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Polizei-Software erkennt indizierte Musik

Die sächsische Polizei hat eine Software entwickelt, mit der indizierte oder verbotene Musik automatisch erkannt werden kann.

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© dpa

Dresden. Die sächsische Polizei hat eine Software entwickelt, mit der indizierte oder verbotene Musik automatisch erkannt werden kann. Eine Referenzdatenbank, in der die dazu nötigen „Audio-Fingerabdrücke“ solcher Stücke digital hinterlegt sind, wird derzeit beim Landeskriminalamt (LKA) aufgebaut, wie dessen Präsident Jörg Michaelis bei der Vorstellung des Pilotprojekts am Mittwoch in Dresden sagte. Rund 7.000 Titel rechtsextremer Musik sind bereits in das System eingepflegt. Sachsen hofft auf eine bundesweite Übernahme des Systems.

„Dass diese Musik die Einstiegsdroge in den Rechtsextremismus ist, wissen wir“, stellte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) fest. Die Software sei deshalb ein „deutliches Zeichen in Richtung rechte Szene“, die immer neue technische Möglichkeiten für die Verbreitung ihrer Ideen finde. Mit einem Mix aus Polizei- und IT-Spezialisten sei es dem LKA Sachsen gelungen, „Waffengleichheit herzustellen“.

Die Software kann Musikstücke analysieren und entsprechende Frequenz-Profile davon erstellen. Diese werden dann mit den gespeicherten „Audio-Fingerabdrücken“ abgeglichen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten beispielsweise auch diverse Applikationen zur Musikerkennung für Smartphones. Die Polizeisoftware sei aber eine Eigenentwicklung, sagte LKA-Informatiker Marcel Karras.

Bislang habe ein Experte etwa eine Woche gebraucht, um einen Acht-Stunden-Mitschnitt eines verdächtigen Internetsenders auf indizierte oder auch strafrechtlich relevante Titel zu überprüfen, erklärte René Klose, Chef des IT-Ermittlungsservices beim LKA. Zu viel Zeit bei immer neuen Internetsendern, die ständig im Netz auftauchten. „Die können mit geringen Kosten heute schon von jedem heimischen Rechner aus betrieben werden.“

Die neue Software soll das „Abhören“ weitgehend automatisch erledigen und die fraglichen Titel mit einer Positiv- und einer Negativliste in der Datenbank abgleichen. „Am Ende muss der Experte dann nur noch die Stücke wirklich anhören, die nicht von der Software erkannt wurden“, sagte Karras.

Beim Bundeskriminalamt existiert bereits die Datenbank DAREX, in der 3600 Tonträger mit rechtsextremer Musik hinterlegt sind und die ständig aktualisiert wird - allerdings ist die rein textbasiert. Von den darin erfassten Titel sollen nun digitale Fingerabdrücke erstellt werden.

Auch die Landeskriminalämter der anderen Länder müssten bei der Pflege der neuen Datenbank helfen, forderte Ulbig. „Die Verantwortung muss dann am Ende beim Bund liegen.“ Positive Signale dafür habe er bei der Innenministerkonferenz in der vergangenen Woche in Osnabrück erhalten, wo er die Software seinen Kollegen vorgestellt habe. (dpa)