Radeberg
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Soziales Engagement: Wieso sich zwei Liegauer um die Senioren im Ort kümmern

Alleinstehende Rentner, Witwer, einsame Menschen: Die Liegauer Martin Wallmann und Anett Berthel engagieren sich ehrenamtlich in der Seniorenarbeit. Warum ihnen das so wichtig ist.

Von Rainer Könen
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Anett Berthel und Martin Wallmann sind ehrenamtliche Mitarbeiter beim Seniorentreff in Liegau.
Anett Berthel und Martin Wallmann sind ehrenamtliche Mitarbeiter beim Seniorentreff in Liegau. © René Meinig

Liegau-Augustusbad. Bald ist es wieder soweit. Am Mittwoch werden Anett Berthel und Martin Wallmann mittags zum Sportlerheim des SV Liegau fahren, um eine Veranstaltung vorzubereiten, die sich an eine ganz spezielle Zielgruppe richtet: die älteren Einwohner Liegaus. "Und die freuen sich richtig auf unsere Treffen", erzählt Martin Wallmann. Einmal im Monat findet im Sportlerheim der Seniorentreff des Radeberger Ortsteiles statt.

Organisiert und geleitet wird er von Berthel und Wallmann. Es ist eine ehrenamtliche Aufgabe, "die uns mit großer Freude erfüllt", wie es die 58-jährige Anett Berthel beschreibt. "Und das ist keine Phrase." Wallmann: "Das empfinden wir wirklich so." Anderen zu helfen, sich um sie zu kümmern, etwas Gutes zu tun, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, das sind die Beweggründe des Ehepaars, sich in ihrem Heimatort als Ehrenamtler zu engagieren.

1,1 Millionen Ehrenamtlich in ganz Sachsen

Die beiden Liegauer gehören zu den rund 1,1 Millionen Menschen in Sachsen, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich in einem Verein, einer lokalen Initiative oder einer Organisation engagieren. Martin Wallmann, früher Geschäftsführer des Kleinwachauer Epilepsiezentrums, erzählt, dass man ihn vor vier Jahren im Ortschaftsrat gefragt habe, ob er sich die Leitung eines solchen Treffs vorstellen könne. "Ich brauchte da nicht lange überlegen", erinnert sich der 68-Jährige, der sich mit diesen Freiwilligenjobs bestens auskennt: Im Ortschaftsrat wie auch im Liegauer Chor ist er schon einige Zeit ehrenamtlich aktiv. Und nun auch im Seniorentreff.

Dort ging es wegen der Pandemie erst vor knapp zwei Jahren los. Im September 2022 fand das erste Treffen im Sportlerheim statt. 20 Leute seien gekommen, erzählt Anett Berthel. Woran sich beide gut erinnern können: "Wir haben in glückliche Gesichter geschaut", sagt Wallmann - der auch zugibt: "Ich habe diesen Seniorentreff auch mitbegründet, um diese Infrastruktur später selbst mal nutzen zu können."

Helfersuche digital über Ehrenamtsbörse

Unterstützt werden die beiden von einigen Helfern. Einen konnte das Ehepaar über die digitale Ehrenamtsbörse des Landkreises gewinnen. Auf dieser 2019 von der Dresdner Bürgerstiftung ins Leben gerufenen digitalen Plattform können gemeinnützige Organisationen, Vereine und Initiativen Inserate schalten, wenn sie Unterstützung von freiwilligen Helfern suchen. Und: Auch Menschen, die ein Ehrenamt suchen, können dort ein entsprechendes Inserat aufgeben.

"Wir suchen eigentlich immer Helfer", sagen Wallmann und Berthel. Deshalb wird weiterhin inseriert. Welchen Stellenwert hat eine Freiwilligenarbeit in der Bevölkerung? "Mein Eindruck ist, dass das Interesse am Ehrenamt leicht zugenommen hat", sagt Wallmann. Das Problem sei jedoch die Verbindlichkeit. "Etliche sind oft schnell dabei, engagieren sich spontan für ein Ehrenamt, bleiben aber meist nicht lange." In der heutigen Zeit sei es einfach schwer, Menschen langfristig an eine ehrenamtliche Stelle zu binden. Das sei etwas, was man in anderen gesellschaftlichen Bereichen ebenfalls beobachten könne, meint das Ehepaar.

Menschen aus sozialer Isolation holen

Mittlerweile ist der Seniorentreff zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens, ein beliebter Anlaufpunkt für die ältere Bevölkerung des Ortes geworden. Bis zu 50 Menschen kommen regelmäßig zu den zweistündigen Treffen. Häufig stehen Reisevorträge auf dem Programm.

Für viele Besucher, die Altersspanne liegt zwischen 64 und 95 Jahren, ist diese Veranstaltung einer der wenigen Höhepunkt ihres Rentneralltags. "Und dann gibt es auch Senioren, die wir gerne zu uns hier einladen möchten", sagt Martin Wallmann und meint damit ältere Menschen, die sehr zurückgezogen im Ort lebten. Diese aus ihrer sozialen Isolation herauszuholen, das sei eine Herausforderung. Man kenne einige, schließlich sei man gut vernetzt im Ort, aber man komme sehr schlecht an diese Menschen heran, bedauert die Sozialpädagogin Anett Berthel. "Wir überlegen auch, ob wir einen Fahrdienst einrichten, damit diese Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können."

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