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Ruheort für Radfahrer in Wachau

In Deutschland gibt es rund 350 Radwegekirchen. Jetzt ist das Wachauer Gotteshaus hinzugekommen.

Von Rainer Könen
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Kirchenvorstand Raimar Lamprecht (52), Pfarrer Jan Schober (40) und Heike Lamprecht (55) haben sich dafür eingesetzt, dass sich die Wachauer Kirche jetzt offiziell Radwegekirche nennen darf.
Kirchenvorstand Raimar Lamprecht (52), Pfarrer Jan Schober (40) und Heike Lamprecht (55) haben sich dafür eingesetzt, dass sich die Wachauer Kirche jetzt offiziell Radwegekirche nennen darf. © René Meinig

Wachau. Die Lage ist optimal. Unweit der Wachauer Barockkirche führen zwei überregionale Radwanderwege vorbei, von April bis September ist sie tagsüber geöffnet. Dass der Kirchenraum ruhig ist, versteht sich von selbst. Auf dem Areal der Gebetsstätte gibt es genug Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mit Gepäck. Und Infos, etwa wo die nächste Fahrradwerkstatt oder eine Übernachtungsmöglichkeit besteht, erhält man dort ebenfalls.

Damit erfüllt dass Wachauer Gotteshaus aus Sicht des Referats für Kirche und Tourismus der Evangelischen Landeskirche Sachsen alle Kriterien für eine typische Radwegekirche. So erhielt die Kirchgemeinde jüngst das Radwegekirchen-Signet. Heißt auch: Künftig wird die Wachauer Kirche in den Wanderkarten und Radführern aufgeführt sein, als Ort, „wo Radler rasten, sich umschauen und auch zu sich selbst finden können“, wie das Pfarrer Jan Schober beschreibt.

Schober, der im Radeberger Kirchspiel neben den Orten Schönborn und Seifersdorf auch für Wachau zuständig ist, freut sich sehr über diese Auszeichnung. „Das hilft doch der Region, so etwas kann man touristisch vermarkten“, findet der 40-jährige Seelsorger, der selbst passionierter Radler ist und bereits einige Radwegekirchen in Sachsen, insgesamt sind es 16, aufgesucht hat. Mit dem Rad, versteht sich.

Tipps zu Übernachtungsmöglichkeiten

So dürften also in diesem Sommer schon die ersten Radwanderer die Wachauer Barockkirche ansteuern, sich dort umsehen. Für manchen älteren Wachauer vielleicht noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber in vielen Kirchen der Republik sind sie schon lange kein ungewöhnlicher Anblick mehr: Radfahrer in voller Montur, mit Helm und kurzer Hose. Im Urlaub, auf Reisen ist halt der sportliche Teil der Menschheit nicht länger nur an frischer Luft und Natur interessiert.

Ein bisschen Kirchenkultur darf es auf solchen Biketouren gerne mal sein, folglich legen immer häufiger Pedalritter eine Rast in Kirchen ein. Für Heike Lamprecht und ihren Mann ist so ein Zwischenstopp in einer Kirche ohnedies recht oft ein Bestandteil der gemeinsam unternommenen Radtouren. „Wenn wir unterwegs sind, steuern wir auch Radwegekirchen an“, so die Wachauerin, die Mitglied in der hiesigen Kirchgemeinde ist und auf die Idee kam, das man sich doch mit der örtlichen Barockkirche um dieses Radwegekirchen-Signet bewerben könne. Und siehe da: Man wurde erhört.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte da seinerzeit einheitliche Standards entwickelt, verleiht dieses Signet seit 2009. Das Vorbeikommenden zeigt, dass es sich hier um eine verlässlich geöffnete Kirche handelt. Um einen gastfreundlichen Ort, wo man neben Tourentipps auch Unterstützung bekommt. Pannenhilfe etwa. Oder Tipps, wo man in der Umgebung eine Übernachtungsmöglichkeit findet. Und wenn es in solchen Radwegekirchen neben geistlichen Impulsen auch Trinkwasser gibt, womöglich noch eine Toilette, ein Flickzeug-Set vorhanden ist, wird der Radwanderer diesen Ort auf jeden Fall als überaus angenehm in Erinnerung behalten.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen, die sich im Urlaub oder in der Freizeit gerne Kirchen anschauen, stetig gestiegen. Mit ein Grund: Viele verbinden ihr Interesse an Religion und Spiritualität mit Kunst und Kultur an diesen Orten. Und noch etwas macht Kirchen für Radwanderer interessant: „Man kann hier sein Bedürfnis nach Ruhe stillen, ein bisschen vom Alltagsstress entschleunigen“, so Pfarrer Schober. Wie er es findet, wenn Menschen in Radl-Klamotten das Gotteshaus betreten? Das sei doch kein Problem, meint Schober. Es muss ja nicht gerade im Gottesdienst sein.