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Puhdys-Sänger wird 75

Jahrzehntelang war Dieter Birr die unverwechselbare Stimme der Puhdys. Mit über 70 mag er die Bühne immer noch nicht missen.

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Dieter "Maschine" Birr, Frontmann der Rockband Puhdys tritt während eines Konzertes der Wintertour "Heilige Nächte" in der Getec-Arena auf.
Dieter "Maschine" Birr, Frontmann der Rockband Puhdys tritt während eines Konzertes der Wintertour "Heilige Nächte" in der Getec-Arena auf. © Jens Wolf/dpa

Berlin. "Mein Leben ist der Rock`n Roll, ich bin dabei mit Leib und Soul. Ich mache die totale Aktion, ich ziehe durch bis zu meiner Pension." So beginnt einer der bekanntesten Songs der Puhdys: "Rockerrente" - und drei Jahre nach dem Band-Aus trifft noch immer fast jede dieser Zeilen auf deren Frontmann Dieter Birr zu. Aber an Pension denkt der Musiker, der am 18. März 75 Jahre alt wird, immer noch nicht.

Längst schon hat er deutsche Rockgeschichte geschrieben. Birr alias "Maschine", jahrzehntelang die Stimme der Puhdys, könnte sich zufrieden vom Bühnenleben verabschieden, um sich etwa ausgiebig um die Enkelinnen Annabell und Amelie zu kümmern oder mit seiner Frau Sylvia um die Welt zu reisen. Doch die "Rockerrente" wäre nichts für den sympathischen Hünen mit der Lederjacke.

Vor fünf Jahren, als es die Puhdys noch gab, schrieb er in seiner Autobiografie: "Nun bekomme ich tatsächlich Rente, kann die Finger aber trotzdem nicht vom Musikmachen lassen. (...) Es ist eine Leidenschaft und unser, mein Lebensinhalt."

Der Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist hat schon musikalische Pläne bis ins Jahr 2020 hinein. "Mein Beruf hält jung - man ist immer in Action", sagt er kurz vor seinem Geburtstag in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Dem 1,90 Meter großen Musiker ist sein Alter nicht anzusehen und anzumerken.

Auch den Vorabend seines halbrunden Geburtstages wird er auf der Bühne verbringen - in Sachsen. " 'ne große Fete mach ich nicht. Ich hatte mein ganzes Leben lang Party", sagt Birr. Einen großen Wunsch hat er aber noch: "Ich würde mich freuen, wenn mal Keith Richards mit auf die Bühne kommt." Dann stünden zwei Stars gemeinsam am Mikro, die fast genauso alt sind.

© Sebastian Kahnert/dpa

"Alt wie ein Baum", "Das Buch", "Wenn ein Mensch lebt" und und und: Dutzende Hits aus DDR-Zeiten und auch aus den Jahren nach dem Mauerfall sind von der typischen Reibeisen-Stimme Birrs geprägt. Fast ein halbes Jahrhundert war "Maschine", gelernter Universalschleifer, die Stimme der Puhdys. Bis zum Fall der Mauer wurden sie zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt. Er schrieb auch die meisten Songs der Band, zu deren Abschiedskonzert im Januar 2016 rund 11 500 Fans kamen.

Danach ging es für den fleißigen Sänger Birr, der gerne mit Sonnenbrille auf der Bühne steht, nahtlos weiter. Nur wenige Monate nach dem letzten Puhdys-Konzert erschien sein Solo-Album "Neubeginner". Es war schon seine dritte Solo-LP - nach der DDR-Produktion "Intim" (1986) sowie "Maschine" (2014).

Für seine Solo-Projekte holt "Maschine" Musiker mit auf die Bühne, die in der Szene einen guten Ruf haben - etwa Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker und Karat-Bassist Christian Liebig. "Ich bin zufrieden, dass ich so tolle Musiker um mich hab", sagt der Sänger bescheiden.

Wenn Birr tourt, stehen meist mehrere Generationen auf der Bühne. Für seine "Alle Winter wieder"-Tour samt viertem Solo-Album Ende 2018 engagierte er etwa Prinzen-Sänger Tobias Künzel (54), Schlagersängerin Kerstin Ott (37 - "Die immer lacht") und die damals zehnjährige Violinistin Gina-Sophie Gaebelein. "Dieses Jahr wollen wir wieder eine Winter-Tour machen, mit anderen Gästen", kündigt Birr an.

Abwechslung im Beruf, Konstanz im Privatleben: Seit 40 Jahren ist der Musiker mit seiner Frau Sylvia verheiratet. Sie begegneten sich einst in einem Hotel in Neubrandenburg, wie er in seiner 2014 erschienenen Autobiografie schildert. Damals war sie dort Praktikantin. "Es war augenblicklich um mich geschehen, und ich hätte sie am liebsten sofort mitgenommen ... " Wenige Wochen später stand für die beiden fest: Wir heiraten. Nun hat die Ehe die Puhdys überdauert.

Die erfolgreiche Band wäre in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert alt geworden. Birr ist derzeit mit einer Talkshow "50 Jahre Puhdys" auf Tour. "Da erzähle ich, was ich alles erlebt habe und mache auch Musik", berichtet er. Gibt es im Jubiläumsjahr vielleicht auch noch ein Puhdys-Comeback - einmalig oder für länger? Birr: "Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die das gerne hätten. Aber wir haben gesagt, es ist wirklich der Abschied." Und weiter: "Es ist nicht einfach, loszulassen. Ich hab mich inzwischen daran gewöhnt." (dpa)