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Podium im Schafstall

Axel Schmidt-Gödelitzzieht viel Prominenz zu Diskussionen auf sein Landgut bei Döbeln.

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Von Ulf Mallek

Er ist so einer, der leise und ständig Netze knüpft. Das machte Axel Schmidt-Gödelitz (68) bekannt. Auf seinem Gut Gödelitz zwischen Nossen und Döbeln geben sich Spitzenpolitiker, Künstler und Wirtschaftsbosse die Klinke in die Hand. Nächste Woche kommt der Bundespräsident Horst Köhler und spricht zum „Wandel durch Bürgerengagement“. Johannes Rau war schon vor ihm da, Horst Ehmke, Christoph Hein, Georg Milbradt, Wolfgang Thierse und Christa Wolf auch. Es sind Menschen, die sich um die innere Einheit der Nation Gedanken machen.

Schmidt-Gödelitz bietet ihnen in einem ehemaligen Schafstall ein Podium und jedes Mal 150 bis 250 Zuhörer. Derlei Gesprächsrunden mag es auch anderswo geben, in Dresden oder im Fernsehen. Doch die in Gödelitz kommt ohne Krawall aus, ohne laute Selbstinszenierung oder Theatralik. Die Gäste haben etwas zu sagen, und sie dürfen ausreden. Kontrovers geht es schon zu, aber nicht aggressiv. Der Moderator ist taktvoll und hört zu.

Er kaufte mit seinen Geschwistern 1992 das zur Bodenreform enteignete Familiengut von der Treuhand zurück. Sie hatten gut zu tun mit der ehemaligen Trinkerheilanstalt. Der Umbau dauerte und ist heute noch nicht ganz beendet. Doch für die Foren ist das Gut schon perfekt.

Axel Schmidt-Gödelitz ist von Beruf Politologe und Volkswirtschaftler, arbeitete bei Günter Gaus in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR, später in der Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Mann besitzt das SPD-Parteibuch, träumt von einem sozialen demokratischen Rechtsstaat, ist beunruhigt durch die erstarkte extreme Rechte im Land.

Die Medien sind ihm oft zu laut. Zudem macht er neben der Spaltung von Ost und West weitere Spaltungen aus: Arm und Reich zum Beispiel, mentale Spaltungen und neue Gefahren für die Demokratie. Schmidt-Gödelitz bemerkt ein leises Rutschen in eine andere Gesellschaftsform mit weniger oder sogar ganz ohne Demokratie. Er möchte die Menschen sensibilisieren für dieses Rutschen, sagt er.

Gestern erhielt er in Dresden aus den Händen von Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Der Bundespräsident ehrt damit Menschen, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Mit seinem 1998 gegründeten „Ost-West-Forum Gut Gödelitz e. V.“ tat Schmidt-Gödelitz das. Und er knüpft weiter Netze. Unermüdlich fürs Gemeinwohl.