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So war die Premiere von "Der Schwipsbogen" Teil 4 im Radeberger Biertheater

Premierenstimmung im Radeberger Biertheater: Am Donnerstag wurde eine weitere Folge des beliebten Weihnachtsstücks "Der Schwipsbogen" aufgeführt. Um was es geht und wie es ankam.

Von Rainer Könen
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Premiere in Radeberg: Im Biertheater wurde am Donnerstagabend der vierte Teil des Stückes "Der Schwipsbogen" aufgeführt.
Premiere in Radeberg: Im Biertheater wurde am Donnerstagabend der vierte Teil des Stückes "Der Schwipsbogen" aufgeführt. © Marion Doering

Radeberg. Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, alle Jahre wieder beschert auch das Radeberger Biertheater sein Publikum mit einem Weihnachtsstück. Seit 2012 ist das "Der Schwipsbogen", in dessen Mittelpunkt die Bewohner eines Altenheims und die namensgebende Glühweinbude stehen. Am Donnerstag wurde vor ausverkauftem Saal die vierte Folge des beliebten Weihnachtsklamauks aufgeführt.

In dem von Regisseur Ulrich Schwarz inszenierten Stück grübeln zwei Bewohner des Altenheims "Betreutes Denken" darüber, wie sie ihr tristes Heim-Dasein aufhellen, ihre dauerhaften Liquiditätsengpässe - sprich ihre kargen Renten - aufbessern können.

Warum sich nicht mal als Dealer versuchen? Schließlich gedeihen im heimeigenen Bewegungspool Hanfgewächse. Die Frage, die sich die alles andere als senil-wirkenden Herbert Küttner (Thomas Rauch) und Grohmann Siggi (Jens Albrecht) stellen: Warum nicht Haschkekse backen? Schließlich ist Weihnachten, da gibt es viel Naschwerk. Wo man die Kekse und einen mit Cannabis gestreckten Kräuterlikör an den Verbraucher bringt, wissen die beiden auch schon: in der nahegelegenen Schwipsbogenbude, die an Heiligabend öffnet.

Zuvor gilt es aber noch die Bescherung im Altenheim zu überstehen, denn Heimleiterin Frau Wolf, mit wuchtiger Präsenz von Hans-Jörg Hambsch gespielt, mag es traditionell. Singen, Bescherung, erst dann dürfen sich alle ihren Erinnerungen und den alkoholischen Getränken hingeben.

Thema Pflegenotstand: Im Biertheater mithilfe eines Androiden gelöst

Über dem Altenheim-Setting schwebt latent das Thema Pflegenotstand mit. Der in diesem Fall im Altenheim von Küttner und Co. aber keiner mehr ist - zum Fest bringt Schwester Maria (Lydia Ernst) einen Androiden mit ins Heim. Der von Johanna König herrlich mechanisch-dargestellte Android verfügt über Millionen von Empathie- und Kommunikationsmodulen. Hat aber ein Problem: Gelegentlich führen die Schaltkreise ein Eigenleben.

Eine tolle Ausgangsposition für das Weihnachtsstück, das im Vergleich zu den anderen Stücken, die im Biertheater gespielt werden, "eine völlig andere Temperatur hat", so Thomas Böttcher, der bei diesem von Thomas Rauch geschriebenen Stück als Co-Regisseur fungiert. Heißt: In manchen Szenen des zweistündigen Stücks geht es weihnachtlich-gemütlich zu.

Szene aus "Der Schwipsbogen".
Szene aus "Der Schwipsbogen". © Marion Doering
Szene aus "Der Schwipsbogen".
Szene aus "Der Schwipsbogen". © Marion Doering
Szene aus "Der Schwipsbogen".
Szene aus "Der Schwipsbogen". © Marion Doering
Szene aus "Der Schwipsbogen".
Szene aus "Der Schwipsbogen". © Marion Doering
Szene aus "Der Schwipsbogen".
Szene aus "Der Schwipsbogen". © Marion Doering

Radeberger Biertheater: Es wird gelacht - nicht verlacht

Regisseur Schwarz setzt in seiner Premieren-Inszenierung auf dosiert-eingesetzten Aktionismus, die derben Scherze auf Kosten der Figuren halten sich in Grenzen. Anders ausgedrückt: Der als Weihnachtsklamauk bezeichnete Schwank wirkt in vielen Passsagen gezügelt. Es darf gelacht, aber nicht unbedingt verlacht werden. Erst gegen Ende der ersten Hälfte kommt das Stück in Schwung, solange braucht es, bis sich die sechs Darsteller vom Premierenfieber freigespielt haben.

Die Kulisse - der Gemeinschaftsraum des Heimes - gibt den Akteuren viel Freiraum zum Ausagieren, den Küttner, Grohmann und die von Gabi Köckritz dargestellte Oma Sigrid weidlich nutzen. Das Bühnenbild wurde von Bernd Kühne gestaltet. Und klar, wenn es hier und da noch etwas rumpelt in der Inszenierung, hilft gemeinsames Singen von weihnachtlichem Liedgut, um über die Durststrecken der Aufführung hinwegzukommen.

Und dann wird auch noch blank gezogen

Sehr belebend ist der Auftritt der tschechischen Partnerbrigade aus Pilsen. Ein akustischer wie optischer Genuss ist es, Thomas Rauch und Jens Albrecht zuzuschauen, wie diese ihren Gott, den vor vier Jahren verstorbenen Sänger Karel, anhimmeln. Und ja, auch das gehört zum klassischen Repertoire eines Schwanks: wenn man(n) ohne Hose herumläuft. Als die beiden eine knackige Stripeinlage für die Bewohner des Altenheims hinlegen, tobt der Saal. Endlich.

Bis das schauspielernde Personal in den Genuss der Haschkekse und des Likörs kommt, der Schwank seine komischen Höhepunkte erreicht, überwiegt der Eindruck, dass in der Inszenierung oft mehr gefüllt denn agiert wird. Nach der Pause wird es allerdings flotter, was damit zusammenhängt, dass Küttner und Siggi den Androiden "knacken", per Zufall an das Passwort kommen, mit dem sie ihn steuern können. Ihr Entreé in die KI-Welt!

Fortan muss der Android nach ihren Vorstellungen funktionieren, dafür sorgen, dass alle im Umfeld der Glühweinbude etwas vom tiefen entspannenden Naschwerk oder gar Likör bekommen. Da dauert es nicht allzu lange, bis alle im "Dauer-High" sind, wie die KI-Pflegekraft monoton konstatiert. Zum Schluss trifft man sich im Bewegungspool des Heimes, wo auf alle dann noch eine ganz spezielle Überraschung wartet.

Was das Publikum freuen dürfte, ist: Eine Fortsetzung der Schwipsbogenreihe ist nicht ausgeschlossen. Denn, so Thomas Böttcher, "die Geschichte ist noch lange nicht auserzählt". Na dann, frohes Fest!

Die nächsten Vorstellungen von "Der Schwipsbogen - Teil 4" finden im Radeberger Biertheater am Samstag, 2. Dezember um 14.30 und 19 Uhr sowie am Sonntag, 3. Dezember um 18 Uhr statt. Bis zum 28. Dezember läuft der Schwipsbogen. Restkarten und weitere Informationen gibt es unter 03528 487 070 oder per E-Mail an [email protected]Z0