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Kreis Meißen: Besuchshunde auch für Kinder

Der ASB hat ein neues Angebot für Seniorenheime, Hospize und Kitas. So gehen Nadja Helmer und ihr Hund Nukka in die Radebeuler Kita "Rasselbande".

Von Beate Erler
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Wenn sie Fritz, Aaron und Bennett (v.l.) begrüßt hat, gibt es gleich das erste Leckerli für Nukka. Foto: Arvid Müller
Wenn sie Fritz, Aaron und Bennett (v.l.) begrüßt hat, gibt es gleich das erste Leckerli für Nukka. Foto: Arvid Müller © Arvid Müller

Wenn sie das gelbe Tuch mit der roten ASB-Aufschrift um den Hals gelegt bekommt, weiß Nukka, jetzt beginnt der Dienst. Das passiert bisher nur einmal in der Woche. Immer am Mittwoch geht die Hündin mit ihrem Frauchen Nadja Helmer in die ASB-Kita „Rasselbande“ auf der Radebeuler Borstraße. Heute sind sechs Kinder in der Gruppe, die eine dreiviertel Stunde Zeit mit Nukka verbringen dürfen. Die drei Mädchen und drei Jungs sind sichtlich aufgeregt.

Zu Beginn will Nadja Helmer von den Kindern wissen, wie man einen Hund begrüßt. Eine richtige Antwort haben sie nicht, aber dafür ist die Radebeulerin, die ehrenamtlich im ASB-Besuchshundedienst arbeitet, ja da. „Ihr müsst ganz entspannt stehen und euch ein bisschen zu ihr runterbeugen und sie dann an euch schnüffeln lassen“, erklärt die 53-Jährige. Dann dürfen die Kinder die vier Jahre alte Mischlingshündin begrüßen.

Seit zwei Jahren gehört sie jetzt zu Nadja Helmer. Zuvor lebte sie als Straßenhund in Spanien. Ihr Frauchen holte sie aus der Pflegestelle in Nünchritz. „Mir hat ihr Wesen gefallen“, sagt Nadja Helmer, „sie ist ein eher ruhiger Hund mit einer freundlichen Art.“ Sie habe ziemlich schnell gemerkt, dass Nukka Potenzial als Besuchshund hat.

Bisher vier Besuchshundeteams

Das neue Angebot des ASB gibt es seit März 2020. Viele Besuche waren aufgrund der Corona-Pandemie dann erst einmal nicht möglich. Bisher gibt es beim ASB-Regionalverband Dresden vier Besuchshundeteams. Die Frauen sind mit ihren Hunden jeweils in einem Pflegeheim in Königsbrück, in zwei Kitas in Kamenz und Pulsnitz und in der Radebeuler Kita Rasselbande im Einsatz. Die Hunde dürfen gefüttert und gestreichelt werden, man kann mit ihnen spielen, sie führen Tricks vor und Fragen werden beantwortet.

Die Einsatzgebiete sind vielfältig. Die Teams gehen in Seniorenheime, in Einrichtungen für psychisch erkrankte Menschen, in Hospize, in Schulen und Kitas und Justizvollzugsanstalten. „Der Kontakt mit einem Hund kann Türen öffnen und Sinneseindrücke bewirken, die bei der Kommunikation zwischen Mensch und Mensch manchmal nicht gelingen wollen“, sagt Sabine Mutschke, PR- und Marketingverantwortliche der ASB Dresden & Kamenz gGmbH.

So öffnen sich demenziell Erkrankte in Gegenwart eines Hundes schneller und das sorgt für geistiges Wohlbefinden. Die Besuchshunde gehören deshalb in den Bereich der tiergestützten Aktivität. „Die Hunde beim Spielen zu beobachten oder selbst einen Ball zuzuspielen, wirkt mobilisierend und aktiviert besser als es durch Zureden gelingen würde“, sagt Sabine Mutschke.

Nukka als Haustierersatz

In der Kita geht es vor allem darum, dass die Kinder mehr über das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund erfahren. Viele Kinder wünschen sich einen Hund und wieder andere haben Angst vor ihnen. Durch den Besuch von Nadja Helmer und Nukka haben sie Gelegenheit, einen Hund kennenzulernen. Ein Junge aus der Gruppe wünscht sich einen Hund, aber die Eltern können es nicht ermöglichen. „Sein Vater hat mir gesagt, dass er es toll findet, dass er durch den Besuchsdienst auf einen Hund treffen kann“, sagt Nadja Helmer, die als Pädagogin arbeitet.


Nukka ist von Natur aus eher schüchtern, und ängstlich, aber trotzdem neugierig und offen für Menschen. Das ist auch die wichtigste Voraussetzung. „Die Hunde müssen sich gern streicheln lassen und gern auf Menschen zugehen“, sagt Sabine Mutschke. Das geht mit Leckerlies natürlich noch besser. In einem kleinen Beutel stecken Käsewürfel aus Gouda, denn das ist Nukkas Lieblingskäse. Immer wenn sie den Gegenstand, den die Kinder im Spielzimmer versteckt haben, gefunden hat, bekommt sie ein Stück.

Seit einem Jahr sind die beiden als Besuchshundeteam für den ASB unterwegs. Nadja Helmer wollte gern mehr mit ihrer Hündin gemeinsam machen als nur spazieren gehen. Und sie wollte sich ehrenamtlich engagieren. „Ein Rettungshund ist sie aber nicht“, sagt sie und lacht.

Besuchshundeführer gesucht

Wer auch als Mensch-Hund-Gespann ehrenamtlich aktiv werden will, kann sich beim ASB-Dresden anmelden. Danach macht man mit dem Hund eine sechsmonatige Ausbildung zum Besuchshundeführer. Sie ist kostenfrei und findet zwei bis viermal im Monat abends oder am Wochenende in Dresden statt.

Am Ende muss sich der Hund einem Stresstest unterziehen. „Er darf auch in Stresssituationen nicht beißen und keine Aggression zeigen“, sagt Nadja Helmer. Bei diesem Test stand Nukka in der Mitte umzingelt von Menschen, die dann alle auf sie zu rannten. „Angst darf sie haben, aber nicht angreifen“, sagt ihr Frauchen. Diesen Test hat sie bestanden und nach der Prüfung ihr gelbes Halstuch bekommen.