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Qimonda-Fabrik wird endgültig stillgelegt

Der Insolvenzverwalter hat das Aus für Ostsachsens größten Betrieb verkündet. Die noch 200 Mitarbeiter haben jetzt viel zu tun - sie verkaufen die Maschinen.

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Von Georg Moeritz

Dresden. Die Qimonda-Fabrik in Dresden wird nie wieder Mikrochips produzieren. In den Reinräumen im Dresdner Norden läuft der Ausverkauf der Maschinen. Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat die „Betriebsstilllegung“ zum Ende des Jahres angekündigt.

Jaffés Sprecher Sebastian Brunner sagte der SZ gestern, von nun an gehe es um die „Verwertung“ der Gebäude und Maschinen. Bisher hatte der Verwalter betont, er suche einen Käufer für den gesamten Qimonda-Konzern – aber es hat sich keiner gemeldet. Brunner sagte nun, es bleibe beim Bemühen, „Qimonda zumindest in Teilen zu erhalten, um Technologie und Mitarbeiter in Dresden zu halten“.

Doch tatsächlich verschwinden immer mehr Mitarbeiter und Maschinen. Brunner sagte, der Verwalter müsse die Belegschaft weiter reduzieren – im Interesse der Gläubiger. Jetzt sind noch 200 Beschäftigte im Werk, im nächsten Monat sollen es 150 sein, darunter die beiden Geschäftsführer Frank Prein und Wolfgang Schmid. Sie sollen die Technik den Interessenten vorführen. Konzernchef Kin Wah Loh, der aus Malaysia stammt, hat Qimonda dagegen verlassen.

Auf der Messe „Semicon West“ in San Francisco hat Qimonda vor einigen Tagen Maschinen angeboten – „durchaus erfolgreich“, wie Brunner sagte. Die Messe hat neue Interessenten angelockt. Dem Vernehmen nach haben unter anderem Kanadier und Russen jüngst Maschinen und Hallen in Dresden besichtigt. Die Gebäude sind außer dem abseits gelegenen Haus „Qimonda West“ noch nicht verkauft. Der Teileverkauf kann nach der Erwartung des Insolvenzverwalters bis ins nächste Jahr dauern. Dann sollen noch gut 100 Qimonda-Beschäftigte im Werk sein.

Der Betriebsrat hat der Stilllegung zugestimmt. In seiner Mitteilung an die Belegschaft ist von einem neuen Sozialplan für die verbliebenen Arbeitnehmer die Rede. „Das war’s dann“, sagte ein Betriebsratsmitglied zur SZ. Nach seinen Angaben laufen zwar noch die Kälte- und Absauganlagen, um die Reinräume betriebsbereit zu halten. Doch die Leistung werde heruntergefahren, um die Stromrechnung der Dresdner Stadtwerke zu verringern. Einige Anlagen würden bereits entleert. Ein Teil der Qimonda-Beschäftigten habe Aufgaben des Wachdienstes übernommen, für die zuvor Dussmann-Mitarbeiter zuständig waren.

Die ausscheidenden Qimonda-Beschäftigten können weiterhin zur Transfergesellschaft PTG wechseln, für drei Monate. 2065 sind dort bisher aufgenommen worden. Davon haben 325 eine neue Arbeit gefunden, sagte der Dresdner PTG-Geschäftsstellenleiter Harald Boden gestern. Allerdings übernahm kein Betrieb ganze Gruppen, auch nicht der Solaranlagen-Produzent Solarworld mit Werk in Freiberg.

Eine schottische Personalvermittlung hat in diesem Monat Gespräche mit 22 ausgewählten Bewerbern geführt und dann fünf in die engere Wahl genommen. Ein Betriebsrat sagte der SZ: „Die Leute verstreuen sich so langsam in alle Winde.“ Vor allem jüngere Kollegen finden nach seinen Worten Arbeit in den alten Bundesländern, etwa in Baden-Württemberg oder Hamburg. Einige Beschäftigte haben allerdings noch gar nicht ernsthaft mit der Stellensuche begonnen: Sie setzen Hoffnung auf den Rechtsweg und wollen die Einstellung bei ihrem früheren Arbeitgeber Infineon erzwingen.