SZ + Radeberg
Merken

Kleines Paradies mitten in Großerkmannsdorf

Annett Welskop hat eine bunte Wiese mit Wildpflanzen angelegt. Davon haben alle etwas, sagt sie: Anwohner, Insekten und der Geldbeutel der Eigentümer.

Von Thomas Drendel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Am Goldbach in Großerkmannsdorf hat Annett Welskop eine naturnahe Wiese angelegt. Die Vielfalt ist überraschend.
Am Goldbach in Großerkmannsdorf hat Annett Welskop eine naturnahe Wiese angelegt. Die Vielfalt ist überraschend. © Marion Doering

Radeberg. Wer an der Fläche zwischen dem Goldbach und dem Seitenweg in Großerkmannsdorf vorbeikommt, bleibt unwillkürlich stehen: diese Vielfalt an Blüten in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Dazu die vielen Bienen und Schmetterlinge. Ein kleines Naturparadies auf 500 Quadratmetern. Angelegt hat die Fläche Annett Welskop. Für sie ist es eine Art Modellprojekt, ein Anschauungsobjekt für jedermann. „Hier kann jeder sehen, wie wunderbar eine naturnahe Wiese aussehen kann. Auf der Fläche wachsen ausschließlich heimische Wildpflanzen“, sagt sie. Ganz von alleine blüht es hier allerdings nicht.

In den ersten Wochen eine kahle Fläche

2017 fragte die Radebergerin bei der Radeberger Stadtverwaltung an, ob sie diesen Saum entlang des Baches mit den Pflanzen gestalten kann, die natürlicherweise in hiesigen Breiten vorkommen. Zuvor war an der Stelle eine Wiese wie an vielen anderen Stellen auch. Kurz gemäht, kaum Blumen.

„Ich habe dann im Herbst 2017 die Fläche mit nährstoffarmem Boden ausgestattet, mit einer Schicht Schotter und darauf etwas Kompost als Wasserspeicher. Das sah zu Anfang schon recht kahl aus“, sagt sie. Dann wurden heimische Wildpflanzen ausgesät. Wilde Möhre, Schafgarbe, Kartäusernelke oder Johanniskraut. „Wichtig ist es dabei, Samen von Pflanzen zu verwenden, die aus der Region stammen. Oft werden Samenmischungen von Wildpflanzen angeboten, die aus ganz anderen Gegenden stammen“, sagt sie.

Als dann die Pflanzen wuchsen und sich die Blüten zeigten, verstummten auch die Kritiker. „Viele haben sich anfangs gewundert. Deswegen war es auch wichtig, zu informieren, was hier passiert. Anfangs habe ich ein paar Angaben auf einer Pinnwand an der Seite angebracht. Jetzt steht hier eine kleine Infotafel.“ Das Erstaunliche: Diese Blütenpracht braucht wenig Pflege. Zweimal im Jahr macht sie hier Entwicklungspflege, wie sie das nennt. Unkraut, das sich dazwischen gedrängt hat, wird entfernt. "Beispielsweise Weißklee muss ich ausstechen. Er vermehrt sich sonst zu stark." Ende des Jahres wird die Fläche bis auf einen Saum entlang des Goldbaches gemäht.

Pflanzen säen sich selber aus

Ansonsten wird die Fläche sich selbst überlassen. „Die Pflanzen säen sich aus und wachsen im nächsten Jahr wieder neu. Dadurch, dass auch zweijährige Pflanzen darunter sind, wechseln sie sich gewissermaßen ab und die Wiese wechselt immer wieder ihr Aussehen.“ Ihr Engagement hat einen fachlichen Hintergrund. Sie hat eine zweijährige Ausbildung zur Naturgartenplanerin absolviert. Der deutschlandweit aktive Verein „Naturgarten“ bildet jedes Jahr berufsbegleitend zahlreiche Interessenten aus. Darunter sind Biologen, Gärtner oder Landschaftsbauer. „Die Nachfrage ist groß. Die Wartezeit auf einen Ausbildungsplatz beträgt ein bis zwei Jahre.“ Jetzt bietet Annett Welskop die Planung naturnaher Gärten und Flächen selber an.

Wichtig ist ihr bei ihrem Engagement vor allem der Nutzen für die Insekten. „Jeder kann sehen, wie die Blumen von Bienen bevölkert werden. Viele Wespen und Schmetterlinge sind zu sehen. Das ist ja ihr natürlicher Lebensraum. Eine solche naturnahe Wiese ist effektiver Artenschutz. Es wird viel über Bienensterben gesprochen. Mit so einer Fläche kann jeder etwas zum Erhalt beitragen.“ Sie sieht Kommunen in der Pflicht, verstärkt solche Flächen anzulegen. „Oft gibt es Wiesen, die mehrmals im Jahr aufwendig gemäht werden müssen oder ungenutzte Randstreifen. Auch auf dem Gelände von Firmen sind diese kurzgemähten Wiesen zu sehen, die kaum Lebensraum für Insekten bieten. Hier liegt viel Potenzial“, sagt sie.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Natürlich könnten auch in Privatgärten mehr Wiesen mit heimischen Wildpflanzen entstehen. „Jeder sollte darauf achten, an welchem Standort die Wildpflanzen kommen sollen, ob er schattig ist oder sonnig, welche Bodenverhältnisse herrschen. Entsprechend sollten die Pflanzen ausgewählt werden. Viele Tipps gibt es beispielsweise auf der Internetseite tausende-gaerten.de. Dann kann jeder schon viel selber machen.“ Der Nutzen ist groß, sagt sie. „Die Wiesen helfen Insekten, sie sehen herrlich aus, sie sind pflegearm und sie tun erwiesenermaßen der Seele gut. Ein Naturgarten stärkt das Wohlbefinden.“