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Was an der Ex-Zellstofffabrik passiert

Wo es vor zwei Jahren in Coswig-Kötitz eine Brandstiftung gab und die Kripo lange ermittelte, hat sich jetzt alles gehörig verändert.

Von Peter Redlich
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Dort, wo das alte Zellstoffwerk in Kötitz stand, ist jetzt eine große weite Fläche - aufbereitet für neue Ansiedlungen.
Dort, wo das alte Zellstoffwerk in Kötitz stand, ist jetzt eine große weite Fläche - aufbereitet für neue Ansiedlungen. © Norbert Millauer

Coswig. Fast drei Jahrzehnte lag das Gewerbeareal der ehemaligen Zellstofffabrik an der Emil-Hermann-Nacke-Straße in Coswig-Kötitz im Dauerschlaf. Die aus Ziegeln gemauerten Gebäude verfielen. Müll wurde in den Hallen illegal abgeladen. Wände besprüht. Jugendliche trafen sich hier. Und zuletzt, vor zwei Jahren im Juni, stand das Areal plötzlich wieder im Fokus. Aber vor allem, weil aus den Fabrikhallen riesige Flammen loderten.

Etwa 100 Feuerwehrleute waren hier im Juni 2019 ein gesamtes Wochenende im Einsatz. Die Brandermittler von der Kriminalaußenstelle Meißen der Polizeidirektion Dresden haben intensiv gesucht und auch einen offensichtlichen Täter ausfindig machen können. Das Feuerlegen hörte auf. Die auswärts ansässigen Besitzer sicherten die Gebäude notdürftig. Fensterlöcher wurden zugemauert. Aber letztlich war es wieder Stillstand ohne Entwicklung.

Vor wenigen Wochen gab es dann aus der Stadtverwaltung Coswig die gute Nachricht. Die Hagedorn Unternehmensgruppe aus Gütersloh macht die Industriebrache an der Emil-Hermann-Nacke-Straße in Coswig wieder baureif. Hagedorn ist spezialisiert auf Abriss und Aufbereitung von Industriebrachen.

Die Ermittler der Kriminalaußenstelle Meißen der Polizeidirektion Dresden haben hier lange nach Spuren des Brandstifters gesucht.
Die Ermittler der Kriminalaußenstelle Meißen der Polizeidirektion Dresden haben hier lange nach Spuren des Brandstifters gesucht. © Arvid Müller

42.000 Quadratmeter, bebaut mit massivem Mauerwerk, sind allerdings auch gehörig Aufwand. Im Frühjahr äußerte sich dazu der neue Eigentümer mit Alexander Emde, Prokurist der Hagedorn Revital GmbH: „Wir haben das Grundstück erworben, wie es steht und liegt, und es ist unser Anspruch, aus der Industriebrache mit guter Anbindung nach Dresden, die Basis für ein Projekt mit städtebaulichem Mehrwert zu schaffen.“ Indem die Gütersloher Unternehmensgruppe ausgediente Bestandsflächen revitalisiert und baureif macht, leistet sie einen entscheidenden Beitrag, um Neuversiegelungen von Flächen zu vermeiden und dem zunehmenden Flächenverbrauch entgegenzuwirken, so die übereinstimmende Meinung der Coswiger Stadtverwaltung mit der Firma.

Aus der Stadtverwaltung hieß es von Oberbürgermeister Thomas Schubert (parteilos): „Wir sind froh, dass sich mit der Unternehmensgruppe Hagedorn ein erfahrenes Unternehmen um die Beräumung und Aufarbeitung des Gebietes kümmern wird, der Rückbau des baufälligen Gebäudes des früheren Zellstoffwerkes trägt zur optischen Aufwertung des Gewerbegebietes bei. Es wird zudem die Voraussetzung für zukünftige Nutzungen des Gebietes geschaffen, die Stadt Coswig hat mit der Erschließung des Gebietes einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet.“

Im Juni 2019 sind die Werkhallen nach einer Brandstiftung völlig ausgebrannt.
Im Juni 2019 sind die Werkhallen nach einer Brandstiftung völlig ausgebrannt. © Arvid Müller

Inzwischen ist nichts mehr vom ehemaligen Zellstoffwerk zu sehen. Allenfalls die zerkleinerten roten Steinreste erinnern an den Ziegelbau. Die Fläche ist mit dem Abbruchmaterial inzwischen reichlich einen Meter höher im Gelände. Coswigs Bauamtsleiter Wolfgang Weimann sagt, dass das im Einklang mit den Plänen der Stadt stehe. Der hintere Teil des Areals - hin zur Böschung am Elberadweg - bleibe frei und diene als Ausgleichspflanzplatz für andere Bebauungen. Die gesamte Fläche gehört zum Bebauungsplangelände zwischen Naundorfer Straße und der Böschung am Elberadweg.

Doch was soll jetzt auf der freien Fläche geschehen? Von Hagedorn-Marketing-Frau Judith Roderfeld heißt es: „Bis auf den Geländeausgleich sind die Arbeiten abgeschlossen. Da fehlt noch das Material für etwa 20 Zentimeter. Wir haben im Februar dieses Jahres mit unseren Arbeiten begonnen, Rodungsarbeiten geleistet, bestehende Gebäude zurückgebaut und die Böden sorgfältig saniert.“ Weitere Infos solle es zu einem späteren Zeitpunkt geben.

Offenbar läuft gerade der Verkaufsprozess für das Grundstück an einen Investor. Osman Nasr, Leiter Wirtschaftsförderung/Stadtmarketing in Coswig, sagt lediglich, dass geplant sei, hier Hallen zu errichten. Möglicherweise werde sich ein Fuhrunternehmen ansiedeln. Mieter für das Areal könne dann auch die Stadt vermitteln.

Der markante Schornstein am Rande des Geländes solle noch stehen bleiben. Er werde zwar nicht mehr zum Rauchabzug gebraucht, aber er dient als Funkmast. Verträge dazu seien weiterhin gültig.