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Zwischen Demo und neuer Ruhe

Die ersten Genehmigungen für Straßenkünstler wollten am Freitag nur wenige haben – aus gutem Grund.

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© Norbert Millauer

Von Jana Mundus

Der erste Tag der neuen Regelung brachte vor allem eins – Stille. Wer am Freitag durch die Innenstadt spazierte, dem fiel auf, dass von Straßenmusikern fast nichts zu hören war. Seit 1. August brauchen die Künstler, ob Musiker oder Pantomime, eine Genehmigung der Stadt für ihre Auftritte. Doch am ersten Tag nutzten nur wenige die Chance, sich diese Bescheinigung zu besorgen. Vielleicht auch deshalb, weil einige von ihnen gestern den Tag lieber für eine Demonstration nutzten.

Rund 120 Teilnehmer hatte die Parade, die am Alaunpark startete und bis zum Neumarkt führte. Nicht nur Straßenkünstler, sondern auch viele Unterstützer reihten sich ein. „Die Regulierungen der Stadt müssen gestoppt werden, wir brauchen die Straßenkunst in Dresden“, sagte Filine Ulrich, die selbst Geige spielt. Sie sei bei der Demonstration gegen die Neuverordnung dabei, um die Künstler zu unterstützen. „Wir waren beispielsweise oft bei Auftritten der Band Stilbruch, und es ist sehr schade, dass die Jungs nun nicht mehr spielen können, weil Schlagzeuge verboten sind.“ Auch René Werner, Organisator des Dresden Songslams, machte bei der Demonstration mit. „Gerade für durchreisende Musiker ist die Regelung ein Unding. Die werden jetzt einfach einen Bogen um die Stadt machen. Und das ist traurig.“

Auf der Prager Straße musizierten am Vormittag drei Polinnen mit Geigen und Cello. Sie hatten sich informiert und die fünf Euro teure Genehmigung bereits am frühen Freitagmorgen beim Straßen- und Tiefbauamt besorgt. Laut Verordnung mussten sie regelmäßig ihren Standort wechseln. Das taten sie auch.

So vorbildlich im Sinne der neuen Regelung agierten allerdings nicht alle. Auf der Treppe vom Schlossplatz zur Brühlschen Terrasse saß Sonia Vantu mit Akkordeon, Hund und einjähriger Tochter. „Ich bin erst seit dem Morgen in Dresden, komme gerade aus Heidelberg“, erzählte sie. Sie hätte nichts von der Genehmigung gewusst und einfach mit dem Spielen angefangen. „Die Polizei fragte mich nach der Erlaubnis. Aber als sie hörten, dass ich nur bis Montag bleiben will, meinten sie, das sei in Ordnung.“ Auf dem Neumarkt oder am Georgentor war gestern Nachmittag keine Musik zu hören. „Es ist traumhaft“, schwärmte der Souvenirverkäufer am Georgentor. Sonst hätte er Dauerbeschallung. „Jetzt ist endlich Ruhe.“