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Vertrieb nach ganz Europa

Von Radebeul aus verkauft die Firma Pocketbook ihre E-Book-Reader in zig Länder. Der Umsatz steigt jährlich.

Von Nina Schirmer
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Enrico Müller leitet Pocketbook in Radebeul. Insgesamt acht Mitarbeiter kümmern sich um Vertrieb und Service der Lesegeräte. Vor wenigen Monaten hat das Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt gebracht.
Enrico Müller leitet Pocketbook in Radebeul. Insgesamt acht Mitarbeiter kümmern sich um Vertrieb und Service der Lesegeräte. Vor wenigen Monaten hat das Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt gebracht. © Norbert Millauer

Radebeul. Das Klingelschild ist klein, fast unscheinbar. Auf den ersten Blick lässt nichts vermuten, dass hinter den Fenstern im Erdgeschoss große Geschäfte abgewickelt werden. In der Richard-Wagner-Straße, ganz in der Nähe der Radebeuler Schwimmhalle, hat die Firma Pocketbook Readers GmbH ihre Niederlassung und organisiert von dort aus mit zehn Mitarbeitern den Vertrieb ihrer Lesegeräte für elektronische Bücher nach ganz Europa.

Polen, Tschechien, die skandinavischen und die baltischen Länder gehören zu den großen Absatzmärkten der Firma, außerdem fast ganz Westeuropa. Geschäftsführer Enrico Müller begrüßt in den Räumen. Er hat selbst als Verkäufer bei der Firma angefangen, wurde dann 2014 zum Leiter der Radebeuler Niederlassung.

 Seitdem hat sich viel getan. „Seit 2012 haben wir unseren Umsatz verdreifacht“, sagt der 38-Jährige. Mit ihren Kunden kommunizieren die Mitarbeiter von Radebeul aus auf Englisch, einer ist auch Russisch-Muttersprachler. 2018 machte das Unternehmen einen Umsatz von über 14 Millionen Euro. „Wir hatten im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von zehn Prozent“, sagt Müller.

Das Radebeuler Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter von Pocket Book Readers International mit Hauptsitz in Lugano in der Schweiz. Ursprünglich wurde das Unternehmen 2007 in Kiew gegründet.

Am Platzhirsch Kindle, dem Reader vom Internetriesen Amazon, ist als Marktführer in Deutschland freilich derzeit kein Vorbeikommen. Trotzdem ist Müller zufrieden. Vor Weihnachten brummte das Geschäft mit den E-Book-Readern. Rund 40 Prozent des Umsatzes wurden dann gemacht. Außerdem läuft es für das Unternehmen immer in der Urlaubszeit im Sommer richtig gut. So ein Reader spart die Bücher im Gepäck.

Ein Grund, warum manche Verfechter des gedruckten Papiers den Readern noch immer kritisch gegenüberstehen. Aber Müller ist sich sicher: „E-Books verdrängen nicht das gedruckte Buch.“ Dass die Leute weniger lesen, habe andere Gründe, etwa weil mehr Zeit am Handy verbracht wird. 

„Wir würden uns wünschen, dass Buchhandlungen keine Berührungsängste haben“, sagt er und hofft, dass auch noch mehr inhabergeführte Buchläden E-Books verkaufen. Denn eine persönliche Beratung sei für die Kunden wichtig. Und dafür seien Buchläden ja schließlich prädestiniert.

 „Wenn die Leute einmal im Geschäft sind, kaufen sie in der Regel auch noch etwas anderes. Entscheidend ist doch, dass die Händler ihre Kunden nicht komplett an Amazon verlieren“, so der 38-Jährige.

Nach wie vor greifen die meisten Deutschen lieber zum gedruckten Buch. Laut Zahlen des Statistikunternehmens Statista lag der Anteil von E-Books an den Gesamtumsätzen im Buchmarkt 2018 bei 5,8 Prozent. Aber mittlerweile werden alle neuen Bücher auch als elektronische Variante veröffentlicht und die Leser-Zahl wächst stetig, sagt Müller.

Ausruhen will sich Pocketbook darauf aber nicht und hat Ende letzten Jahres ein neues Gerät auf den Markt gebracht. Der Touch HD 3 ist der Stolz des Radebeuler Unternehmens, erst recht weil Fachmagazine, wie Computerbild den Reader ordentlich lobten. Er ist komplett wasserdicht. 

Der Nutzer kann außerdem die Lichtfarbe steuern und den Anteil blauer Lichtstrahlen, die nicht gut für die Augen sind, beliebig reduzieren. Integriert ist ein Hörbuchplayer, Bluetooth- und WLAN-Funktion. Dank des 16 Gigabyte großen Speichers können Tausende E-Books und Hörbücher gespeichert werden. 159 Euro kostet das Gerät im Handel. Produziert wird der Reader in China unter strengen Qualitätskontrollen, versichert der Geschäftsführer.

Den nächsten großen Schritt auf dem Reader-Markt sieht Müller in der Entwicklung farbiger Reader-Displays. Dann könnten die Geräte auch zum Lesen von Fachliteratur oder von Schulbüchern genutzt werden.