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Fußgängertunnel für eine dreiviertel Million

Sind 760.000 Euro für 40 Meter Weg zu teuer oder gut angelegtes Geld? Diese Frage musste jetzt in Radeberg entschieden werden.

Von Thomas Drendel
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Die Brücke Dresdner Straße am Kaiserhof in Radeberg muss erneuert werden. Die Stadt will eine zusätzliche Unterführung für Fußgänger am Röderufer entlang. Die muss sie allerdings selber bezahlen.
Die Brücke Dresdner Straße am Kaiserhof in Radeberg muss erneuert werden. Die Stadt will eine zusätzliche Unterführung für Fußgänger am Röderufer entlang. Die muss sie allerdings selber bezahlen. © Thorsten Eckert

Radeberg. Um diese Entscheidung waren die Stadträte nicht zu beneiden: Soll die Stadt Radeberg 760.000 Euro für den Fußgängertunnel unter der Dresdner Straße ausgeben oder nicht? Das ist ein großer Batzen Geld für ein geschätzt 40 Meter langes Wegstück, gerade angesichts wegbrechender Steuereinnahmen durch den Corona-Lockdown.  Zudem könnte es noch viel teurer werden und ob es auch nur einen Cent Unterstützung  vom Freistaat gibt, ist fraglich.

Trotz der Risiken musste eine Entscheidung her. Denn das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) sitzt derzeit über den Planungen für die Brücke Dresdener Straße über die Große Röder. Entweder wird der Tunnel für Fußgänger und Radfahrer jetzt mit geplant oder nie. Detlev Dauphin, Fraktionschef der Freien Wähler, ist dagegen, diese Summe bereitzustellen. „Ich bin mir sicher, dass es bei der jetzt kalkulierten Summe nicht bleibt. Die Kosten werden steigen. Wir haben keine Förderzusage. In der gegenwärtigen Situation haben wir das Geld einfach nicht.“ 

Unterführung wichtig für Radfahrer

CDU-Stadträtin Ingrid Petzold ist für die Unterführung. „Ich weiß, das ist eine große Summe, dennoch bin ich dafür, sie auszugeben“, sagte sie. Wenn die Unterführung jetzt nicht gebaut würde, komme sie nie. „Die Brücke steht die nächsten hundert Jahre. Eine oberirdische Querungsmöglichkeit der Dresdner Straße wird es an der Stelle auch nicht geben. Dann wird das Grüne Band an der Großen Röder, das ja als Gesamtkonzept geplant ist, an der Stelle nicht durchgängig begehbar sein. 

Auch Gabor Kühnapfel von der Fraktion SPD/Linke/Grüne ist für den Bau der Unterführung. „Trotz der hohen Summe ist das ein Schnäppchen. So günstig bekommen wir sie nie, würden wir sie selber bauen.“ Für Ulrich Hensel (Fraktion SPD/Linke/Grüne) ist es wichtig, dass an der Stelle Fußgänger und Radfahrer die Dresdener Straße gefahrlos queren können. „Dieser Weg ist dann Gold wert. Dort führen fünf Routen entlang, die im Radkonzept der Stadt festgelegt wurden. Wir sollten die Unterführung bauen.“ 

Mindestens acht Monate Bauzeit für die Brücke

Am Ende entschied sich auch die Mehrheit der Stadträte für die Unterführung. Mit 15 Ja- und fünf Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung votierten sie für den Vorschlag. Wann es  allerdings soweit und die Brücke Dresdner Straße in der Nähe des Kaiserhofes erneuert wird, ist noch unklar. „Aufgrund des derzeitigen Planungsstandes sind noch keine belastbaren Angaben zu einem Baubeginn möglich“, teilt Franz Grossmann vom Lasuv mit. Mit einem Baubeginn bereits im nächsten Jahr sei allerdings nicht zu rechnen. Nach aktueller Planung wird die Bauzeit voraussichtlich mindestens acht Monate dauern. 

Der Grund für die Arbeiten: Laut Lasuv ist die Standsicherheit beeinträchtigt. „Aufgrund des Bauwerkszustandes ist ein Neubau der Brücke sowie eine neue Stützwand vorgesehen. Die Kosten belaufen sich nach heutigem Stand auf etwa 1,5 Millionen Euro, ohne Unterführung." Die 760.000 Euro kommen also noch obendrauf. 

Die neue Brücke soll wieder in Bogenform ausgeführt werden. Durch die Fußgängerunterführung wird die Form aber von der jetzigen abweichen. Wie die Unterführung im Detail gestaltet wird, ist noch unklar. Die Planungen dazu übernimmt die Stadt. Ob das Projekt insgesamt auch wirklich so umgesetzt wird, hängt von einer Machbarkeitsprüfung ab. Dabei wird unter anderem untersucht, ob die Verkehrssicherheit des Bauwerkes gegeben ist.

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