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Radebeul: Explosion und Flammen im VW-Bulli von wohnungsloser Frau

In Kötzschenbroda musste in der Nacht zum Freitag die Feuerwehr Brände an zwei Fahrzeugen löschen. In einem davon übernachtete jemand.

Von Peter Redlich
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Gewaltige Flammen- und Rauchentwicklung erfasst die betroffenen zwei Fahrzeuge auf der Festwiese in Kötzschenbroda.
Gewaltige Flammen- und Rauchentwicklung erfasst die betroffenen zwei Fahrzeuge auf der Festwiese in Kötzschenbroda. © Peter Redlich

Radebeul. Mit einem gewaltigen Knall sind kurz vor zwei Uhr in der Nacht zum Freitag die Anwohner in Kötzschenbroda geweckt worden. Kurz nach der Explosion drangen aus einem auf der Festwiese neben dem Hundeübungsplatz abgestellten VW-Bulli Flammen. Das Feuer griff schnell um sich und erfasste das gesamte Fahrzeug. Weitere kleinere Explosionen beschleunigten den Brand.

Feuerwehrmann Rene Riedrich und Wehrleiter Sebastian Wels von der Wache Kötzschenbroda hatten den Knall selbst in gut einem Kilometer Entfernung deutlich wahrgenommen. "2.01 Uhr ging der Alarmpieper", so Wels. 2.12 Uhr waren die ersten Feuerwehrfahrzeuge auf der Festwiese. Da hatte das Feuer vom Bulli bereits auf das daneben geparkte Fahrzeug, einen Mitsubishi Pajero, übergegriffen. Über ganz Kötzschenbroda breitete sich eine gewaltige schwarze Wolke aus.

Extreme Hitzeentwicklung

Wenige Minuten später trafen auch die Polizeistreife und Rettungssanitäter ein. Letztere konnten die Frau aufnehmen, welche in dem Bulli übernachtete und sie betreuen. Sie hatte leichte Verbrennungen und stand unter Schock. Inzwischen ist sie zur Behandlung im Radebeuler Krankenhaus, so Radebeuls Stadtwehrleiter Roland Fährmann.

Nachts kurz nach 2 Uhr: Großer Feuerwehreinsatz auf der Festwiese in Radebeul-Kötzschenbroda. Zwei Fahrzeuge stehen in Flammen, links der VW-Bulli der Besitzerin, die darin übernachtete.
Nachts kurz nach 2 Uhr: Großer Feuerwehreinsatz auf der Festwiese in Radebeul-Kötzschenbroda. Zwei Fahrzeuge stehen in Flammen, links der VW-Bulli der Besitzerin, die darin übernachtete. © Peter Redlich
Bis etwa 4 Uhr dauerte der Löscheinsatz. Der VW-Bus ist komplett abgebrannt.
Bis etwa 4 Uhr dauerte der Löscheinsatz. Der VW-Bus ist komplett abgebrannt. © Peter Redlich
Am Tag danach ist das Ausmaß der Zerstörung noch sichtbar.
Am Tag danach ist das Ausmaß der Zerstörung noch sichtbar. © SZ/Silvio Kuhnert

Mit Löschwasser aus dem Tankfahrzeug sowie von der Zapfstelle am Hotel Goldener Anker konnten die Feuerwehrleute, die auch aus Radebeul-Ost und Lindenau angerückt waren, das Feuer unter Kontrolle bringen und nach etwa einer halben Stunde löschen. Die extreme Hitzeentwicklung hatte nicht nur die Reifen und Ölreste entflammt, sondern auch das Metall des Fahrzeugs glühen lassen.

Das unmittelbar neben dem Bulli abgestellte Auto wurde so vom Feuer erfasst, dass es offenbar ebenfalls einen Totalschaden erlitt. Während des Brandes hatte es sich plötzlich bewegt und war einige Meter weiter westwärts auf der Festwiese gerollt. Wie das geschehen konnte, erklärt sich Wehrleiter Fährmann nur mit der enormen Hitzeentwicklung, die im Fahrzeugraum oder im Motor etwas ausgelöst haben könnte.

VW-Bus stand plötzlich auf den Elbwiesen

Der Bulli und deren Besitzerin sind in Radebeul seit gut vier Monaten stadtbekannt. Die Frau heißt Elisabeth Libera, ist 70 Jahre alt und stammt nach eigenen Angaben aus Hamburg. Dort, so sagte sie in einem Artikel von Sächsische.de und SZ Ende Oktober, sei sie mit 40 Jahren wegen einer Nervenkrankheit an der Hand erwerbsunfähig geworden. In Hamburg, so Elisabeth Libera, habe sie sich für kranke und hungrige Vögel eingesetzt und diesen Futter besorgt. Weil dies Nachbarn gestört hätte, sei sie beim Vermieter angeschwärzt und ihr die Wohnung gekündigt worden. Seit mehreren Jahren lebe sie in dem kleinen VW-Bus, der die ersten Jahre auch noch fahrtüchtig gewesen sei.

Inzwischen ist der Bulli ohne Nummernschilder und hat keinen TÜV mehr. Ende September vorigen Jahres stand das Fahrzeug plötzlich in den Elbwiesen am Kötzschenbrodaer Ufer. Eine Reparatur könne sie sich in Deutschland nicht leisten, deshalb wolle sie ostwärts, so die Frau damals zu Sächsische.de und SZ. Ein Freund habe sie stückweise hierhergeschleppt.

Im Landschaftsschutzgebiet konnte das Fahrzeug nicht stehen bleiben. Auf Anordnung der Stadt hatte die Feuerwehr damals den Bulli weggeschleppt. Zwischenzeitlich stand sie nahe am Jugendzentrum Weißes Haus in Serkowitz. Im Februar tauchte der VW-Bus wieder auf der Festwiese auf. Erst nahe dem Bootshaus, seit einigen Tagen direkt auf dem Parkplatz am Rand.

Stadt will Unterkunft anbieten

Auf Nachfrage bei der Stadt, wie es sein könne, dass ein Fahrzeug ohne TÜV im öffentlichen Raum stehen kann, heißt es von dort lediglich, dass es sich um einen Sozialfall handele. Offiziell gilt in Deutschland, dass ein Fahrzeug ohne TÜV - steht es im öffentlichen Raum - zu Schrott erklärt werden kann und dessen Beräumung angeordnet wird. Verantwortlich fürs Räumen wäre hier das Landratsamt Meißen, nach dem Antrag der Stadt Radebeul. Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) sagte auf Nachfrage, dass sich die Stadt sehr um die Frau bemühe und ihr helfen wolle. Sie gelte jetzt als obdachlos. Ihr werde - wenn sie aus dem Krankenhaus komme - eine Unterkunft angeboten. Ob sie das annimmt oder weiterziehen will, wisse man nicht, so Wendsche.

Der Feuerwehreinsatz auf der Festwiese dauerte bis etwa 4 Uhr. Mit Einsatzleiter Dirk Liebscher waren 20 Kameraden auf der Festwiese. Die Polizei hat Zeugen gesprochen. Die erste Alarmmeldung zu dem Brand sei von einem Camper, der in der Nähe gestanden habe, gekommen. Der Besitzer des offenbar seit dem Vortag neben dem Bulli geparkten Fahrzeuges sei inzwischen ermittelt, ein Radebeuler. In der Nacht war er offenbar nicht anzutreffen gewesen. Er werde noch befragt, auch warum er sein Fahrzeug unmittelbar neben dem Kleinbus geparkt hat.