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Jeder sechste Dienstposten bei der Bundeswehr ist nicht besetzt

Fachkräftemangel herrscht allerorten - auch bei der Bundeswehr. Das Verteidigungsministerium legt nun Zahlen zur Personalsituation in der Armee vor. Die AfD fordert die Rückkehr zur Wehrpflicht.

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Die Zahl der dienenden Soldaten lag 2022 bei 183.100.
Die Zahl der dienenden Soldaten lag 2022 bei 183.100. © Ann-Marie Utz/dpa

Jeder sechste Dienstposten bei der Bundeswehr ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums derzeit nicht besetzt. Die Quote betrug im vergangenen Jahr 16,3 Prozent - sie ist jedoch seit langer Zeit rückläufig, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der AfD-Fraktion des Bundestags hervorgeht und die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" hatte zuerst darüber berichtet.

Demnach lag der Anteil der unbesetzten Dienstposten im Jahr 2012 - also dem Jahr nach Aussetzung der Wehrpflicht - noch bei 32,8 Prozent und ging dann kontinuierlich zurück. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 164.560 Dienstposten - als Ziel peilt die Bundesregierung bis 2031 eine Zahl von 203.000 an.

Die AfD nannte die Zahlen in der Zeitung "desaströs" und forderte eine Reaktivierung der Wehrpflicht. Ein entsprechender Antrag werde vorbereitet, sagte der verteidigungspolitische Sprecher Rüdiger Lucassen.

Die Zahl der dienenden Soldaten lag 2022 bei 183.100, wobei der Löwenanteil mit 64 Prozent auf Soldaten auf Zeit entfiel. Den Rest machten Berufssoldaten (31 Prozent) und freiwillig Wehrdienst leistende Frauen und Männer (5 Prozent) aus. Zum Vergleich: 1990, zum Ende des Kalten Kriegs, hatte die Truppenstärke noch insgesamt 509.100 Soldaten betragen, davon waren 41 Prozent Wehrpflichtige. Deutlich gestiegen - wenn auch insgesamt gering - ist im vergangenen Jahr mit dem russischen Überfall auf die Ukraine die Zahl der Kriegsdienstverweigerer unter den aktiven Soldaten: Mit 235 kletterte sie um 34 Prozent im Vergleich zu 2021.

Auf die Frage, wie die Bundeswehr die unbesetzten und neuen Stellen füllen will, antwortete das Ministerium eher allgemein. "Die Konkurrenz um das fachlich passende und benötigte Personal wächst", hieß es. Konkret wurden "eine stärkere Präsenz auf Messen und vergleichbaren Veranstaltungen" nach den Corona-Lockerungen genannt. Nach Auffassung der AfD sehen "viele Experten" in der Aussetzung der Wehrpflicht "die Ursache für die Personalprobleme der Bundeswehr".

In den vergangenen Wochen war eine Debatte um die Wehrpflicht und ihre mögliche Wiedereinführung entfacht. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die Aussetzung durch die schwarz-gelbe Bundesregierung 2011 als Fehler bezeichnet. FDP-Chef Christian Lindner sprach hingegen von einer Gespensterdiskussion. (dpa)