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Für besseres Internet und moderne Verwaltung

Der Meißner Johannes Schmidt-Ramos will für die FDP in den Bundestag und den Aufwind für seine Partei nutzen.

Von Peter Redlich
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Inmitten seiner Heimatstadt - der Meißner Johannes Schmidt-Ramos am Brunnen am Heinrichsplatz in Meißen.
Inmitten seiner Heimatstadt - der Meißner Johannes Schmidt-Ramos am Brunnen am Heinrichsplatz in Meißen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Im Kreis Meißen stehen die Liberalen gar nicht so schlecht da. Letzte Bundestagswahl: Erststimmen 5,3 Prozent, Zweitstimmen 8,7 Prozent. Jetzt haben sie sogar noch Aufwind bekommen, weil die anderen zu viele Fehler machen. Man muss sich nur Themen greifen, die die Menschen in Mehrheit wirklich angepackt haben wollen. Digitales, schlechte Internetanbindung ist da eins aus der Kiste „Unerledigtes“, was viele im Kreis Meißen nervt. Auch Johannes Schmidt-Ramos.

Der 30-jährige Meißner will in den Bundestag. Lächelt derzeit abwechselnd mit seinem Parteichef Christian Lindner von Plakaten. Seine Chancen sind nicht riesig mit Platz 11 auf der Landesliste der Freien Demokraten. Aber das entmutige ihn nicht, sagt er. Er wolle was bewegen, deshalb sei er vor zwei Jahren in die Partei eingetreten. Hier könne er sich dafür einsetzen, was er selbst wirklich gut finde. Ein anderer Meißner, Martin Bahrmann (35), auch seine Generation, habe ihm zugeredet, in der jungen Kerntruppe von etwa zehn Leuten in der Domstadt mit anzupacken. Reichlich 100 Mitstreiter sind bei der FDP im Kreis eingeschrieben.

Seine Frau hat er bei einem dreijährigen Aufenthalt von 2011 bis 2014 in San Diego Kalifornien in den USA kennengelernt. Daher der Zweitname Ramos. „Meine Frau hat mexikanische Wurzeln.“ In Kalifornien hat er an Spracherkennung für ein Unternehmen gearbeitet, das im Auftrag für Google und Apple programmiert.

„Es war völlig normal, dass Internet überall anliegt“, erinnert er sich. Und dass die Flatrate fürs Handy mit dem Komplettprogramm nicht mehr als 20 Dollar kostet. Deutschland brauche endlich ein Ministerium, welches sich strategisch darum kümmere, dass jeder, der es braucht, digital vernünftig arbeiten kann, sagt der FDP-Mann.

Schmidt-Ramos, mit dem Abitur vom Franziskaneum, ist ausgebildeter Immobilienkaufmann und leitet als Geschäftsführer das Meißner Maklerbüro Hofmann und Partner. „Wenn ich im Auto ein längeres Telefonat mit einem Kunden habe, muss ich vor der Dresdner Straße in Meißen in Sörnewitz rechtzeitig nach Zaschendorf abbiegen, weil sonst kein Empfang ist. Mitten in der Stadt. In Polen kann ich im Wald Pilze suchen und habe bestes 4G-Netz“, empört er sich.

Und bringt wieder den USA-Vergleich an: Homescooling sei dort überhaupt kein Problem für Lehrer und Schüler gewesen. Weil alle gut ausgerüstet und vernetzt seien. Nicht erst seit Corona. Als seine Frau ihren US-Führerschein hier umschreiben lassen wollte, hat sie - wie das vorgesehen ist - bei Amt24.de das Formular ausgefüllt. Dann musste sie es ausdrucken, zur Führerscheinstelle tragen und dort hat ein Mitarbeiter die Daten ein noch mal eingetippt.

„Wir hinken da 15 Jahre hinter anderen Ländern her“, so der Meißner, der im letztgenannten Beispiel eine der Möglichkeiten sieht, Geld und menschliche Ressourcen in den Verwaltungen einerseits zu sparen und andererseits an sinnvolleren Stellen und Aufgaben einzusetzen.

Beim Thema Wohnen, bezahlbare Wohnungen hält Schmidt-Ramos nichts von der Mietpreisbremse. Seine und die FDP-Devise ist: Es müssten mehr Wohnungen gebaut werden, dann werde der Preis für die Mieten sinken. Dafür wolle er sich einsetzen und sagt nachgefragt, dass er im Bundestag am liebsten im Innenausschuss mitarbeiten würde. Denn dort sind nicht nur das Wohnen und das Digitale angesiedelt, sondern auch das Thema Sicherheit.

Von DRK-Mitarbeitern, die angepöbelt werden, von freiwilligen Feuerwehrleuten, deren Einsatz zu wenig wertgeschätzt werde, habe er erfahren. Dem müsse der Staat, die Politik schon von ganz oben energischer entgegentreten.

Besser per Tablet als gar kein Arzttermin

Dem Hausärztemangel in ländlichen Gegenden im Kreis Meißen möchte er mit Telemedizin begegnen. „Es ist doch besser, mit dem Arzt per Tablet oder Laptop im Gespräch zu sein, als gar keinen Termin zu bekommen.“ Er wisse auch, dass die meisten Arztbesuche bei Leuten mit 70 und höherem Alter nötig seien, aber diese Jahrgänge noch wenig Zugang zu den Übertragungsgeräten haben. Doch das sei schon anders bei den heute 60-Jährigen. Dafür sollten die Vorbereitungen jetzt getroffen werden.

Der Meißner hat viele Ideen und gibt sich auch Mühe, mit seinen liberalen Mitstreitern in und für die Stadt was zu bewegen. Sich am Literaturfest mit organisierten Lesungen zu beteiligen und sich auch dafür einzusetzen, dass Schüler, die in der Stadt das Abitur an den Gymnasien ablegen, künftig in der Stadt oder dem Kreis eine gute Arbeit finden. Schmidt-Ramos: „Aus meinem Franziskaneum-Jahrgang sind die ehemaligen Mitschüler mittlerweile in Italien, in England oder im Westen Deutschlands. Weil sie dort anspruchsvolle Jobs und bessere Bezahlung bekommen.“

In so eine tolle Stadt wie Meißen gehören ein Forschungsinstitut und eine andere höhere Bildungsstätte. Und er setzt hinzu, dass mit immer höheren Abgaben und Steuern die Mittelschicht ohnehin schwer hier zu halten sei. Zwar kann er sich kaum noch an die von Guido Westerwelle von Friedrich Merz (CDU) adaptierte Parole erinnern, wonach die „Steuererklärung einfach, niedrig, sozial auf einen Bierdeckel“ passen müsse, aber runter sollten die Steuern und nicht weiter rauf, wie es gerade in der aktuellen Legislaturperiode von 38 auf 41 Prozent passiert sei.

Wie viele ihn am 26. September wählen, da ist Johannes Schmidt-Ramos unsicher. „Ich würde mich freuen, wenn ich mit der Bundestagswahl etwas bekannter werde und junge Leute dazu animieren könnte, sich für ihre Themen in der Politik einzusetzen. Gerne bei uns in der FDP.“

Das ist Johannes Schmidt-Ramos:

  • 1991: Geboren in Forst in der Lausitz in Brandenburg, aber schon als Kleinkind mit den Eltern nach Meißen gezogen.
  • 1996-2000: Besuch der Pestalozzi-Grundschule Meißen.2000-2010: Besuch des Gymnasiums Franziskaneum in Meißen.
  • 2011-2014: San Diego, Kalifornien, dort Arbeit für ein IT-Unternehmen.
  • 2015-2017: Ausbildung zum Immobilienkaufmann in einem Meißner Unternehmen.
  • seit 2019: Geschäftsführer in dem Maklerbüro, in welchem er ausgebildet wurde.
  • 2019: Beitritt zur FDP.
  • seit 2020: Ortsvorsitzender der FDP Meißen und Mitglied des Kreisvorstandes.

Quelle: Schmidt-Ramos