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Schmierer am Werk: Ärger um Wandbilder am Bahnhof in Radebeul-Ost

Die Wandbilder am Fußgängertunnel unter den Gleisen in Radebeul-Ost wurden erneut von Graffitis übersprüht. Die Deutsche Bahn reagiert auf Forderungen nach Überwachungskameras.

Von Lucy Krille
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Graffitis im Bahntunnel sorgen für Unmut bei den Menschen in Radebeul-Ost. Manche fordern Überwachungskameras.
Graffitis im Bahntunnel sorgen für Unmut bei den Menschen in Radebeul-Ost. Manche fordern Überwachungskameras. © Norbert Millauer

Radebeul. Wer den Bahnsteig in Radebeul-Ost verlässt, wird von Karl May, Carl Pfeiffer und Eduard Bilz empfangen, auch auf die Friedensburg, das Spitzhaus, Altkötzschenbroda und die Sternwarte können sich die Ankommenden einstimmen. Doch auf den Wandbildern haben sich erneut Unbekannte verewigt. Schriftzüge wie ACAB (engl.: All cobs are bastards) prangen auf den Wänden. Die Deutsche Bahn (DB) kennt die Graffitis seit dem 10. Februar. Sprecher Jörg Bönisch teilte auf Anfrage mit, dass das Unternehmen bereits Anzeige erstattet hat.

"Aktuell wird geprüft, ob die Entfernung in Eigenleistung möglich ist oder eine externe Beauftragung erfolgen muss", so Bönisch. Davon hänge auch ab, wann die Graffitis entfernt werden können. Nach einer ersten Schätzung der DB könnte das zwischen 500 und 1.000 Euro kosten.

Die Wandbilder sollten Vorfälle wie diesen eigentlich eher verhindern. Die Bahn erhoffte sich mehr Respekt und weniger Vandalismus, als sie den Fußgängertunnel am Bahnhof Radebeul-Ost 2022 mit Wandbildern verschönern ließ. Das Unternehmen investierte dafür etwa 22.000 Euro. Die Arbeiten übernahm damals Carsten Langner. Bereits im vergangenen Jahr musste der Radebeuler Künstler wegen Vandalismus zum Pinsel greifen und die Tunnelwände ausbessern.

Künstler Carsten Langner hatte im November 2022 die Bahnunterführung am Bahnhof Radebeul Ost verschönert.
Künstler Carsten Langner hatte im November 2022 die Bahnunterführung am Bahnhof Radebeul Ost verschönert. © Arvid Müller

Radebeuler fordern Kameras gegen Vandalismus

Auf Facebook äußern Nutzer und Nutzerinnen ihren Unmut über die neuen Graffitis und bringen Kameras ins Gespräch. Einige sind überzeugt, dass diese helfen könnten, Vandalismus in Zukunft zu verhindern. Ein Nutzer gibt aber auch zu Bedenken, dass das bei Vermummten wenig bringt. Von der Bahn heißt es, dass Videotechnik Teil des Sicherheitskonzeptes sei und die Anzahl in den nächsten Jahren erhöht werden soll.

An welchen Bahnhöfen Videotechnik um- oder ausgebaut wird, legt die DB gemeinsam mit der Bundespolizei fest. Letztere ist für die Abwehr von Gefahren und die Strafverfolgung auf Bahnhöfen und in Zügen zuständig. Trotz der Vandalismusfälle sei aktuell keine Videoüberwachung am Bahnhof in Radebeul geplant. "Eine flächendeckende und lückenlose Videoüberwachung der Bahnhöfe ist auch aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht möglich."

Die Idee hinter den Wandbildern war vor zwei Jahren, dass sich Radebeul den Reisenden schon bei der Ankunft kurz vorstellt. Von der Sidonienstraße kommend auf der linken Seite wurden dafür Porträts und verbindende Elemente zu Karl May, Carl Pfeiffer und Eduard Bilz als bekannte Persönlichkeiten verewigt. Auf der rechten Seite werden Sehenswürdigkeiten thematisiert. Zu allen Themenschwerpunkten wird zusätzlich neben dem Titel ein QR-Code platziert, der auf einen Webseiteneintrag bei Wikipedia verweist.

Ausschreibungen für Udo Lindenberg in Radebeul-Kötzschenbroda starten bald

Unabhängig von den Bildern in Radebeul Ost gibt es auch an anderer Stelle Ideen für eine Wandverschönerung. Am Tunnel der Eisenbahnbrücke der Bahnhofstraße in Radebeul-West plant die Stadt unter anderem zwei Zeichnungen vom "Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg. 2021 hatte die Stadt deshalb einen Antrag bei der Deutschen Bahn gestellt, die die Neugestaltung des rund 30 Meter langen Tunnels genehmigen muss.

Nun wartet die Stadt auf einen passenden Moment, um die Verschönerung in die Baustelle auf der Bahnhofstraße zu integrieren. Sprecherin Ute Leder teilte mit, dass in den nächsten Monaten die Ausschreibungen vorbereitet werden sollen.

Die Bahn hält trotz der Vorfälle in Radebeul-Ost an ihrer Einschätzung fest, dass farbig gestaltete Personenunterführungen insgesamt mehr respektiert werden und weniger Vandalismus auftritt. "Jedoch kommt Sachbeschädigung auch an gestalteten Wänden vor."