Dresden
Merken

Putzi-Mitarbeiter legen Arbeit nieder

Das Zahncreme-Werk in der Dresdner Neustadt ist am Donnerstag bestreikt worden. Was die Angestellten fordern.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Streik bei Putzi -  Dental-Kosmetik,.
Streik bei Putzi - Dental-Kosmetik,. © René Meinig

Dresden. Im Streit um bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen haben Beschäftigte der Dental-Kosmetik Dresden am Donnerstag die Arbeit niedergelegt. In dem Werk an der Katharinenstraße wird unter anderem die Kinderzahnpasta "Putzi" hergestellt. Seit Mai letzten Jahres liefen die Verhandlungen zwischen der Geschäftsleitung und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), sagte Bezirksleiter Gerald Voigt am Donnerstag. Ein Drittel der Belegschaft verdiene monatlich gut 1800 Euro brutto und damit weniger, als es der Flächentarifvertrag der chemischen Industrie vorsieht. Im Jahr 2000 war Dental-Kosmetik aus dem Vertrag ausgetreten. Bereits Ende letzten Jahres hatten Mitarbeiter gestreikt.

Die Geschäftsleitung rief die Gewerkschaft am Donnerstagnachmittag dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Die Öffentlichkeit sollte wissen, dass wir uns bereits im Sommer vergangenen Jahres kurz vor der Ziellinie befanden", sagte Geschäftsführerin Britt Schendekehl. Man habe eine Lohnerhöhung um 14,2 Prozent über vier Jahre angeboten. "Wir als traditionsbewusster kleiner Dresdner Mittelständler sind kein global agierender Chemiekonzern. Unser Angebot ist wirtschaftlich vertretbar." Alles Weitere würde das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen, so Schendekehl weiter. "Von daher erwarten wir, dass die IG BCE behutsam und mit Augenmaß vorgeht." Das Angebot von Dental-Kosmetik bleibe bestehen.

Die IG BCE fordert unter anderem höhere Gehälter, die sich am Manteltarifvertrag der chemischen Industrie orientierten, eine Erhöhung des 13. Monatseinkommens sowie eine tarifliche Festschreibung des Urlaubsgeldes.

Die Streikenden in ihren Warnwesten. 
Die Streikenden in ihren Warnwesten.  © René Meinig

Dental-Kosemtik mit über 110 Mitarbietern gehört zu den Traditionsunternehmen der sächsischen Landeshauptstadt. Vor 112 Jahren begann der Dresdner Apotheker Ottomar Heinsius v. Mayenburg damit, Zahnpasta anzurühren, in Tuben abzufüllen und zu verkaufen. Dies gilt als Geburtsstunde der modernen Zahnpflege. Seitdem produziert das Unternehmen durchgängig in Dresden. Schon nach wenigen Jahren war der Name Chlorodont zum Synonym für Zahnpasta geworden. Bis 1924 entwickelten sich die Leo-Werke, der Vorläufer der Dental-Kosmetik, zum größten europäischen Zahncremehersteller mit 1.000 Mitarbeitern und weltweit 27 Niederlassungen. In der DDR wurden die Leo-Werke zum sozialistischen Vorzeigebetrieb umgebaut. Nach der Wende meisterte das Unternehmen, unter dem neuen Namen Dental-Kosmetik, die Rückkehr in die freie Marktwirtschaft.

Zuletzt verließen täglich rund 300.000 Tuben Zahncreme und 30.000 Flaschen Mundwasser das Dresdner Firmengelände. 2017 erzielte das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 32,2 Millionen Euro und einen Gewinn von etwa 2,5 Millionen Euro, wie aus dem Unternehmensregister hervorgeht. (SZ/sr)