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Prossener Schlossherren begeistern die Denkmalschützer

Zum Richtfest gibt es einmalige Einblicke in das Gebäude in Bad Schandau. Das ließen sich auch ehemalige Bewohner nicht entgehen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Auf dieser Baustelle hat Familie Karsten früher gelebt. Das heißt, als sie noch keine Baustelle war. „Ich bin hier aufgewachsen. Dort drüben war die Wohnung meiner Eltern“, erzählt Hans-Jürgen Karsten. Er kann bei seinem Rundgang im Rittergut Prossen nur staunen, wie das jetzt alles aussieht. Am Freitag kam er mit seiner Frau Angelika zum Richtfest, um den neuen Eigentümern zu danken, wie schön sie das Haus wieder herrichten wollen. Vom Stuck an der Decke des Raumes im ersten Stock wusste lange Zeit niemand etwas, weil die Decke abgehangen war. „In dem Raum haben früher die Urlauber Fernsehen geguckt“, berichtet Karsten.

Schloss feiert Richtfest

Angelika und Hans-Jürgen Karsten sind ehemalige Bewohner beziehungsweise Nachbarn und bedanken sich bei Bauherr Torsten Wiesner (l.) für sein Engagement.
Angelika und Hans-Jürgen Karsten sind ehemalige Bewohner beziehungsweise Nachbarn und bedanken sich bei Bauherr Torsten Wiesner (l.) für sein Engagement.
Die Stuckarbeiten stammen aus dem Barock.
Die Stuckarbeiten stammen aus dem Barock.
Wegen dieser maroden Holzbalken gerät die Baustelle nun jedoch in Verzug.
Wegen dieser maroden Holzbalken gerät die Baustelle nun jedoch in Verzug.

Doch nicht nur ehemalige Bewohner sind beeindruckt, was hinter dem Gerüst und unter Planen getan wird. Für Dr. Ralf-Peter Pinkwart vom Landesamt für Denkmalpflege spielen die Stuckarbeiten „in einer Liga mit dem Palais im Großen Garten in Dresden“. Von der Qualität sei das das Beste, was das Land Sachsen zu bieten habe. Er spricht auch nicht von einem Rittergut, sondern vom Schloss Prossen. „Nach dem adligen Charakter sollte man das so bezeichnen“, sagt er.

Was die Bauherren Jutta und Torsten Wiesner im letzten Jahr vollbracht haben, sei aus Sicht des Denkmalschützers eine außergewöhnliche Leistung. Was sie auch in Angriff nahmen, überall trafen sie auf bauliche Provisorien, die nach normalem Ermessen eigentlich gar nicht halten konnten. „Der Bauzustand war haarsträubend“, sagt er. Über Jahrhunderte wurde immer wieder gestückelt und ausgebessert. In vor sich hin modernden Holzdecken wurden einfach weitere Balken eingeschoben, ohne aber das Schadholz zu entfernen. Auf dem Dach fanden die Architekten Konstruktionen vor. „Die gibt es eigentlich gar nicht“, so Pinkwart. Deshalb war der Dachstuhl auch kaum noch zu retten.

Nun ist das Dach stabil und endlich wieder dicht. Kaum war am Freitagnachmittag der letzte Nagel in den malträtierten Dachsparren eingeschlagen, ging ein Wolkenbruch mit lautem Knall über dem Haus hernieder. Vorsorglich war bereits drinnen für die Bauleute gedeckt.

Bauherr Torsten Wiesner ist froh, dass er mit erfahrenen Firmen zusammenarbeitet. „Noch wichtiger aber ist, dass sie unseren Enthusiasmus teilen und die Seele des Hauses verstehen“, sagt Wiesner. Etwa drei Millionen Euro sind für die Sanierung eingeplant. Ob das reicht, ist noch lange nicht entschieden. Erst vor wenigen Tagen wurde die Holzdecke geöffnet, an dem das Gewölbe des Gartensaals hängt. Dicht an dicht liegen dort Holzbalken, aber kaum einer ist intakt. „Das wird uns im Plan wohl ein paar Wochen zurückwerfen“, sagt Torsten Wiesner, der mit seiner Frau in Dresden als Apotheker arbeitet.

Zu einem Drittel wird das Bauprojekt finanziell gefördert. Zehn Ferienappartements sollen entstehen. Die Wiesners freuen sich, dass sie so viel positive Resonanz erfahren. Ausdrücklich erwähnt Torsten Wiesner den Chef des Tourismusverbands Sächsische Schweiz, Klaus Brähmig. „Er unterstützt uns seit dem ersten Tag.“

Die benachbarten Karstens wollen wiederkommen, wenn im Frühjahr nächsten Jahres alles fertig ist. Dann vielleicht in größerer Stärke, schließlich gingen ihre Kinder einst im Schloss zum Kindergarten.