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Zweitakt-Motor lässt aufhorchen

Andreas Benthin besitzt einen Wartburg 312. Das Sondermodell ist nur in den Jahren 1965 bis 1967 gebaut worden.

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Von Frank Klinger

Bei Oldtimertreffen hat Andreas Benthin oft viele Fragen zu beantworten: Der Diplom-Geologie-Ingenieur fährt einen Wartburg 312. „Das Auto ist älter als ich“, sagt der 45-Jährige. Sein Fahrzeug habe schon 48 Jahre auf dem Buckel. „Aber was heißt hier Buckel – das Auto hat eine der formschönsten Karossen, die im Sozialismus je gebaut worden sind“, sagt er stolz.

Und schon gerät der Halsbrücker ins Schwärmen. Der Wartburg 312 sei ein Sondermodell, das nur kurze Zeit gebaut wurde. „Der Wartburg hat schon die technischen Weiterentwicklungen des 353er-Modells wie Schraubenfederfahrwerk und 50-PS-Zweitakt-Motor, aber noch die schöne runde Karosse des Wartburg 311“, sagt er. Damals war man laut Benthin mit der Entwicklung der Produktionsanlagen für die eckige 353er-Karosse noch hinterher, aber das neue Fahrwerk konnte schon gefertigt werden. So sei von 1965 bis 1967 das Übergangsmodell 312 gebaut worden.

„Das ist ein tolles Auto, ich bezeichne es als Schönwetter-Alltagsfahrzeug“, sagt der Bastler, der den Wartburg 1994 als Student bei einer Autoverwertung entdeckt und gleich mit nach Hause genommen hatte. Eigentlich war er damals auf der Suche nach Ersatzteilen für seinen Trabi gewesen. „Restauriert im eigentlichen Sinn wurde der Wagen nie, nur technisch instand gesetzt. Die blau-weiße Lackierung ist noch original. Das ist schon Patina, und die trägt das Auto mit Würde“, so der Halsbrücker, der seinem Sohn schon zum dritten Geburtstag einen Trabi geschenkt hat, den er nun zusammen mit dem inzwischen 14-Jährigen wieder aufbaut. „Mein Sohn Hans hat das Interesse an alten Autos von mir übernommen, genau wie ich damals von meinen Eltern“, erklärt Benthin, der als Kind schon am Saporoshez seines Vaters schrauben durfte.

„Mit Ostalgie hat das nichts zu tun, es ist einfach das Faible für alte und funktionierende Technik“, sagt er. Der Wartburg sei zuverlässig: „Es ist auch nicht viel dran, was kaputtgehen könnte. Man muss aber regelmäßig etwas an Bremsen, Anlasser und Vergaser tun. Ersatzteile gibt es im Internet.“ Pro Jahr fährt Andreas Benthin etwa 5 000 Kilometer: „Wir sind bei Oldtimertreffen in der Region anzutreffen, in Magdeburg und auch auf dem Heimweh-Treffen in der Wartburg-Stadt Eisenach.“ Mit „wir“ meint er seinen Sohn, der ihn begleitet. „Aber ich habe auch schon Paare zu ihrer silbernen oder goldenen Hochzeit gefahren“, erzählt Benthin. (FP)