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Pro Kind ein neuer Baum

Beim nächsten Stadtrat sollen Unterschriften für mehr Grün in Meißen übergeben werden – dabei soll es aber nicht bleiben.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Anfangs sei es schwierig gewesen, die Meißner zu bewegen. „Doch dann haben viele auf den Unterschriftenlisten unterschrieben oder im Internet ihre Stimme abgegeben“, erzählt Sabine Wasnick. Sie arbeitet im Aktionsbündnis Grünes Meißen mit. Das will vor der Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch mehrere Hundert Unterschriften an Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) und Vertreter des Stadtrates übergeben.

Sie stammen aus einer am 6. September vergangenen Jahres gestarteten Online-Petition für den Erhalt der Linden vor dem Theater unter dem Motto „Meißen braucht Grün – stoppt sinnlose Baumfällungen“. Zum Ende der Petition am 5. März wurden 963 Unterstützerstimmen gezählt, davon 714 aus Meißen. Damit wurde die für Meißen notwendige Anzahl von 610 Stimmen, die gültig für die Abstimmung sind, deutlich überboten.

Allerdings geht es längst um mehr als um die beiden inzwischen gefällten Theaterlinden. Es geht um Grundsätzliches. Es geht darum, dass Meißen ein Baumkataster erhalten soll, das öffentlich einsehbar ist, damit sich die Bürger informieren können, wo es welche Bäume in der Stadt gibt und was mit ihnen geschieht. Es geht darum, dass die Stadt einen Landschaftsplan hat, der sagt, wo es neue Bäume geben soll. Und natürlich geht es vor dem Hintergrund des Klimawandels um den Erhalt großer, alter Stadtbäume, die besonders wichtig für das Stadtklima sind.

„Warum können diejenigen, die sich für den Baumschutz einsetzen, nicht einbezogen werden, etwa bei der Gestaltungssatzung?“, fragt Grit Yildiz, die Initiatorin der Online-Petition.

„In Meißen wurden in den vergangenen Jahren viele große, alte Bäume ohne stichhaltige Gründe gefällt – Weiden am Elbufer, Linden in der Marienhofstraße, Silberpappel an der Loge und viele mehr. Als Begründung der Fällaktionen vorgebrachte Sicherheitsprobleme und Baumkrankheiten stellten sich im Nachhinein als weitgehend unbegründet heraus“, heißt es auf der Petitionsseite. Und: „So entsteht der Eindruck, dass Bäume, insbesondere große und alte Bäume, von der Stadtverwaltung ausschließlich als Sicherheitsrisiko und Kostenfaktor angesehen werden.“

Davon will Oberbürgermeister Raschke nichts wissen. Während der Vorstellung von Aufforstungsarbeiten im Stadtwald am Dienstag (die SZ berichtete) erklärte er: „Ich bin absolut für Grün in der Stadt, aber wir müssen die Verkehrssicherheit garantieren. Wir müssen verhindern, dass Dinge oder Menschen durch umstürzende Bäume zu Schaden kommen.“

Auf der Petitionsseite gibt es Vorschläge von Unterzeichnern, wie und warum man Grün in der Stadt haben sollte. So schreibt Karsten Wiche: „Mein Vorschlag wäre, für jedes neu geborene Meißner Kind in der Stadt einen Baum zu pflanzen.“ Manuela Heine (Meißen) argumentiert: „Wo alte Bäume gepflegt werden, können sie auch gut erhalten werden. Dazu sollte es auch ausreichend Neupflanzungen geben, mit Blick auf nachfolgende Generationen.“ Und schließlich sagt Olaf Perßen, ebenfalls aus Meißen – um nur drei Stimmen zu nennen: „Für mich sind mehr Bäume und mehr Grün in der Stadt wichtig. Es ist schöner, im Sommer kühler und die Stadt sieht interessanter aus.“

Eine Vorstellung der Petition im nächsten Stadtrat unter einem eigenen Tagesordnungspunkt wurde zwar abgelehnt, aber in der Bürgerfragestunde soll das Aktionsbündnis Grünes Meißen zu Wort kommen.