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Radebeul: Wilde Natur und das Leben zwischendrin

Fantastische, witzig-skurrile Malerei zeigt der Berliner Künstler Markus Johne derzeit in einer Ausstellung in der Galerie mit Weitblick Radebeul.

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Der Titel der aktuellen Ausstellung in der Galerie mit Weitblick lautet „Anregungen aus der Kunst für Wissenschaft und Forschung“. Zu sehen sind Arbeiten des Malers Markus Johne.
Der Titel der aktuellen Ausstellung in der Galerie mit Weitblick lautet „Anregungen aus der Kunst für Wissenschaft und Forschung“. Zu sehen sind Arbeiten des Malers Markus Johne. © Norbert Millauer

Von Lilli Vostry

Radebeul. Ein Wolf nimmt Reißaus vor einer Industrielandschaft, er hat sich zweifellos verirrt. Schwalben kreisen auf den Dünen und durch die Nacht. Hirsche stehen im Wald tarnfarben. Eine Zitronenkatze streift umher und seltsame Gefährte bewegen sich durch ferne Gegenden. Fantastische, witzig-skurrile und poetische, farbenfrohe Malerei versammelt zurzeit die Ausstellung „Anregungen aus der Kunst für Wissenschaft und Forschung“ des Berliner Künstlers Markus Johne in der Galerie mit Weitblick, Obere Bergstraße 13 in Radebeul.

Der Ausstellungstitel klingt trocken sachlich, auch mit leiser Ironie und kontrastiert mit den farb- und formreichen Bildwelten. Heitere Farbtöne wechseln mit militärisch braun-grün gefleckten Farben in der Bilderserie „Hageltarn“ aus dem Jahr 2003. Da sieht man „Esel bei der Marslandung“ als Kosmonaut, „Esel als Falkner“ und „Spieler“ vor entsprechend gemusterter Tapete in Wohnräumen. „Tiere erleben sich über Menschen“, kommentiert Markus Johne. Er sah selbst schon Wölfe auf Brachflächen und ehemaligen Truppenübungsplätzen.

Fantasievolle Erfindungen

Ein Wolf schleicht vor dem Braunkohlekraftwerk Boxberg mit rauchenden Schloten, kargem Boden und ein paar kleinen Kiefern vorbei auf dem Titelbild der Ausstellung. Verdutzt und aufmerksam schaut er den Betrachter an. Der Wolf steht für die Härte und den Überlebenskampf der Natur und ihrer Geschöpfe, aber auch für das Wilde, Freie. Um Technik und Industrie, die von Menschen angelegt sind, wilde Natur und das Leben zwischendrin geht es auf den oft großformatigen Leinwänden von Markus Johne. Außerdem zeigt er faszinierende, wundersame Landschaften und fantasievolle Erfindungen, zu denen ihn seine Reisen anregten.

Markus Johne hat einen ganz eigenen Malstil entwickelt, mal zeichenhaft-abstrahiert, surreal, verspielt-versponnen und konkret, bewegen sich Figuren mit wunderlichen Transportmitteln wie Lastenrädern durch die Wüste, begleitet von seltenen Tieren. Da begegnen einem Beduinen beim Reisig sammeln im Westjordanland, ein Fuchs auf kleiner Wüstenfahrt, schwirren Sandflöhe, Tausendfüßler, ein Skorpion und ein Steppenschakal und mustern die Reisenden. Da zeigt er seine Visionen vom Leben im Weltraum im Ölbild „Gravitationsrakete“ und in der Bilderserie „Kriegerphylogenese“ in rostigen und metallenen Farben abstrahierte Figuren mit Keule, Rüstung und einen Samurai. Und was kommt als Nächstes? Die Bilder von Markus Johne laden zum Schmunzeln ebenso wie zum Nachdenken über unsere bewegt-wandlungsreiche Gegenwart ein.

Sonderöffnungszeiten zu Pfingsten

Markus Johne wurde 1964 in Hoyerswerda geboren. Er hat Physik in Jena und Leipzig studiert von 1984 bis 1989, war als Choreograf für Festveranstaltungen tätig von 1991 bis 1996 und wohnt und arbeitet seit 1997 als freischaffender Maler in Berlin. Der Kunst ist Markus Johne schon lange verbunden, seine Mutter war viele Jahre Galeristin in Brandenburg und dadurch entdeckte Galeristin Dorothee Kuhbandner auch seine witzig-einfallsreichen Arbeiten.

Die Ausstellung ist noch bis 7. August dieses Jahres zu sehen in der Galerie mit Weitblick. Im Rahmen der 18. "Kunst offen Sachsen" kann diese zu Pfingsten am 4., 5. und 6. Juni 2022 jeweils von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Sonst ist sie Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

www.doro-malerei.de

www.markus-johne.de