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Die ehemalige Baumwiese in Boxdorf soll eine Tagespflege werden

Die bekannte, aber schon lange leerstehende Gaststätte in Moritzburg erlebt eine Renaissance mit einem umfangreichen Umbau.

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Bauherrenvertreter Manuel Brunzel vor dem im Umbau befindlichen Gaststätten- und Hotelkomplex Baumwiese in Boxdorf. Hier sollen ab Ende kommenden Jahres betreutes Wohnen und Tagespflege angeboten werden.
Bauherrenvertreter Manuel Brunzel vor dem im Umbau befindlichen Gaststätten- und Hotelkomplex Baumwiese in Boxdorf. Hier sollen ab Ende kommenden Jahres betreutes Wohnen und Tagespflege angeboten werden. © Norbert Millauer

Von Peter Salzmann

Moritzburg. Es ist unübersehbar – die „Baumwiese“ am Boxdorfer Ortseingang ist ringsum eingerüstet. Hier wird gebaut. Haushandwerker Ronny Buchert zeigt drinnen Zementsäcke, Farben in Eimern und Büchsen, dazu Leitern und Handwerkszeug. Der geschichtsträchtige Gebäudekomplex soll Ende des dritten Quartals 2024 seine Renaissance erleben, berichtet Manuel Brunzel, der den Eigentümer vertritt, der als „Objektgesellschaft Baumwiese Moritzburg“ im Grundbuch eingetragen ist.

Die „Baumwiese" wird von Progress-Bau Dresden zum Pflegeprojekt und Wohngebäude umgebaut, erhält somit einen neuen Status. „Im Erdgeschoss entsteht eine Tagespflege für 16 Besucher“, sagt Bauträger Brunzel. „Der erste und zweite Stock werden einer Pflegegemeinschaft mit je zwölf Zimmern zur Verfügung stehen, die auch einen großzügigen Gesellschaftsraum nutzen kann. Im Dachgeschoss sind vier Zweiraumwohnungen für 28 Gäste vorgesehen.“ Brunzel sagt weiter, man habe eine eigene Pflegeholding AG ins Leben gerufen, die sich um die Bewohner der "Baumwiese" kümmern soll.

Sehr gute Zusammenarbeit mit Gemeine Moritzburg

Regeln des Denkmalschutzes gelten nur noch für die Gebäude-Fassaden am Augustusweg und an der Dresdner Straße. „Dem Amt legen wir unseren Vorschlag für die Farbgestaltung vor“, so Brunzel. Vielleicht ein blasses Rosa. Der Bauträger nennt die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Moritzburg „sehr gut und konstruktiv“. Bürgermeister Jörg Hänisch hat per Pachtvertrag ermöglicht, Parkplätze für Bewohner und Gäste zu schaffen. „Wir haben lange bangen müssen, bis Klarheit über den Fortbestand des Komplexes herrschte“, so Hänisch, der die Freude der Boxdorfer und Moritzburger teilt.

Die Baum- und Bahnwiese wurde erstmals anno 1565 in einer Urkunde als „Baumfeldwiesen“ erwähnt. Bis 1994 waren die Namen in großen Buchstaben am Gasthaus zu lesen. 1679 avancierte der Gebäudekomplex mit Sonnenuhr und Schlagbaum zum Zolleinnehmerhaus und erhielt das kurfürstliche Privileg zum Ausschank von Wein und Dresdner Bier. 1826 wurde der Gasthof erneuert, bevor der Fachwerkflügel 1876 am Augustusweg entstand, der bis in unsere Tage noch immer existent ist.

Bis zum Ersten Weltkrieg gab es mehrfach bauliche Veränderungen, so einen Saalumbau und die Erweiterung der Gästezimmer. Noch heute zieren zehn Linden den Augustusweg an der „Baumwiese“, weitere vier schmücken den einstigen Biergarten. Nach der Inflation 1923 erlangte die beliebte Ausflugsgaststätte mit Konzerten und Tanzveranstaltungen einen spürbar wirtschaftlichen Aufschwung.

Nach 1945 wurde der Waldgasthof nochmals weit über Boxdorfs Grenzen hinaus populär, und das mehr denn je. Das Wasserbau-Spezialkombinat Dresden übernahm 1973 das gastliche Anwesen als Büro und Lager und plante, ein Betriebsferienheim ins Leben zu rufen, was 1989 an der Treuhand scheiterte. Im Juni 1995 eröffnete das große Landidyllhotel seine gastlichen Pforten. Im Jahr 2015 musste das Haus zwangsversteigert werden. Wirt Karl Martin Schneider hoffte bis zuletzt, die Baumwiese trotzdem weiter betreiben zu können. Es kam damals aber zu keiner Einigung.

Jetzt beginnt eine neue Ära für das Traditionsgebäude.