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Brückenpetitionen setzen Landespolitik unter Druck

Im Rabenauer Grund verschwindet über Nacht die Arthur-Lohse-Brücke aus dem Landschaftsbild. Quer durch die Fraktionen im Landtag führt das nun zu Reaktionen.

Von Roland Kaiser
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Erinnerungen an gute Wanderzeiten: Bis März 2021 ließ sich von Freital aus der Sagenweg auf Rabenauer Flur auf direktem Wege erreichen.
Erinnerungen an gute Wanderzeiten: Bis März 2021 ließ sich von Freital aus der Sagenweg auf Rabenauer Flur auf direktem Wege erreichen. © Karl-Ludwig Oberthür

Nach dem Abriss der Arthur-Lohse-Brücke im Rabenauer Grund durch den Staatsbetrieb Sachsenforst - passiert Ende September 2023 - fordern immer mehr Menschen den Wiederaufbau der Flussquerung. Nun meldet sich auch die Landespolitik zu Wort.

Antje Feiks, die für die Linkspartei im sächsischen Landtag sitzt, bezeichnet den Rückbau inzwischen als "Fehler". "Das Problem muss staatlicherseits gelöst werden." Es sei zu klären, ob und wie ein Ersatzbauwerk realisierbar ist. Die Abgeordnete verspricht: "Unsere Partei wird auch kommunalpolitisch dranbleiben." Im Landtag werde sie zu dem Thema erneut nachfragen.

Die Freitalerin Ines Kummer, Landtagsabgeordnete der Bündnisgrünen, bedauerte ebenso die Demontage der Wanderbrücke. "Ich bringe mich selbstverständlich gern in die Planungen für einen eventuellen Neubau ein, beispielsweise bei der Suche nach passenden Fördermittelprogrammen", versichert sie.

Hier käme etwa die 2021 aufgelegte Förderung für touristische Infrastruktur im Bereich Wandern und Pilgern infrage. Das Problem: Die Fördersumme sei in dem Fall bei maximal 2.000 Euro gedeckelt. "Das kann also nur ein Anschub für das Projekt sein", fügt Ines Kummer hinzu.

Christdemokraten wollen Spendenaktion unterstützen

CDU-Stadträtin Jutta Ebert klingt sich an dieser Stelle ein. "Wir haben in Aussicht gestellt, uns bei Spendenaktionen zugunsten eines Neubaus der Brücke zu beteiligen." Ihre Partei spreche sich für einen Neubau aus, "weil dadurch das Wandern im Rabenauer Grund wieder an Attraktivität gewinnt".

"Die sächsischen Wälder sollen natürlich auch den Sachsen zur Verfügung stehen", pflichtet ihr der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas bei. Auch seiner Partei liege ein gut ausgebautes Wanderwegenetz am Herzen. "Es trägt nicht nur zur Naherholung bei, sondern lockt viele Besucher in unsere Wälder." Er begrüße es, wenn sich Bürger für Wanderwege starkmachen.

Damit spielt der Sozialdemokrat auf zwei Unterschriftenaktionen an, die den Wiederaufbau der Wanderbrücke zum Ziel haben und aktuell großen Zuspruch in der Bevölkerung finden.

"Petitionen sind ein gutes Mittel, damit sich der Landtag mit Themen, die die Leute umtreiben, beschäftigt", erklärt Pallas in dem Zusammenhang. "Im Petitionsverfahren werden sich die Abgeordneten intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.“

Im Internet wird ein Brückenneubau bereits von mehr als 570 Personen unterstützt. Parallel dazu unterzeichneten die in den Stadtgebieten von Freital und Rabenau ausgelegten Unterschriftenlisten ebenso mehrere hundert Menschen, wie die Initiatoren mitteilen. Voraussichtlich bis Ende Februar besteht dafür noch die Möglichkeit. Im Anschluss daran sollen die Unterlagen öffentlichkeitswirksam dem Petitionsausschuss des sächsischen Landtages überreicht werden.

Fehlentscheidung fiel vor zwei Jahrzehnten

Rückblick: Unbemerkt von der Öffentlichkeit ließ Sachsenforst Ende September 2023 die nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 errichtete Flussquerung abreißen. Bereits gut zwei Jahre vor deren Rückbau war die Holzkonstruktion für Wanderer gesperrt worden. Begründet wurde dies mit der "Wahrung der Verkehrssicherungspflicht".

"Die Arthur-Lohse-Brücke muss nach den Feststellungen von Sachsenforst im Ergebnis einer statischen Prüfung abgebrochen werden, da sie nicht mehr sicher ist", teilte das Pirnaer Landratsamt wenige Tage vor der Nacht- und Nebelaktion auf SZ-Anfrage mit. "Die Brücke wurde in einer ungeeigneten Bauweise errichtet, die dem feuchten, wenig von der Sonne beschienenen Standort nicht gerecht wird. Die Fehlentscheidung wurde vor 20 Jahren getroffen und kann objektiv nicht korrigiert werden."

Keine Brücke mehr über der Roten Weißeritz: Dieser Zustand soll nach Ansicht vieler Menschen nicht von Dauer sein. Auch Landtagsabgeordnete fordern inzwischen einen Ersatzbau.
Keine Brücke mehr über der Roten Weißeritz: Dieser Zustand soll nach Ansicht vieler Menschen nicht von Dauer sein. Auch Landtagsabgeordnete fordern inzwischen einen Ersatzbau. © D. Kadner

Geht es nach dem Willen der Petenten, soll es bei diesem Zustand keinesfalls bleiben. Denn, so heißt es in einer der Bittschriften: "Mit dem Wegfall dieser Flussquerung ist der Sagenweg aus Richtung Freital und damit für die Mehrheit der Wanderer im Rabenauer Grund nicht mehr erreichbar. Von Rabenau aus ist er zur Sackgasse und damit deutlich unattraktiver geworden."

Der Sagenweg sei nicht nur ein Wanderweg mit Ausblicken und Naturerlebnissen. Er erfülle mit seiner kulturhistorischen Bedeutung auch einen Beitrag zur Volksbildung und Heimatverbundenheit. Momentan würden Wanderer vermehrt die neben der abgerissenen Flussquerung befindliche Eisenbahnbrücke nutzen. Das jedoch könne lebensgefährlich sein.

Bürgermeister hat klare Zukunftsvision

"Das Kernproblem an dieser Stelle ist, dass die Brücke in Hinblick auf die Hochwassersituation eine Dimension erreichen müsste, die mit dem Landschaftsbild nicht vereinbar ist", ließ das Landratsamt in Pirna mit Blick auf einen möglichen Neubau wissen. Die Durchlassfähigkeit müsse gewährleistet bleiben. Zudem sei der Wanderwegeausbau eine kommunale Angelegenheit.

Ines Kummer aus Freital sitzt für die Bündnisgrünen im Landtag. Sie plädiert dafür, dass sich alle Beteiligten endlich an einen Tisch setzen und eine Lösung für den Rabenauer Grund herbeiführen.
Ines Kummer aus Freital sitzt für die Bündnisgrünen im Landtag. Sie plädiert dafür, dass sich alle Beteiligten endlich an einen Tisch setzen und eine Lösung für den Rabenauer Grund herbeiführen. © Daniel Schäfer

Rabenaus Bürgermeister Thomas Paul (CDU) hat bereits klare Vorstellungen von dem, was im Rabenauer Grund entstehen könnte. Er plädiert für eine Konstruktion aus Carbonbeton, an dem die TU Dresden forscht. Dabei handelt es sich laut Experten um einen synthetischen, nicht-metallischen Bau- und Verbundwerkstoff, der ähnlich dem Stahlbeton ist. Er bestehe aus den zwei Komponenten Beton und einer Bewehrung aus Kohlenstofffasern in Form von Matten und Stäben. Schon mehrere Bauwerke im Freistaat, darunter eine Straßenbrücke in der Lausitz, wurden unter Verwendung dieses Materials errichtet.

Nach Ansicht von Ines Kummer sollten alle Beteiligten – also kommunale Vertreter, des Staatsbetriebs Sachsenforst, der Landestalsperrenverwaltung, der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft als Betreiberin der dort verkehrenden Weißeritztalbahn, Wanderwegewarte und der Heimatverein – gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Dabei müssten die Rahmenbedingungen und die zu erwartenden Kosten für einen Neubau transparent auf den Tisch, so die Bündnisgrüne.

Im Moment gibt es nach Auskunft der Rabenauer Stadtverwaltung keine Möglichkeit, die Rote Weißeritz zwischen dem Wanderweg Rabenauer Grund und dem Sagenweg beziehungsweise Paul-Laue-Steig zu überqueren. "Wanderern des Sagenweges empfehlen wir, den gleichen Rückweg bis zum Semmelsteig zu nehmen und diesem nach rechts talabwärts zu folgen. Dort gibt es dann die Möglichkeit, die Bahngleise der Weißeritztalbahn zu überqueren und mittels einer Brücke kurz vor der Rabenauer Mühle wieder auf den Wanderweg Rabenauer Grund zu gelangen."