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Ottendorfer Mühlenbäcker-Lehrlinge genießen Italiens Backwaren

Kira und Jasmin aus Ottendorf haben fast den ganzen Februar im teils sonnigen Italien gebacken. Sie konnten bei ihrem Auslandspraktikum die Besonderheiten der mediterranen Backkunst kennenlernen.

Von Siri Rokosch
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Kira und Jasmin sind Konditor-Lehrlinge beim Ottendorfer Mühlenbäcker im dritten Lehrjahr und durften im Februar in Italien backen. Hier bei einem Ausflug in Venedig.
Kira und Jasmin sind Konditor-Lehrlinge beim Ottendorfer Mühlenbäcker im dritten Lehrjahr und durften im Februar in Italien backen. Hier bei einem Ausflug in Venedig. © privat

Ottendorf-Okrilla/Vicenza. Das war eine ganz besondere Zeit für die beiden jungen Frauen Kira und Jasmin: Mit je zwei Koffern und einem Rucksack ausgestattet ging es für die Konditor-Lehrlinge des Ottendorfer Mühlenbäckers Kira (19) und Jasmin (21) am 4. Februar kurz nach vier Uhr morgens los - nach Italien.

Doch die Reise der beiden hatte keinen rein vergnüglichen Hintergrund: Sie arbeiteten rund drei Wochen in einer italienischen Backstube in Vicenza, nahe Venedig.

Nach langer Anreise in verschiedenen italienischen Backstuben

Erst gegen 20.30 Uhr kamen die jungen Frauen in der Unterkunft an, einer Wohngemeinschaft mit vier Mitbewohnern aus unterschiedlichen Ländern, wie Kira und Jasmin gegenüber Sächsische.de verraten. Vorangegangen war ein Flug ab Dresden, schon früh kurz nach halb sechs. Nach fünf Stunden Aufenthalt in Frankfurt am Main ging es mit der nächsten Maschine weiter nach Verona und von dort aus mit dem Zug und einem Bus bis zum Ziel Vicenza.

Die Konditorlehrlinge im dritten Lehrjahr waren in zwei verschiedenen Bäckereien in der italienischen Stadt untergebracht. Kira in einer traditionellen Familienkonditorei mit dem Namen "Elisir" und Jasmin in einer eher modernen Konditorei mit einem jungen Team, welche "BABU" heißt.

Beide zog es vor allem wegen der Möglichkeit, neue Erfahrungen sammeln zu können, neue Rezepte und andere Arbeitstechniken zu lernen, nach Italien.

Tartelettes mit Zitronenfüllung und Baiserhaube waren die ersten Leckereien, welche die beiden Lehrlinge in Italien gebacken haben.
Tartelettes mit Zitronenfüllung und Baiserhaube waren die ersten Leckereien, welche die beiden Lehrlinge in Italien gebacken haben. © PR/Ottendorfer Mühlenbäcker

Später aufstehen in Italien, dafür neue Rezepte lernen

Kira erzählt von einem ruhigen Arbeitsklima: "Die Arbeit dort läuft eher nach Gefühl statt nach Gewicht ab." Jasmin schätzte das sehr kleines Team mit nur sechs Konditoren: "Vor allem liegt hier das Augenmerk auf feiner Patisserie statt auf Kuchen", so die 19-Jährige. Für beide war es eine Umstellung, in einer italienischen Backstube zu arbeiten, denn dort wird an sechs Tagen gearbeitet, zu Hause beim Ottendorfer Mühlenbäcker nur an fünf Tagen. Zudem gebe es in der Heimat eine halbe Stunde Pause und in Italien keine.

Obwohl Italien sie in der ersten Woche mit viel Regen überraschte, konnten die beiden in der zweiten Woche einige Ausflüge unternehmen, denn für sie war spätestens 15 Uhr Feierabend. Kira musste in Italien gegen 6 Uhr aufstehen und 7 Uhr mit Teigkneten beginnen. Feierabend war für sie bereits 13.30 Uhr. Jasmins Dienst begann 7.30 Uhr und endete gegen 15 Uhr. Für beide hieß es zudem Ausschlafen, denn in Deutschland klingelt der Wecker für gewöhnlich schon um 2 Uhr morgens.

So hatten die jungen Frauen sich etwas Zeit genommen, an einem geführten Stadtrundgang in Vicenza teilnehmen, machten Ausflüge nach Venedig, nach Padova und Verona.

Die Kommunikation sei mit Englisch und mit "Händen und Füßen" gar nicht so schwergefallen, lachen die beiden: "Im Handwerk fällt das einfacher, da man bestimmte Dinge nur zeigen muss und bekannte Arbeitsschritte und Techniken gut nachvollziehbar sind."

Für die Naschkatze Kira war die Herstellung von Cantuccini, ein traditionelles Mandelgebäck, etwas sehr Spannendes, und gegessen hat sie in Italien am liebsten Brioche mit Pistaziencreme gefüllt. Jasmin kann nun perfekt Tiramisucreme herstellen und hat sich an den hauseigenen Erdnuss-Salzkaramelltörtchen der Austauschbäckerei satt gegessen.

Warum der Mühlenbäcker seine Azubis in andere Backstuben schickt

Der Ottendorfer Mühlenbäcker hat seine Azubis bereits zum vierten Mal in ein europäisches Land zur Arbeit in anderen Bäckereien geschickt. In den vergangenen Jahren waren junge Frauen und Männer unter anderem beim Auslandspraktikum in Frankreich.

"Dieses Praktikum ist für die Azubis eine einmalige Chance, erste Berufserfahrung im Ausland zu sammeln", sagt die Sprecherin des Ottendorfer Mühlenbäckers, Claudia Reichert. So bekommen die Lehrlinge während ihres Aufenthalts die Möglichkeit, fremde Kulturen und Arbeitswelten hautnah zu erleben, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und auch ihre eigene Qualifikation zu erhöhen, erklärt sie.

"Während dieser Zeit entwickeln unsere Azubis auch einen hohen Teil an Eigenständigkeit. Wir nutzen diese Möglichkeit als Wertschätzung bei guten und sehr guten Leistungen", sagt Reichert. Meist komme der Wunsch, im Ausland Bäckererfahrungen zu sammeln, von den Auszubildenden selbst.

Der Aufenthalt kam in Zusammenarbeit mit der Berufsschule für Agrarwirtschaft und Ernährung (BSZ) und der Handwerkskammer Dresden zustande. Finanziell unterstützt werde das Austauschprogramm von Erasmus Plus und die Azubis erhalten während des Aufenthalts auch weiterhin ihre Ausbildungsvergütung.

Derzeit bildet der Ottendorfer Mühlenbäcker am Standort an der Frankenfurt 20 Frauen und Männer aus.