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Moritzburg tritt Wassergesellschaft von Coswig und Radebeul bei

Eine Gesellschaft aus Radebeul und Coswig kümmert sich künftig um Trinkwasser und Schmutzwasser in Moritzburg. Das spart Personal, bringt aber auch kritische Nachfragen von den Gemeinderäten.

Von Lucy Krille
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Die Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft soll künftig in dem Gebäude auf der Stadtgrenze zwischen Coswig und Radebeul ihren Firmensitz haben. Ab Januar kümmert sie sich auch um das Trink- und Schmutzwasser in Moritzburg.
Die Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft soll künftig in dem Gebäude auf der Stadtgrenze zwischen Coswig und Radebeul ihren Firmensitz haben. Ab Januar kümmert sie sich auch um das Trink- und Schmutzwasser in Moritzburg. © Arvid Müller

Moritzburg will künftig vom Personal bei den Coswiger und Radebeuler Wasserbetrieben profitieren. Die Betriebe der beiden Städte hatten sich bereits 2018 unter dem Dach der Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft (WAB R+C) zusammengeschlossen. Ab 1. Januar kommt Moritzburg dazu, und auch Radeburg plant einen Beitritt. Dort wurde die Entscheidung im Stadtrat allerdings noch einmal vertagt.

In der WAB arbeiten unter anderem die Ableser von Zählerständen, Wechsler der Wasseruhren sowie der Havarie- und Reparaturdienst stadtübergreifend zusammen. Das spart Personal, welches Städte und Gemeinden an vielen Stellen suchen. Die Gesellschaft will künftig auch von einem gemeinsamen Standort aus an der Stadtgrenze zwischen Radebeul und Coswig agieren.

Moritzburg erhöht das Kapital der WAB R+C mit dem Beitritt um reichlich 71.000 Euro. Die Gesellschaftsanteile seien im Haushalt schon eingestellt, hieß es zur vergangenen Gemeinderatssitzung. Dort stimmten die Gemeinderäte und Rätinnen dem Beitritt zu. Es gab aber auch Bedenken.

Moritzburg stimmrechtlich unterlegen

Denn Moritzburg wird nur die kleine Partnerin in der WAB R+C sein. Wie der Name – der sich auch nicht ändern wird – schon zeigt, sind Radebeul und Coswig die führenden Gesellschafter. Laut Vertrag haben die beiden Städte zusammen immer die Mehrheit. Moritzburg bekommt 7,5 Prozent der Stimmanteile, genauso wie Radeburg, wenn die Stadt beitreten sollte. Der Rest verteilt sich auf Radebeul und Coswig. "Das ist logisch als Gründer der Gesellschaft", sagt Hänisch.

Doch manche Gemeinderäte fürchten, dass der Einfluss verloren geht. "Wir gehen stimmrechtlich unter", stellt CDU-Gemeinderat Volker John fest. Wenn die WAB R+C beispielsweise Personal aufstocken will, könne man nichts machen. Das stimme zwar, sagt Hänisch. Er glaubt aber nicht, dass es deshalb zu größeren Problemen kommen wird. Schließlich sei die Betriebsgesellschaft ein kommunaler und kein privatwirtschaftlicher Betrieb.

Außerdem behalte man weiter die Hoheit über die Gebühren. Die Gesellschaft wird zwar die Preiskalkulation übernehmen, doch letztendlich entscheidet der Gemeinderat. Auch das Anlagevermögen wie Rohre und Leitungen werden nicht abgegeben.

Qualität und Zuverlässigkeit nicht mehr gewährleistet

Bisher hat Moritzburg die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung in Eigenregie betrieben. Einzige Ausnahme ist der Ortsteil Steinbach, der über den Abwasserzweckverband in der "Gemeinschaftskläranlage Kalkreuth" organisiert ist. Doch in den nächsten Jahren könne die Gemeinde das nicht mehr mit der notwendigen Qualität und Zuverlässigkeit machen, sagt Hänisch.

Das liegt vor allem daran, dass das Personal fehlt. Die Gemeinde arbeitet am Anschlag, so der Eindruck. Doch Moritzburg ist kein Einzelfall. Hänisch berichtet von seinem Radebeuler Amtskollegen Bert Wendsche (parteilos), der als Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetags Einblick in verschiedenste Kommunen hat. "Es wird überall ein großes Problem, Fachkräfte zu bekommen", habe dieser ihm prophezeit.

Der Bürgermeister denkt im nächsten Schritt schon darüber nach, auch die Beleuchtung in der Gemeinde auszugliedern, wenn die zuständige Kollegin in Rente geht. Zudem beschlossen die Gemeinderäte ebenfalls in der vergangenen Sitzung, Vergabeverfahren künftig über eine zentrale Stelle in Radebeul auszuschreiben. Dass es notwendig ist, bestimmte Aufgaben abzugeben, sahen die Gemeinderäte grundsätzlich ein. Jedoch warnten manche auch davor: "Wir dürfen nicht alles outsourcen".