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Umfrage: Fühlen Sie sich sicher in Bannewitz?

Vor Vandalismus und anderen Delikten ist die Gemeinde am Dresdner Stadtrand nicht gefeit. Was jetzt dagegen getan wird.

Von Roland Kaiser
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Im März 2023 trat die Gemeinde Bannewitz dem Vorsorgebündnis und Sicherheitsnetzwerk ASSKomm bei.
Im März 2023 trat die Gemeinde Bannewitz dem Vorsorgebündnis und Sicherheitsnetzwerk ASSKomm bei. © Daniel Schäfer

Welches Schicksal verbindet die Dreifeldhalle in Bannewitz und zahlreiche Bushaltestellen entlang der B170 im Gemeindegebiet? Sie wurden beide Opfer blinder Zerstörungswut. In der Vergangenheit wurde Bannewitz immer wieder zum Schauplatz von Vandalismus. Allein 2022 und 2023 wurden vom Rathaus 28 Vorfälle bei der Polizei angezeigt. Jüngst kam ein an der Hauptstraße in Possendorf gesprengter Zigarettenautomat hinzu. In dem Fall betrug der angerichtete Schaden rund 6.800 Euro.

Verbesserungen erhofft sich die Gemeinde von der "Allianz Sichere Sächsische Kommunen" (ASSKomm), der sie im vergangenen März beitrat. Mittlerweile zählt das sächsische Vorsorgebündnis 56 Städte und Gemeinden.

In diesem Rahmen ließ sich eine Bürgerpolizistin in Dienst stellen, die gemeinsam mit ihrem Kollegen ein wachsames Auge auf die jeweiligen Ortsteile hat. Die Präsenz sowie die Vertretung bei Urlaubs- und Krankheitsfällen konnte dadurch erhöht werden, erklärt Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos). Doch auch ihm ist bewusst, dass das allein im Kampf gegen diese verlustreiche Unkultur nicht ausreicht.

Täter müssen in Bannewitz Schäden beseitigen

So suchte nach den Vorfällen an der Dreifeldhalle die Verwaltung das Gespräch mit Schülern der benachbarten Bildungseinrichtung, und sie reagierte auch in anderer Hinsicht. Rückblick: Der Parkplatz vor der Sportstätte wurde im vorletzten Jahr als Abschussrampe für Silvesterraketen und Feuerwerksbatterien genutzt. Brandstellen unter dem Vordach der Halle waren die Folge. Nur eine Woche danach wurde die Fassade des Gebäudes in Mitleidenschaft gezogen.

"Nachdem wir gleich am ersten Schultag über den Vorfall berichtet haben", so erinnert sich das Gemeindeoberhaupt, "ließen sich dank Zeugenhinweisen zwei Tatverdächtige ermitteln." Letztendlich mussten sie Sozialstunden ableisten und in dem Zuge andere Vandalismusschäden beseitigen. Im Possendorfer Fußgängertunnel gab es angesprühte Lampen zu reinigen.

Zu Jahresbeginn ist in Possendorf dieser mit Graffiti beschmierte Zigarettenautomat gesprengt worden. Was die Täter erbeutet haben, muss die Polizei herausfinden.
Zu Jahresbeginn ist in Possendorf dieser mit Graffiti beschmierte Zigarettenautomat gesprengt worden. Was die Täter erbeutet haben, muss die Polizei herausfinden. © privat
Auch um Bushaltestellen entlang der B 170 machten Vandalen in der Vergangenheit keinen Bogen. Diese lässt die Gemeinde derzeit neu gestalten.
Auch um Bushaltestellen entlang der B 170 machten Vandalen in der Vergangenheit keinen Bogen. Diese lässt die Gemeinde derzeit neu gestalten. © Gemeindeverwaltung Bannewitz
Ein Kunstobjekt im Possendorfer Schulpark erregte im vergangenen Sommer das Interesse von unbekannten Sprayern. Fachleute versetzten die Skulptur wieder in ihren ursprünglichen Zustand.
Ein Kunstobjekt im Possendorfer Schulpark erregte im vergangenen Sommer das Interesse von unbekannten Sprayern. Fachleute versetzten die Skulptur wieder in ihren ursprünglichen Zustand. © RK
Zu Jahresbeginn 2023 wurde die Fassade der Dreifeldhalle in Bannewitz beschädigt. Die Polizei konnte zwei Täter ermitteln. Sie mussten Sozialstunden leisten und den angerichteten Schaden ersetzen.
Zu Jahresbeginn 2023 wurde die Fassade der Dreifeldhalle in Bannewitz beschädigt. Die Polizei konnte zwei Täter ermitteln. Sie mussten Sozialstunden leisten und den angerichteten Schaden ersetzen. © privat

Doch auch im Fall des vor der Dreifeldhalle befindlichen Parkplatzes gab es Konsequenzen. "Im Sommer wurde ein Tor an der Zufahrt eingebaut und erstmals über Weihnachten und Silvester verschlossen. Damit haben wir den gewünschten Erfolg erreicht", resümiert Heiko Wersig. Hingegen blieben die Graffiti-Attacken auf ein Kunstobjekt, das einst den Schulpark in Possendorf schmückte, bislang ungesühnt.

Mit Präventivmaßnahmen Bannewitz sicherer machen

Mittlerweile unternimmt die Kommune weitere Schritte, um nicht nur dieses Problem besser in den Griff zu bekommen. "Für die Gemeinde wird in diesem Jahr eine Sicherheitsanalyse zum Sicherheitsgefühl und zur Zufriedenheit erstellt", weiß der Rathauschef zu berichten. Bis zu 1.000 Einwohner aus allen Ortsteilen und Altersklassen sollen einen Fragebogen erhalten. Die Auswertung nehmen im Nachgang die Fachleute eines Ingenieurbüros vor. Erklärtes Ziel ist es, daraus Handlungsempfehlungen für die Kommune abzuleiten und konkrete Projekte auf die Beine zu stellen.

Eine Maßnahme, die jedoch in eher anderer Hinsicht zum Tragen kommt, wurde bereits umgesetzt. In Kooperation mit in der Kommune ansässigen Amateurfunkern baute die Gemeinde in über 320 Stunden ehrenamtlicher Arbeit ein Notfunknetz zwischen den Feuerwehrgerätehäusern und dem Rathaus auf. "Dieses soll vor allem im Einsatzfall der Bevölkerung als Rückfallebene und Informationsstelle dienen", sagt Heiko Wersig.

Um die künftigen Vorhaben im Rathaus besser steuern zu können, hat die Verwaltung eigenen Angaben zufolge eine Finanzspritze in Höhe von rund 31.700 Euro erhalten - allein für das Jahr 2024. "Weitere Förderanträge wollen wir im Ergebnis der Sicherheitsanalyse stellen", betont der Bürgermeister.

Für den 41-Jährigen ist kommunale Kriminalprävention ein Ansatz, negative Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und ihnen möglichst frühzeitig entgegenzuwirken. "Probleme können am besten da beseitigt werden, wo sie entstehen – vor Ort. Die Kommunen sind damit Seismografen, die Verschiebungen und Tendenzen in der Gesellschaft aufspüren und wittern, was richtig läuft und was aus dem Ruder gerät."

Dazu könnten auch die Gründe zählen, die zu Vandalismus führen. Laut Experten sind diese durchaus vielfältig. So kann es sein, dass jemand aus Langeweile fremde Sachen beschädigt oder weil die eigene Clique das halt so macht. Oder weil gerade mal wieder eine Mutprobe zu bestehen ist. Manchmal würden solche Taten auch aus einer gewissen Wut heraus begangen, weil er oder sie eine Enttäuschung oder Ungerechtigkeit erlebt hat, die sich dann im Zerstören von Sachen entlädt. Frustration, Langeweile, Wut und Enttäuschung seien auf keinen Fall schöne Erfahrungen, jedoch auch keine Rechtfertigung dafür, fremde Gegenstände zu beschädigen.

"Unser Ansporn ist es, das Sicherheitsgefühl sowie die Reduzierung von Kriminalität zu erreichen", beteuert der Bannewitzer Rathauschef. "Damit leisten wir einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur nachhaltigen Verbesserung der Sicherheitslage."