SZ + Radeberg
Merken

Wohin werden die Rödertaler dieses Jahr verreisen?

Erst Corona, jetzt Krieg in der Ukraine: Die Reisebranche hat es nicht leicht. Welche Ziele jetzt besonders gefragt sind und ob der Urlaub teurer wird - das sagen die Reisebüros im Rödertal.

Von Rainer Könen
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Nach Einschätzung von Andrea Hoffmann vom Reisebüro Moch in Radeberg ist die Lust aufs Reisen derzeit groß.
Nach Einschätzung von Andrea Hoffmann vom Reisebüro Moch in Radeberg ist die Lust aufs Reisen derzeit groß. © René Meinig

Radeberg. Bis Ostern ist es nicht mehr lange hin. Und klar, da wächst bei vielen die Sehnsucht nach Sommer, Sonne und Reisen. Verständlich. Nach zwei Corona-Jahren. Doch kaum war in den vergangenen Wochen die Corona-Angst abgeflaut, macht sich nun im Lande Kriegsangst breit. Wie wirkt sich der seit einigen Wochen andauernde Ukrainekrieg auf die Urlaubspläne aus - und vor allem auf die Urlaubspreise?

Nach Einschätzung von Doreen Thämelt, die im Radeberger TUI-Reisebüro arbeitet, haben weder Krieg noch Corona Auswirkungen aufs Buchungsverhalten. "Bei uns läuft alles wie gehabt", sagt sie. Heißt: Die Leute "buchen alles". Der Reise-Nachholbedarf sei beträchtlich.

Der Krieg und seine möglichen Auswirkungen auf Europa spiele, so Doreen Thämelt, bei den Menschen (noch) keine Rolle. Gefragteste Urlaubsdestinationen im Sommer: die Mittelmeer-Klassiker Mallorca, Griechenland und Türkei. Das Ostergeschäft starte derzeit langsam. Auch Deutschland als Reiseland spiele in diesem Sommer wieder eine große Rolle.

Ostsee ist stark gefragt

Thämelt: "Mein Eindruck ist, dass alle an die Ostsee wollen." Der Sommerurlaub dürfte allerdings dieses Jahr deutlich stärker ins Geld gehen: Veranstalter berichten von höheren Kosten für Mietwagen und Übernachtungen in Hotels oder Ferienhäusern in Deutschland.

"Die Preise in Deutschland sind mittlerweile gepfeffert", findet auch Johanna König. Sie arbeitet im Radeberger Reisebüro Schmolling, erzählt davon, das Urlaub in Deutschland zu einem teuren Vergnügen geworden sei. Manch einer würde eine Pauschalreise ans Mittelmeer einem Inlandsurlaub vorziehen. Weil die preiswerter sei. Die bei vielen so beliebten Wolga-Flusskreuzfahrten sowie Städtetrips in russische Städte wie Moskau oder St. Petersburg fielen wegen des Krieges "erst mal weg".

Nach Auffassung von Johanna König dürften die Preisteuerungen perspektivisch zu einem veränderten Urlaubsverhalten führen und mitverantwortlich sein, dass "Verreisen künftig zunehmend zum Luxusgut wird". Wer bisher dreimal pro Jahr verreist sei, könne sich dies womöglich künftig nicht mehr so oft leisten. Weil Putins Krieg die Energiepreise gewaltig in die Höhe treibt. Das wirkt sich auf Flugtickets, Mietwagengebühren und Ferienunterkünfte aus.

Abwarten bei Reisen nach Türkei und Südosteuropa

Im Radeberger Touristik-Center registriert man seit Beginn des Krieges ein zögerlicheres Buchungsverhalten bei den Kunden. "Bei Reisen in die Türkei oder nach Bulgarien wartet mancher noch ab", so Reisebüro-Mitarbeiterin Ines Schipper. Ungeachtet der Preisteuerungen bei einem Urlaub in Deutschland wollten sich dennoch "zahlreiche Familien hier erholen", so Ines Schipper weiter.

Rad- oder Wanderurlaube in Bayern seien vor allem gefragt. Anders als früher gebe es in der Reisebranche nun die sogenannten Flex-Tarife, so Schipper. Da könne man, je nachdem wie sich etwa die Lage (Corona, Krieg) im Urlaubsland entwickele, reagieren, die Reise kostenfrei stornieren oder umbuchen.

In diesen schwierigen Zeiten sei das für Verbraucher ein Riesenvorteil. "Bis vor zwei Wochen konnten wir uns vor Buchungsanfragen kaum retten", sagt Andrea Hoffmann vom Radeberger Reisebüro Moch.

Senioren wollen unbedingt verreisen

Doch mittlerweile verhielten sich etliche Kunden bei der Planung ihres Sommerurlaubs reservierter. Um zu sehen, wie sich der Krieg in Osteuropa entwickle. Die unklare Lage dort verunsichere Teile der Kundschaft. Unbeschwert und völlig unbefangen eine Reise zu planen, sei in der derzeitigen Situation für etliche schwer möglich. Dabei, das betont Andrea Hoffmann, "sind unsere Kunden so reisehungrig". Vor allem Senioren ziehe es raus in die Welt. Hoffmann: "Die wollen unbedingt verreisen, weil es aus Altersgründen später oft nicht mehr möglich ist."

Die Pandemie spiele bei den Reisebuchungen derzeit nur noch eine untergeordnete Rolle, erfährt man in den Rödertaler Reisebüros. Mit den Einschränkungen, die es derzeit gebe, könnten die meisten gut leben. Die große Unbekannte, das ist der Ukrainekonflikt. "Sollte sich der Krieg ausweiten, gar eskalieren", dann, das steht für Andrea Hoffmann fest, "könnte sich das auf die Reisefreudigkeit auswirken".

Was man jedoch nicht hoffe, denn eigentlich, so die Radeberger Reiseverkaufsfrau weiter, wollen "wir doch alle einen schönen touristischen Sommer haben".