labska Bouda (Elbfallbaude). Die letzten Meter bis zur Quelle legen sie zu Fuß zurück. „Unser lang avisiertes Ziel ist geschafft, wir stehen an der Steinwand mit den Städtewappen der 26 Elbstädte. Daneben die Fahrräder, die bis auf einen Reifenschaden, uns nach 488 Kilometer an die Elbquelle gebracht haben.“

Im Brunnenring sprudelt allerdings kein Wasser, aber am Berg entspringt in mehreren kleinen Bächlein die Elbe. „Wir nehmen uns, wie viele Touristen an der Quelle, Zeit. Bei solchem Kaiserwetter im Hochgebirge zu sein, ist einmalig. Es geht zurück, aber müssen unser Fahrrad teilweise über Steine tragen. So kommen wir an die Martinova Bouda (Martinsbaude) und gönnen uns, nach den Strapazen, ein Bier.“ Weitergeht es dann zurück nach Spindler Mühle.

Am nächsten Tag lassen sich Carl Schelle und Wolfgang Seifert wieder per Lift auf den Gipfel des Medvedin bringen. Von dort fahren sie nach Harrachov und später mit dem Zug nach Liberec. „Hier sind wir in den Trilex gestiegen, der uns nach Radeberg brachte.“ Jetzt steht die nächste Tour schon fest: von Cuxhafen nach Dresden. „Das nehmen wir mit 142 Jahren in Angriff.“ (SZ)