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Zahlreiche Zugausfälle! Ottendorfer sind sauer

Die RB Linie 33 von Dresden-Neustadt nach Königsbrück fällt derzeit zahlreich aus. Grund seien vermehrte Krankmeldungen der Mitarbeiter, sagt die Deutsche Bahn.

Von Siri Rokosch
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Derzeit lesen Fahrgäste das häufig am Bahnsteig: Ihr Zug fällt aus - meist ersatzlos. Hier in Ottendorf-Okrilla am Haltepunkt an der Radeberger Straße fuhr auch am 29. Juni nach 14.00 Uhr kein Zug mehr ein.
Derzeit lesen Fahrgäste das häufig am Bahnsteig: Ihr Zug fällt aus - meist ersatzlos. Hier in Ottendorf-Okrilla am Haltepunkt an der Radeberger Straße fuhr auch am 29. Juni nach 14.00 Uhr kein Zug mehr ein. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Dresden. Wegen vieler Krankmeldungen bei der Deutschen Bahn stehen immer mehr Züge still. Für viele Berufstätige in und um Dresden ist das ein großes Ärgernis. Sie kommen nicht rechtzeitig zur Arbeit oder nicht wieder zurück. Betroffen ist unter anderem Anne Schulz aus Ottedorf-Okrilla, aber auch der Gemeindebürgermeister stand bereits am leeren Bahngleis.

"Ich verlasse mich nicht mehr auf den Zug"

Anne Schulz zeigt die DB App,. Dort schaut die Ottendorferin täglich, ob ihr Zug nach Dresden fährt oder nicht.
Anne Schulz zeigt die DB App,. Dort schaut die Ottendorferin täglich, ob ihr Zug nach Dresden fährt oder nicht. © René Meinig

Das sagt Adelheid Kleinert, die Mutter von Anne Schulz: "Morgens kurz nach sechs Uhr steht meine Tochter nun regelmäßig im Schlafzimmer und fragt, ob ich den Enkel nehmen kann. Der Zug sei wieder ausgefallen, sie müsse den Bus nehmen." Adelheid Kleinert ist stinksauer.

Seit etwa zwei Wochen fällt der Zug RB 33 von Königsbrück nach Dresden-Neustadt, über Ottendorf-Okrilla sowohl morgens als auch am Nachmittag aus. Teilweise seien die Fahrgäste nicht einmal informiert worden, erzählt Tochter Anne Schulz sächsische.de: "Ich schaue ständig in die App und dort steht, der Zug fährt. Kaum am Bahnsteig angekommen, fällt der Zug dann doch aus und niemand weiß, warum!" Dann renne sie schnell zur Bushaltestelle, berichtet die junge Frau, die im Dresdner Diakonissenkrankenhaus arbeitet.

Doch der Bus braucht lange, sehr lange: "Die Linie 78 fährt zwar, aber über Umwege und ich bin mindestens eine halbe Stunde zu spät auf Arbeit", beschwert sich Anne Schulz. Drei Mal sei sie bereits vom Zugausfall betroffen gewesen und Autofahren dürfe sie aus gesundheitlichen Gründen gar nicht. "Was soll ich tun?", fragt sie.

Rico Pfeiffer, Bürgermeister von Ottendorf-Okrilla hat eine Wette verloren. Er war mit dem Zug langsamer als sein Mitarbeiter, der mit dem Rad fuhr. Grund: Ein Zugausfall.
Rico Pfeiffer, Bürgermeister von Ottendorf-Okrilla hat eine Wette verloren. Er war mit dem Zug langsamer als sein Mitarbeiter, der mit dem Rad fuhr. Grund: Ein Zugausfall. © Marion Doering

Ottendorfer Bürgermeister braucht zwei Stunden

Es trifft nicht nur die Berufspendler: auch Rico Pfeiffer (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Ottendorf-Okrilla stand kürzlich am leeren Bahnhof. "Wir hatten am 24. Juni eine Veranstaltung in Dresden und ich dachte, ich fahre mal mit dem Zug, um zu schauen, wie es für Ottendorfer Einwohner ist, mit der Bahn zu fahren", sagt er gegenüber Sächsische.de.

Der Kämmerer sei mit dem Rad gefahren und der Bürgermeister mit der RB 33, also so war der Plan. "Auf dem Hinweg ging alles glatt und ich war eher da als unser Kämmerer", sagt Rico Pfeiffer: "Doch als ich zurück wollte, fuhr kein Zug." Ein Ersatzverkehr sei nicht angeboten worden und er habe zwei Stunden vom Dresdner Rathaus bis nach Hause benötigt: "Ich bin erst mit der Straßenbahn bis zum Bahnhof Neustadt gefahren, dann bis nach Dresden-Klotzsche zum Bahnhof und dort in den Bus eingestiegen. Die Linie 78 fährt ja nach Langebrück. Nach reichlich zwei Stunden war ich dann da."

In unserer Redaktion sind weitere Beschwerden zu Zugausfällen eingegangen. Unter anderem teilte uns Werner Hanta aus Ottendorf-Okrilla mit, dass sein 9-Euro-Ticket nicht erstattet werden würde: "Für den 23.Juni 2022 hatte ich eine Städtereise nach Potsdam gebucht. Mit der Regionalbahn RB 33 ab Ottendorf-Okrilla Nord um 5:59 Uhr sollte die Reise starten. Allerdings fiel der Zug wegen angeblicher Reparaturarbeiten ersatzlos aus. Also blieb nur der PKW mit seinen Parkplatzproblemen. Entschädigung seitens der VVO – Fehlanzeige." Zur Begründung sei ihm gesagt worden: "Das 9-Euro Ticket ist kein offizieller Fahrschein der VVO und damit von Schadenersatz ausgeschlossen."

Dies sei "gelinde gesagt eine absolute Frechheit, seitens des VVO und auch vom Bund", sagt Hanta.

Bahn hat offenbar große Personal-und Materialsorgen

Auf Nachfrage von Sächsische.de teilt die Deutschen Bahn in Leipzig mit: "Mit Blick auf die Materialverfügbarkeit im Regionalverkehr gab es vorübergehend einen Produktionsausfall eines Zulieferers in der Ukraine für Doppelstockzug-Radsätze. Ein Alternativlieferant übernimmt kurzfristig die Zulieferung der Komponenten, sodass DB Regio die Instandhaltung der Doppelstock-Flotte gut aufrechterhalten kann."

Zum Personalmangel und den Zugausfällen antwortet die Deutsche Bahn: "Aufgrund kurzfristiger Krankmeldungen unserer Mitarbeitenden kam es zu Ausfällen bei der S-Bahn und im VVO-Dieselnetz. Leider gelingt es uns aufgrund eines hohen Krankenstandes nicht, diese Ausfälle dispositiv zu kompensieren. Wir bitten unsere Reisenden und Ihre Leserin um Entschuldigung."

Neue Lockführer sollen Probleme lösen

Wie die Bahn weiter sagt, seien im ersten Halbjahr 2022 im Raum Dresden deutlich mehr neue Lokführer ausgebildet und eingestellt worden, als in den Jahren zuvor. "Dennoch können wir aufgrund eines hohen Krankenstandes kurzfristige Ausfälle nicht kompensieren", bedauert die DB, aber: "Allein im vergangenen Jahr hat die DB bundesweit 22.000 neue Mitarbeitende an Bord geholt. 1.200 Jobzusagen gab es in Sachsen, davon waren 30 für Lokführer", so die DB-Sprecherin weiter.

"Wir ergreifen alle Möglichkeiten, um kurzfristig Personal aus anderen Regionen und von anderen Unternehmen zu akquirieren. Allerdings müssen alle Lokführer vor einem Einsatz für die jeweilige Baureihe und Strecke geschult werden. Wir gehen daher davon aus, dass sich die Situation in den nächsten Wochen verbessert. Die DB hat bereits alles im Einsatz, was ihr zur Verfügung steht."

Für Kunden gelten bei Verspätungen und Zugausfällen die üblichen Fahrgast-Rechte, die in Anspruch genommen werden können. https://www.bahn.de/service/fahrplaene/fahrgastrechte

Ausfälle auch beim VVO

Der Verkehrsverbund Oberelbe teilt zudem mit, dass es "vorübergehende Einschränkungen im VVO-Dieselnetz und auf der S 2" geben würde.

"Der Krankenstand führt zu Bus-Ersatzverkehr und an Samstagen zu Ausfällen", sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper: "Aktuell führen ein hoher Krankenstand unter den Lokführern der DB Regio AG leider zu Zugausfällen und dem Einsatz von Ersatzbussen rund um Dresden."

Um die Zahl der betroffenen Fahrgäste zu minimieren und täglich ein verlässliches Angebot zur Verfügung zu stellen, hätten sich die DB und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) für die kommenden zwei Wochen auf ein Ersatzkonzept verständigt.

"Die Deutsche Bahn bittet alle Reisenden, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Ab Samstag, dem 2. Juli 2022 bis inklusive 17. Juli wird die Regionalbahn (RB) 71 zwischen Pirna, Neustadt (Sachsen) und Sebnitz vollständig durch Busse ersetzt", teilen Christian Schlemper vom VVO und DB-Sprecherin Susan Constantinescu mit.

Die Züge der S-Bahn S 2 entfallen komplett an den Samstagen 2. Juli, 9. Juli und 16. Juli im Abschnitt Pirna – Dresden Hauptbahnhof und verkehren nur zwischen Hauptbahnhof und Dresden Flughafen.

Die dort frei werdenden Mitarbeiter können so einen stabilen Verkehr auf den anderen Linien sicherstellen.

DB Regio plant derzeit, ab dem 18. Juli wieder planmäßig auf allen Strecken unterwegs zu sein. Derzeit würden die Fahrplandaten aktualisiert und in Kürze unter www.bahn.de, in der App DB Navigator sowie unter www.vvo-online.de abrufbar sein.