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Radebeuler Polizistin kontrolliert in Sotschi

Wer ins Deutsche Haus von Krasnaja Poljana will, wird kontrolliert. Hinter dem Scanner steht eine zierliche Frau, die reichlich Olympiaerfahrung hat. Nagano 1998, Salt Lake City 2002 und Turin 2006 erlebte Yvonne Kunze als Shorttrackerin, Sotschi als Polizei-Obermeisterin.

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© Daniel Klein

Von Daniel Klein

Krasnaja Poljana. Wer ins Deutsche Haus von Krasnaja Poljana will, wird kontrolliert. Das Prozedere ähnelt sehr denen in Flughäfen, Rucksack und Jacke aufs Band legen, durch eine Schleuse treten, und wenn man nicht vergessen hat, Geldmünzen, Gürtelschnalle und Uhr vorher abzulegen, piept es auch nicht. Vielleicht. Hinter dem Scanner steht eine zierliche Frau, die reichlich Olympiaerfahrung hat. Nagano 1998, Salt Lake City 2002 und Turin 2006 erlebte Yvonne Kunze als Shorttrackerin, Sotschi als Polizei-Obermeisterin.

Freiwillig meldete sich die gebürtige Radebeulerin für den Sicherheitsdienst im Deutschen Haus. „So kann ich meine vierten Spiele erleben“, sagt die 36-Jährige. Wobei sie nicht allzuviel sieht von den Wettkämpfen. „Ich bin ja zum Arbeiten hier, habe jeden Tag entweder Früh- oder Spätdienst“, erzählt sie. Außerdem muss sie sich die Karten wie jeder Zuschauer kaufen. Diese Woche war sie mal beim Biathlon, Massenstart der Männer. Das Rennen wurde mehrmals verschoben und schließlich auf den nächsten Morgen verlegt. „Da hatte ich dann Dienst.“

Beim Shorttrack war sie überhaupt noch nicht. Dabei war Kunze von Ende der 1990er-Jahre bis zu ihrem Karriereende 2006 Deutschlands beste Kufenflitzerin, gewann sieben Bronzemedaillen bei Europameisterschaften. „Die 15-jährige Anna Seidel hat sich hier wirklich tapfer geschlagen. Aber das Abschneiden von Robert Seifert war schon enttäuschend.“ Seifert, der wie Siedel und früher Kunze für den EV Dresden startet, schied in drei Wettbewerben jeweils im Vorlauf aus.

Kunze lebt inzwischen mit ihrem Mann, von dem sie auch den Nachnamen Oppermann übernahm, in der Nähe von München, arbeitet dort im Flughafen. Den ersten Geburtstag ihres zweiten Kindes verpasste sie, weil sie in Sotschi war. Am Scanner im Deutschen Haus.