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Corona-Ausbruch in Altenpflegeheim

In Radeburg sind die Zahlen der aktuell Infizierten in den vergangenen Tagen in die Höhe geschnellt. Ein Grund dafür ist die Einrichtung Friedenshöhe der Diakonie.

Von Sven Görner
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Im Altenpflegeheim der Diakonie-Stadtmission Dresden wurde 55 der 80 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet.
Im Altenpflegeheim der Diakonie-Stadtmission Dresden wurde 55 der 80 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet. © SZ/Sven Görner

Radeburg. In der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag hatte Radeburgs Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos) noch die Zahl 37 für mit Corona infizierte Zille-Städter genannt. Inzwischen ist der Wert deutlich gestiegen.. Laut der aktuellen Information des Landratsamtes Meißen gibt es mit Stand Dienstagnachmittag inzwischen 90 aktiv Infizierte. Radeburg liegt so derzeit mit an der Spitze der Kommunen im Landkreis.

Großen Anteil daran hat das Altenpflegeheim Friedenshöhe der Diakonie Stadtmission Dresden. Dort sind laut dem Gesundheitsamt des Landkreises 55 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie Diakonie-Geschäftsführer Thomas Slesazeck am Dienstag auf SZ-Nachfrage sagte, betrifft diese Zahl ausschließlich die Heimbewohner.

„Bei circa 20 Mitarbeitern fiel der Test ebenfalls positiv aus.“ Insgesamt kümmern sich in der Radeburger Einrichtung knapp 60 Mitarbeiter um die Pflege und Betreuung der 80 Bewohner.

Quelle der Infektion nicht genau klar

Nachdem ein Bewohner am 30. Oktober positiv getestet wurde, hätte es in dem Heim eine groß angelegte Testung der Bewohner und Mitarbeiter gegeben. „In solch einem Fall handelt man als Träger nicht mehr allein, sondern in Abstimmung mit den behördlichen Anweisungen“, so der Geschäftsführer.

Im Haus werde versucht, die Kontakte zu minimieren und auf bestimmte Wohnbereiche einzugrenzen. Ein normaler Besucherverkehr, wie er unter Einhaltung des Hygienekonzepts den Sommer über und bis zum Auftreten des Corina-Falls geregelt war, sei vorerst bis zum 22. November natürlich nicht möglich. „Individuell wird aber entschieden, wie etwa Sterbebegleitung möglich ist“, ergänzt Thomas Slesazeck. „Dafür haben wir als Ansprechpartner in der Diakonie auch einen Seelsorger.“

Wie das Virus in das Haus gekommen ist, lasse sich nicht genau eingrenzen. „Da sind verschiedene Wege möglich. Etwa wenn ein Bewohner im Krankenhaus war oder auch durch Besucher.“ Der Großteil der Mitarbeiter habe in den vergangenen Monaten die persönlichen Kontakte eingeschränkt, um die Bewohner und auch die Familien zu schützen.

Hilfe auch von der Bundeswehr

Und wie gelingt es, die Betreuung abzusichern, wenn ein Drittel der Mitarbeiter infiziert ist und so doch eigentlich in Quarantäne müsste? „Wenn die Betroffenen symptomfrei sind, ist es möglich, dass sie zur Absicherung der Dienstpläne in Arbeitsquarantäne zwischen zu Hause und der Arbeit pendeln können“, sagt Thomas Slesazeck. Sie werden dann in den Bereichen eingesetzt, wo es Infizierte gibt. 

Unterstützung bekomme das Pflegeheim Friedenshöhe aber auch aus anderen Einrichtungen der Diakonie Stadtmission. „Ich bin sehr froh darüber, dass sich Mitarbeiter dazu bereiterklärt haben.“ Hilfe leisten zudem Angehörige der Bundeswehr. „Sie kommen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung der Heimbewohner zum Einsatz“, ergänzt der Geschäftsführer. Das alles den ganzen Tag unter Vollschutz - Maske, Handschuhe, Schutzanzug.

Seit dem Feststellen der Corona-Infektion seien in der Einrichtung in Radeburg sieben Personen verstorben, bei denen das Virus nachgewiesen wurde.

Am Mittwoch wird erneut getestet

Am heutigen Mittwoch soll nun erneut in der Friedenshöhe getestet werden. Die Ergebnisse erwartet Thomas Slesazeck zum Ende der Woche. „„Auf dieser Basis werden jeweils aktuelle Entscheidungen getroffen.“ Und der Geschäftsführer ergänzt: Grundsätzlich sind wir sind sehr dankbar, in welch verantwortungsvoller Art und Weise die Teams diese außergewöhnliche Belastung für die Bewohner gemeinsam tragen. Letztendlich auch für uns als Gesellschaft, die sie hier wie bei anderen Trägern unterstützen sollte.“

Bürgermeisterin in Quarantäne

Die Radeburger Bürgermeisterin Michaela Ritter ist seit Montag in Quarantäne. Sie hatte am Wochenende dienstlich mehrfach Kontakt zu einer Bürgerin, die positiv auf Corona getestet worden sei.

Nachdem die Rathauschefin am Montag früh davon erfahren hatte, begab sie sich umgehend in häusliche Isolation, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

Ihr selbst geht es gut, sie sei ohne Symptome, bestätigte sie am Dienstag auf Nachfrage der SZ. Die Dauer der Quarantäne sei abhängig von den Ergebnissen des durchzuführenden Corona-Tests. Die Amtsgeschäfte führt sie derzeit von zu Hause. Ein geplanter öffentlicher Termin in dieser Woche wurde abgesagt, die Sitzung des Technischen Ausschusses in der nächsten Woche soll ein Stellvertreter der Bürgermeisterin leiten.

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