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Premiere in der Mönchskirche

Am Karsamstag fand auf dem Klostergelände ein Mittelaltermarkt statt. Das Sonntagsprogramm fiel jedoch aus.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Der betrunkene Tavernengast purzelte den amüsierten Mönchskirchenbesuchern direkt vor die Füße. Stadtführer und Lauentürmer Andreas Thronicker mimte den Trunkenbold sehr überzeugend, um anschließend völlig nüchtern zu erklären, dass den Schatz, der angeblich auf dem Klostergelände versteckt sein soll, nur von jemandem gehoben werden kann, der ohne Sünde ist. So erzählt es jedenfalls die alte Sage, welche das „Budissiner Marktgesinde“ am Karsamstag szenisch aufführte.

Weit gereiste Besucher

Der Verein, der sich im Jahre 2002 anlässlich des 1 000-jährigen Bautzener Stadtjubiläums gegründet hatte, organisierte in dem alten Gemäuer, das von der Stadt Bautzen aufwendig restauriert worden ist, einen mittelalterlichen Markt und machte damit die Mönchskirchenruine erstmals einem breiten Publikum zugängig. Den Bautzenern machte es viel Freude, diesen Platz für sich zu erobern. Aber auch weit gereiste Besucher hatten ihren Spaß an den Schwänken des Marktgesindes und den Angeboten der Handwerker. So auch Stefan Voigt aus Leipzig, der Stadt der Völkerschlacht. „Wir besuchen gerne solche Veranstaltungen, wie es sie in ähnlicher Form in Leipzig auch gibt“, sagte er. Da sein Sohn in der Schule gerade sächsische Bräuche und Traditionen kennenlernt, fand Stefan Voigt es prima, dass die Familie in Bautzen die sorbischen Bräuche hautnah miterleben konnte.

Historisches Flair

Rosemarie Romero, die neue Vorsitzende des Vereins „Budissiner Marktgesinde“, hofft, dass nun mehr Bautzener wissen, dass es ihren Verein in Bautzen gibt. Dafür, dass das Marktgesinde das erste Mal eine solche Veranstaltung in der Mönchskirche organisiert hatte, sei es sehr gut gelaufen. Sie freute sich, dass sich zahlreiche Mitstreiter fanden, die den Markt auf ihre Weise bereicherten. So zum Beispiel Seilermeister Wolfgang Schäfer, der unermüdlich für die Besucher Springseile herstellte. Dudelsackspieler Reinhard Krumbholz aus Klix spielte nicht nur in historischer Kluft auf seinem Instrument, sondern verkaufte auch seine bleiverglasten Bilder. Ritter Holger von Donnerstein, alias Holger Baldauf sorgte für historisches Flair. Die Mitglieder des „Marktgesindes“ kümmerten sich neben ihren Auftritten als Gaukler auch um Speis und Trank. So schenkte Bernd Thiele Glühwein aus, der auf dem offenen Feuer heißgemacht wurde. Ebenfalls auf einem Feuerchen buk Ines Schumann Waffeln. Andreas Schreiber betätigte sich als Bettler und Hütchenspieler. Jörg Schmieder, der sonst bei den Auftritten des Marktgesindes immer mit seinem Badefass dabei ist, bot diesmal irdenes Geschirr und Produkte aus Fell an. Falknerin Manja Nürnberger aus Kubschütz hatte ihre Vögel dabei. Die Türmerin von der neuen Wasserkunst, Gerlind Alius demonstrierte, wie man in alten Zeiten Mehl durch Zerreiben des Getreides herstellte.

Wasserturm noch gesperrt

Für den Ostersonntag waren dann Führungen und künstlerische Darbietungen im Wasserturm und in der Mönchskirchenruine geplant. Leider wurde daraus nichts. Wie Dietmar Stange, der Chef des Tourismusvereins sagte, sei ihm am Gründonnerstag mitgeteilt worden, dass der Wasserturm noch gesperrt bleiben muss, weil noch keine offizielle Übergabe stattgefunden habe. Deshalb mussten die musikalischen Beiträge, die im ehemaligen Wasserbehälter stattfinden sollten, abgesagt werden. „Entgegen der ursprünglichen Ankündigung war der Wasserturm also zu Ostern auch für Führungen nicht begehbar“, sagte Dietmar Stange. Viele Bautzener und Besucher hätten sich deshalb bei ihm beschwert, aber der Tourismusverein habe dies leider nicht zu verantworten. Insgesamt hätte die Kälte am Ostersonntag sich natürlich auf die Besucherzahlen ausgewirkt. Dennoch hätten über die gesamten Osterfeiertage viele fleißige Helfer ihr Bestes gegeben, sodass es für alle ein schönes Erlebnis wurde.