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Wer wird in Waldheim neuer Bürgermeister?

Drei Kandidaten stellen sich zur Bürgermeister-Wahl. Neben Amtsinhaber Steffen Ernst (FDP) wollen Christian Wesemann (AfD) und Tobias Busch (parteilos) ins Rathaus einziehen.

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Steffen Ernst, Christian Wesemann und Tobias Busch wollen Bürgermeister in Waldheim werden.
Steffen Ernst, Christian Wesemann und Tobias Busch wollen Bürgermeister in Waldheim werden. © SZ-Bildstelle

Waldheim. Nach sieben Jahren im Amt stellt sich Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) wieder zur Wahl. Zwei Kandidaten gehen mit ihm am 12. Juni ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus: Christian Wesemann (AfD) und Tobias Busch als parteiloser Einzelkandidat.

Erhält keiner der Kandidaten am 12. Juni die absolute Mehrheit der Stimmen, werden die Waldheimer am 3. Juli erneut an die Wahlurnen gerufen. Wir haben die Kandidaten gefragt, was ihnen wichtig ist.

Welches Problem möchten Sie als erstes angehen?

Steffen Ernst: An meine bisherige Arbeit anknüpfen und markante Ruinen im Stadtgebiet abreißen, von denen eine akute Gefahr ausgeht. Weitere Gespräche mit den neuen Eigentümern der „Alten Post“ führen, um ein Nutzungskonzept abzustimmen. Eine eingezäunte Tobewiese für Vierbeiner im Stadtgebiet ist der Wunsch vieler – Gedanken zur Umsetzung möchte ich diskutieren.

Christian Wesemann: Grundsächlich ist es von enormer Bedeutung, dass die Bürger Waldheims ein entscheidendes Mitspracherecht bei der Gestaltung der Stadt Waldheim eingeräumt bekommen. Es muss dringend eine mindestens monatliche Bürgersprechstunde eingeführt werden, wo sich jede Fraktion mit einem Vertreter den Wünschen, Sorgen und Nöte der Bürger stellt.

Tobias Busch: Als erstes möchte ich die Waldheimer mit dem Rathaus näher zusammenbringen. Viele sind unzufrieden mit der Reaktionszeit auf ihre Anliegen. Kleinere Angelegenheiten könnten schon kurzfristig digital abgebildet werden, um die Arbeit für Verwaltung und Bürger zu erleichtern. Außerdem braucht Waldheim unbedingt einen zentrumsnahen Treffpunkt für die Jugend.

Eine attraktive und belebte Innenstadt liegt allen Kandidaten am Herzen.
Eine attraktive und belebte Innenstadt liegt allen Kandidaten am Herzen. © Dietmar Thomas

Was wäre wichtig, damit die Innenstadt attraktiv bleibt?

Steffen Ernst: Die Nutzung der lokalen Angebote fördern und unsere Gewerbetreibenden unterstützen – ihnen verdanken wir unsere attraktive Innenstadt. Ordnung und Sicherheit spielen eine große Rolle, wie auch der Einsatz unseres Citymanagers für Handel, Kultur und Tourismus – damit unsere Perle im Zschopautal auch über die Stadtgrenzen hinaus positiv wahrgenommen wird.

Christian Wesemann: Waldheim hat in den letzten Jahren ein enormes Problem mit der Sauberkeit der Stadt bekommen. Der Bauhof muss dringend entlastet werden. Die Linke hat in der Vergangenheit einen Antrag gestellt, wo Patenschaften für Grünflächen von Bürgern übernommen werden können. Diese Idee, welche die AfD zu 100 Prozent unterstützt, wurde in den Ausschüssen zerredet.

Tobias Busch: Um dieses Ziel zu erreichen, möchte ich vor allem die Waldheimer einbeziehen. Alle Generationen, Unternehmer, Eigentümer und Experten. Denn sie alle haben verschiedene Bedürfnisse, unterschiedliche Blickwinkel auf die Herausforderungen und nehmen Probleme unterschiedlich wahr. Ich könnte mir Ortsbegehungen mit Vertretern dieser Gruppen vorstellen.

Wo sehen Sie das größte Potenzial für Waldheim?

Steffen Ernst: Die Lage im Zschopautal ist sehr reizvoll für Tages- und Wochenendtourismus. Wichtig sind die Fertigstellung des Radweges nach Rochlitz und der S-Bahn-Anschluss an Chemnitz. Dies würde unseren Standort weiter aufwerten. Angebote zur Ansiedlung neuer Gewerbeeinheiten am Eichberg müssen durch die Betreiber des Gewerbeparks umgesetzt werden.

Der Wachbergturm inmitten von viel Grün. Im Tourismus und dem Ausbau von Rad- und Wanderwegen werden noch ungenutzte Potenziale gesehen.
Der Wachbergturm inmitten von viel Grün. Im Tourismus und dem Ausbau von Rad- und Wanderwegen werden noch ungenutzte Potenziale gesehen. © Dietmar Thomas

Christian Wesemann: Waldheim liegt im Herz der großen Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz. Gerade für Touristen ist dieser Fakt, einschließlich der wunderschönen Gegend, ein Punkt, den Waldheim ausspielen muss. Es kann nicht sein, dass der Einzelhandel für die misslungene Corona-Politik die Zeche zahlt. Die Innenstadt muss wieder belebt werden, leerstehende Häuser dürfen nicht verfallen.

Tobias Busch: Waldheim ist extrem attraktiv gelegen. Im Herzen Sachsens mit viel Grün, unendlichen Möglichkeiten zum Spazieren, Wandern, Radfahren. Hier sehe ich noch viel ungenutzte Potenziale. Sportevents und weitere touristische Angebote könnten die Region beleben. Die Lage und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind auch für Unternehmen vorteilhaft.

Was braucht Waldheim noch für den Zuzug von Familien?

Steffen Ernst: Vieles wurde bereits auf den Weg gebracht, wir haben attraktive Kindereinrichtungen, eine sehr gut sanierte Schullandschaft, Wohnungsangebote, Eigenheimstandorte sowie Seniorenresidenzen. Wir müssen unsere sehr gute Wohnlage zwischen Dresden-Leipzig-Chemnitz für Jung und Alt besser vermarkten, die Weichen dafür sind durch Stadtrat und Verwaltung gestellt.

Christian Wesemann: Grundsätzlich muss die Politik auf Landes- und Bundesebene endlich ihre Arbeit erledigen. Familien müssen in erheblichem Maß finanziell und strukturell gestützt werden. Die Stadt kann Grundstücksflächen zur Verfügung und die gesamte Infrastruktur bereitstellen, ohne ein Umdenken auf großer politischen Bühne bringt das nicht die gewünschten Ergebnisse.

Tobias Busch: Damit die Lebensqualität nicht nur beim Wohnen stimmt, müssen Kinder- und Jugendangebote für die Freizeitgestaltung geschaffen werden. Für einen Zuzug sind attraktive Jobs und eine mobile Anbindung wichtige Faktoren. Ich möchte daran arbeiten, dass es mehr familiengerechte Wohnungen gibt. Des Weiteren gilt es, neue Eigenheimstandorte zu erschließen.

Wie kann das Land stärker eingebunden werden?

Steffen Ernst: Viele junge Familien haben gerade unsere Ortsteile als Wohnbereich für sich entdeckt. Wir müssen alles daran setzen, unsere Infrastruktur und Gewerbevielfalt im gesamten Stadtgebiet zu erhalten und unsere Stadtentwicklung weiter vorantreiben. Damit kann unsere Stadt zu einem Leuchtturm in der Region und im Gesamtbild noch attraktiver vermarktet werden.

Christian Wesemann: Auch hier ist die große Politik gefragt, wo der Bürgermeister Druck machen muss, damit die Infrastruktur für die Bürger im ländlichen Raum wohlwollend angepasst wird. Der öffentliche Nahverkehr muss ausgeweitet werden, der Einzelhandel darf nicht weiter ausbluten. Die Sozialberufe wie auch die Pflegedienste müssen endlich Anerkennung für ihre Arbeit bekommen.

Tobias Busch: Dafür ist eine Vernetzung zwischen den Kommunen, Ortsteilen und Dörfern wichtig. Dies schaffen wir durch weiteren Breitbandausbau und verbesserte Verkehrsanbindungen wie Fahrradwege und ÖPNV. Wir müssen die medizinische Versorgung vor Ort sicherstellen und die soziale Infrastruktur erhalten und fördern, wie Kitas, Schulen, Kultureinrichtungen und Vereine.

Wo sehen Sie die Stadt in zehn Jahren?

Steffen Ernst: Zehn Jahre sind für Prozesse der Stadtentwicklung eine kurze Zeit, wenn ich an den Abriss der Spindelfabrik (20 Jahre) und den Radweg nach Gebersbach (seit 18 Jahren) denke. In zehn Jahren sehe ich eine weiter positiv entwickelte Stadt mit ihren Ortsteilen und zufriedene Menschen die sagen: Schön, dass wir uns damals für den Wohnstandort Waldheim entschieden haben.

Christian Wesemann: Ich kann nur hoffen, dass die sozialen Ungerechtigkeiten in zehn Jahren abgebaut sind. Die Bürger Waldheims haben es verdient, sicher und in einer wunderschönen Stadt zufrieden leben zu können. Wichtig ist, dass die Bürger endlich ein entscheidendes Mitspracherecht für die Gestaltung der Stadt bekommen. Nur so ist jeder Bürger glücklich und zufrieden zugleich.

Tobias Busch: Ich schlage die Zeitung auf und lese die Schlagzeile: Waldheim gegen den Trend – so hat es die Stadt geschafft auch für junge Menschen attraktiv zu bleiben. Generationen profitieren gegenseitig voneinander und arbeiten zusammen. Waldheim ist Anziehungspunkt der Region, hat eine starke Wirtschaft und ein pulsierendes Stadtleben mit regelmäßigen Veranstaltungen.

Persönliches

Steffen Ernst, 59 Jahre alt, wohnhaft in Waldheim, verheiratet zwei Kinder und drei Enkel. Er ist von Beruf Konditormeister und seit 2015 Bürgermeister von Waldheim. Er liest sehr gerne Reiseberichte. Essen gehen würde er gerne mit seiner Oma Elisabeth, wenn sie noch leben würde. "Sie hat mir viel beigebracht, und wir hätten uns viel zu erzählen."

Christian Wesemann, 34 Jahre alt, wohnhaft in Waldheim, verheiratet. Er hat zwei Kinder im Alter von drei Jahren und einer Woche. Er hat Physik in Leipzig und Lancaster studiert und einen den Abschluss Master of Science. Seit 2016 arbeitet er als Oberschullehrer. Zurzeit liest er das Buch "Marie Curie - Die erste Frau der Wissenschaft" von Barbara Goldsmith. Essen gehen würde er gerne mit einem der großen Physiker, wie Heisenberg, Albert Einstein, Rutherford, wenn sie noch leben würden. Vielleicht auch mit Michael Schumacher oder mit Bernd Heinrich Graf von Unheilig oder H.P. Baxxter (Scooter).

Tobias Busch, 42 Jahre alt, wohnhaft in Waldheim, verheiratet. Er hat drei Kinder im Alter von 13, acht und fünf Jahren. Busch ist Diplom-Wirtschaftsinformatiker und arbeitet als Projektleiter in der IT Branche. Dort unterstützt er Unternehmen, ihre Prozesse zu digitalisieren. Im Moment liest er eine Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendtrainer in Verein und Schule. Essen gehen würde er gern einmal mit dem Unternehmer Elon Musk.