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Praxis schließt - Ersatz gesucht

Die Patienten des Medizinischen Versorgungszentrums Siedlerstraße in Coswig versuchen, neue Ärzte zu finden.

Von Udo Lemke
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Ankündigung der Schließung der Praxis in der Siedlerstraße 1 in Coswig.
Ankündigung der Schließung der Praxis in der Siedlerstraße 1 in Coswig. © Norbert Millauer

Dass der 31. Mai der letzte Arbeitstag in der Gemeinschaftspraxis auf der Siedlerstraße 1 in Coswig ist und per 1. Juni dort die Türen zu bleiben - daran hat sich nichts geändert (SZ berichtete). Ebenso wenig an den Konsequenzen für die vielen, zumeist älteren Patienten. Diese hatten gerade einmal vier Wochen Zeit, sich um einen neuen Hausarzt zu kümmern. Doch die Situation ist angespannt. Die vorhandenen Hausärzte in der Stadt sind jetzt schon überlastet.

Die Praxis Siedlerstraße 1 wurde bislang von Frau Dr. Gross und Frau Dr. Gebhardt betrieben. Die letztgenannte Ärztin ist in den Mutterschutz gegangen, die erstgenannte hat bei der Trägerin der Praxis, der Klinik-Gesellschaft Recura, gekündigt. „Deshalb können wir unseren Patienten keinen Praxisbetrieb mehr anbieten“, erklärt Recura-Sprecher Thomas Lehmann auf SZ-Nachfrage. „Aufgrund fehlender ärztlicher Verfügbarkeit ist eine weitere Versorgung nicht möglich“, so steht es auch an der Tür der Siedlerstraße 1.

Auf die Frage, ob die Recura den Standort Siedlerstraße 1 aufgeben will, erklärt er: „Aufgeben wollen wir den Standort nicht, wir werden versuchen, eine Lösung zu finden. Wir sind uns unserer Rolle in Coswig für die Betreuung der Patienten bewusst.“ Allerdings hatte Recura-Geschäftsführer Viktor Helmers 14 Tage vor Bekanntmachung der Schließung der Praxis diese gegenüber der Stadtverwaltung Coswig bekannt gegeben. Jedoch wäre die Recura wohl verpflichtet gewesen, eine Anschlusslösung zu suchen. Das legt die Antwort der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens (KVS) auf eine entsprechende SZ-Anfrage nahe. Dort heißt es: „Das MVZ Coswig ist bei bestehenden Arztsitzen angestellter Ärzte verpflichtet, für eine Vertretung zu sorgen“, so KVS-Sprecherin Katharina Bachmann-Bux.

Und sie macht noch auf etwas anderes aufmerksam: Der hausärztliche Planungsbereich Radebeul, zu dem Coswig gehört, ist seit diesem Mai nicht mehr von Zulassungsbeschränkungen betroffen. „Das heißt konkret, für den Planungsbereich Radebeul gibt es fünf freie Stellen, sodass Neuzulassungen möglich sind.“ Also auch in Coswig.

Oberbürgermeister Thomas Schubert (parteilos) hat sich nicht nur mit einem Brief an die in Coswig niedergelassenen Ärzte gewandt, in dem er die Bitte um Aufnahme von Patienten der Siedlerstraße 1 bittet. Er hat auch den Kontakt zwischen Frau Dr. Gross und einem großen regionalen Klinikbetreiber vermittelt, um eventuell eine neue Zusammenarbeit zu gestalten. Zudem habe er dem Klinikbetreiber Objekte in der Stadt vorgestellt, die auch ärztliche Versorgung in größerem Umfang, etwa dem einer Poliklinik, ermöglichen würden. Auf die Frage nach den Reaktionen auf seinen Bittbrief an die Coswiger Ärzte erklärt der Oberbürgermeister, dass ihm alle versichert hätten, dass sie natürlich Notfälle behandeln und auch die Versorgung mit Medikamenten sicherstellen würden, einige würde Patienten, die in der Nähe der Praxis wohnen, aufnehmen.

Was die Recura betrifft, so sieht Thomas Schubert „definitiv eine Aufgabe der Praxis, das steht ja auch an der Tür“. Über die Gründe möchte er nicht spekulieren, allerdings könne er sich wirtschaftliche Überlegungen vorstellen. Da sich in der Siedlerstraße vor allem ältere Patienten vorstellen, die auch häufiger als jüngere kommen, könne es sein, dass die Ärzte zu wenig Abrechnungsscheine erhalten würden, denn pro Quartal gebe es für einen Patienten immer nur einen solchen Schein.

„Ich bin in Gesprächen, ich bin immer noch der Hoffnung, dass sich etwas tut. Aber es ist illusorisch zu glauben, dass mit dem Ausscheiden der Ärztin im MVZ Siedlerstraße zum 31. Mai ab 1. Juni ein anderer Arzt diese Praxis übernehmen wird. Das wird im günstigsten Fall im Spätsommer oder Herbst der Fall sein können“, erklärt der Oberbürgermeister.