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Kunstvoll Abstand halten

Den Andrang der letzten Jahre gab es diesmal nicht. Der Radebeuler Grafikmarkt konnte nur mit strengen Corona-Auflagen stattfinden.

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Die junge Künstlerin Viola Große aus Lindenau malt am liebsten den Wald, Pflanzen und Tiere. Sie war schon oft beim Grafikmarkt dabei.
Die junge Künstlerin Viola Große aus Lindenau malt am liebsten den Wald, Pflanzen und Tiere. Sie war schon oft beim Grafikmarkt dabei. © Norbert Millauer

Von Beate Erler

Radebeul. Viel Platz bot die Elbsporthalle an der Festwiese schon immer. In den vergangenen fünf Jahren vor allem für zahlreiche Künstler und ihre Ausstellungstische sowie für die vielen Besucher. In diesem besonderen Jahr wurde die 900 Quadratmeter große Halle vor allem für Mindestabstände und genug Freiraum für alle genutzt. Ohne diesen Platz hätte sicher auch der 42. Radebeuler Grafikmarkt nicht stattfinden dürfen. Doch so kann er seinen Titel vom ältesten, ohne Unterbrechung stattfindenden Grafikmarkt Sachsens stolz weitertragen.

Für regelmäßige Besucher des Kunstmarktes war es ein ungewöhnlicher Anblick: Der große Ausstellungsraum wirkt fast leer. Wo sich sonst Stand an Stand reiht und Menschentrauben um die Künstlertische stehen, sind es diesmal nur wenige Stände und auffallend wenige Besucher.

Limit von 120 Besuchern

Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Stadtverwaltung entschieden, dass der Grafikmarkt, trotz Corona und steigender Infektionszahlen, stattfinden darf. Es hatte lange Beratungen mit dem Gesundheitsamt Meißen gegeben und die Auflagen wurden noch einmal verschärft. Die Kontaktnachverfolgung sollte erst freiwillig sein und wurde nun vorgeschrieben. Von ehemals 190 Besuchern, die sich gleichzeitig in der Elbsporthalle aufhalten sollten, verringerte man noch einmal auf 120 Besucher.

Außerdem fand der Markt nicht, wie sonst üblich, nur am Sonntag, sondern an beiden Wochenendtagen statt. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag konnten so jeweils 45 Künstler ausstellen. Insgesamt etwa genauso viele wie in den letzten Jahren. In der Halle mussten Besucher und Künstler eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Trotz all dieser Maßnahmen freuten sich die Künstler auf die Möglichkeit, ihre Werke zu zeigen und die Besucher auf das beliebte Stöbern, Fachsimpeln und Kaufen.

Etwa 4.000 Exponate gab es zu sehen und wurden zum Verkauf angeboten: darunter Druckgrafiken, Collagen, Zeichnungen, Fotografien, Kalender und Postkarten. Der Großteil der Künstler kam aus Dresden und dem Meißner Landkreis. 

So wie Viola Große aus Radebeul-Lindenau. Seit 2013 ist sie regelmäßig beim Grafikmarkt dabei und präsentiert ihre Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle, die alle Landschaften und Natur zeigen. Einen dichten grünen Wald, den sie in Polen gemalt hat, oder eine Coswiger Landschaft im Herbst, gedruckt auf eine Postkarte: „Von denen habe ich heute schon einige verkauft“, sagt sie.

Künstler bemerkt Zurückhaltung bei Käufern

Die 32-Jährige hat 2018 ihr Kunststudium beendet: „Ich habe Malerei und Grafik in Leipzig und Halle studiert“, sagt sie. Gemalt hat sie aber schon immer. Ihre Landschaften strahlen viel Ruhe aus: „Ich male immer vor Ort im Freien.“ Viele ihrer Werke entstehen in der Region. So zum Beispiel am Dippelsdorfer Teich in Moritzburg, in Coswig oder Dresden.

Wenige Meter weiter steht Holger Koch aus Freiberg an seinem Künstlertisch. Der Zeichner, Maler und Grafiker hat das Plakat für den diesjährigen Grafikmarkt entworfen. Vor etwa drei Wochen hat das Radebeuler Kulturamt bei ihm angefragt: „Da habe ich mich natürlich sehr gefreut“, sagt Holger Koch. „Das war eine große Ehre für mich.“ Als Motiv hat er seine gefiederten Gesellen, wie er sie liebevoll nennt, gewählt. Die drolligen schwarz-weißen Vögel mit den großen roten Schnäbeln stellen die Besucher des Grafikmarktes dar. Sie flattern sozusagen um die Ausstellungsstücke herum.

Aus der Not eine Tugend hat die Radebeuler Künstlerin Dorothee Kuhbandner gemacht: Sie hat Masken mit ihren farbenfrohen Motiven bedrucken lassen. Die kann man in ihrer Galerie kaufen.
Aus der Not eine Tugend hat die Radebeuler Künstlerin Dorothee Kuhbandner gemacht: Sie hat Masken mit ihren farbenfrohen Motiven bedrucken lassen. Die kann man in ihrer Galerie kaufen. © Norbert Millauer
Der Künstler Holger Koch durfte das Plakat zum Grafikmarkt gestalten. Seine humorvollen Bilder kamen bei den Besuchern gut an.
Der Künstler Holger Koch durfte das Plakat zum Grafikmarkt gestalten. Seine humorvollen Bilder kamen bei den Besuchern gut an. © Norbert Millauer
Am Eingang zum Markt wurde gezählt, um über die kommenden und gehenden Personen einen Überblick zu wahren. 
Am Eingang zum Markt wurde gezählt, um über die kommenden und gehenden Personen einen Überblick zu wahren.  © Norbert Millauer

Sowieso malt er Tiere am liebsten, nicht nur Fantasievögel, auch Elefanten, Katzen und Ponys mit rosa Kleidern: „Die kann ich schneller zeichnen als Menschen“, sagt er. Mit seinen fantasievollen und farbenfrohen Bildern, Zeichnungen und Radierungen will er die Menschen zum Schmunzeln bringen. Ein Besucherehepaar hat sich bereits für ein Artprint entschieden und nimmt auch von Holger Kochs Frau am Nachbartisch noch etwas mit.

Dass der Grafikmarkt überhaupt stattfindet, hätte er nicht vermutet. Die Corona-Krise hat ihn bisher aber weniger getroffen: „Ich wollte dieses Jahr sowieso eine Ausstellungspause machen und mehr malen“, sagt er. Holger Koch verkauft viel über Ausstellungen in Galerien: „Da habe ich schon einige Einbußen und ich merke auch eine gewisse Kaufzurückhaltung bei den Leuten.“

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