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Seltenes Schauspiel am Schlossteich

Das traditionelle Schaufischen musste coronabedingt ausfallen. Das nutzt die Teichwirtschaft Moritzburg, um mal auf der Ostseite zu fischen. Das ist Knochenarbeit.

Von Sven Görner
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Abfischen am Moritzburger Schlossteich: Am Mittwoch holten Mitarbeiter der Teichwirtschaft Moritzburg mit Boot und Kescher im östlichen Teil des Teiches die Fische heraus. Ein ungewohntes Bild, passiert das doch nur alle vier, fünf Jahre.
Abfischen am Moritzburger Schlossteich: Am Mittwoch holten Mitarbeiter der Teichwirtschaft Moritzburg mit Boot und Kescher im östlichen Teil des Teiches die Fische heraus. Ein ungewohntes Bild, passiert das doch nur alle vier, fünf Jahre. © Arvid Müller

Moritzburg. Die Männer im Wasser haben am Mittwochvormittag schwer zu tun. Gut einen Meter tief stehen sie im Schlamm des Moritzburger Schlossteichs. Mit Keschern hieven sie zappelnde Fischleiber in einen Kahn. Prächtige Karpfen, einige gut zehn Kilo schwer. Wasser und Schlamm spritzt dabei den Männern auf ihr Gummizeug und ins Gesicht.

Inzwischen ist der Kahn mit seiner silbrig glänzenden Ladung voll. Was jetzt kommt, ist für die Mitarbeiter der Teichwirtschaft Moritzburg nicht leichter als das Herausfischen der Tiere. Das Boot wird zur Brücke, die die Schlossinsel mit dem Park verbindet, gezogen und geschoben. Hier brauchen die Fischer erneut ihre Kescher. Fisch für Fisch wird aus dem Boot in die an einem Kranhaken hängende Mulde umgeladen, mit der der Fang schließlich an Land kommt.

Neben den Karpfen sind im Schlossteich unter anderem Hechte und Welse herangewachsen. „Die Welse sind sehr groß geworden, bis zu 1,80 Meter“, sagt Henry Lindner, der Geschäftsführer der Teichwirtschaft Moritzburg GmbH. „Es war jetzt Zeit, sie rauszuholen, damit sie uns im nächsten Jahr nicht die 500 bis 600 Gramm schweren Satzfische wegfressen, die wir großziehen und im Herbst verkaufen wollen.“

Bereits am Dienstag waren prächtige Karpfen aus dem westlichen Schlossteich geholt worden.
Bereits am Dienstag waren prächtige Karpfen aus dem westlichen Schlossteich geholt worden. © SZ/Sven Görner

Die Welse waren aber nur ein Grund für Henry Lindner, den östlichen Schlossteich wieder einmal abzufischen. „Das machen wir nur alle vier bis fünf Jahre“, sagt der Teichwirt. Denn im Gegensatz zum westlichen Teil des Teichs gibt es hier keine Fischgrube, die den Männern ihre Arbeit etwas erleichtert. „Das Abfischen im östlichen Teil ist daher eine mächtige Schinderei“, ergänzt Henry Lindner, der am Mittwoch selbst mit im Schlamm steht. Zudem fehle dafür meist die Zeit, so der Geschäftsführer. Denn das Ernten der Fische in den 24 bewirtschafteten Teichen erfolgt nach einem genauen Zeitplan und in einer bestimmten Reihenfolge. Das jährliche Fisch- und Waldfest, zu dessen Höhepunkten die kommentierten Fischzüge am Schlossteich gehören, ist dabei ein wichtiger Termin. Der nun in diesem Jahr coronabedingt ausgefallen ist.

„Damit hatten wir auch etwas mehr zeitlichen Spielraum, um uns mal wieder den östlichen Teich vorzunehmen.“ Dort vermutete Henry Lindner neben den Welsen nämlich auch noch reichlich Karpfen, die aufgrund der verschlammten Fischgrube im Vorjahr beim Ablassen des Wassers gar nicht bis in den westlichen Teil geschwommen waren. „Zudem hatten wir den Abfluss schnell wieder geschlossen, weil der Freistaat die Fischgrube im Winter sanieren wollte.“ Was auch passiert ist. Nur fünf Tonnen Karpfen wurden so im Vorjahr im Schlossteich geerntet.

Kein Risiko eingehen

Zum Glück sei der östliche Teil des Teiches im Winter schon wieder gut mit Wasser gefüllt gewesen und auch nicht zugefroren. Noch einmal wollte Henry Linder das Risiko allerdings nicht eingehen. „Wir wissen ja nicht, wie viel Wasser wir dieses Jahr noch bekommen. Wenn es nicht viel ist und es obendrein noch Eis gibt, können die Fische durch die Geräusche der Schlittschuhläufer so gestresst werden, dass wir sie verlieren.“

Das kann sich die Teichwirtschaft nicht leisten. Denn die Verluste, vor allem durch die Kormorane, sind in diesem Jahr ohnehin schon sehr hoch. Und so ist Henry Lindner froh, dass er am Mittwoch reichlich Fische aus dem Wasser holen kann. Bereits am Dienstag war auf gewohnte Weise der westliche Schlossteich abgefischt worden. Mit den 17 Tonnen Karpfen und einer weiteren Tonne Hechte und Welse als Ergebnis ist der Teichwirt zufrieden.