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Auf Sendung in der Roßweiner Kirche

Der Radiosender MDR Kultur überträgt den Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag aus der Marienkirche. Dafür wurde im Vorfeld alles minuziös geplant.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Roßwein. Im Übertragungswagen sitzt Tonmeister Mathias Metzner. Vor ihm befindet sich eine Tafel mit Knöpfen, Schalthebeln und einem Monitor, der das Innere der Marienkirche in Roßwein zeigt. Hinter ihm warten schon seine Kollegen, die Tonmeister Peter Schurig und Martin Linde, auf den Beginn der Übertragung. Am Sonntagvormittag ist der Sender MDR Kultur zu Gast in der Marienkirche. Der MDR überträgt den Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag aus Roßwein. Dieser Sonntag ist der letzte im Kirchenjahr und für evangelische Christen der Gedenktag für die Verstorbenen.

Bevor es zu der Rundfunkübertragung kam, fragte Holger Treutmann schon Monate vorher bei Gemeindepfarrer Heiko Jadatz an, ob er einverstanden ist, dass der MDR einen Gottesdienst aus Roßwein sendet. Treutmann ist selbst Pfarrer und Senderbeauftragte der evangelischen Kirchen beim MDR. „Wir übertragen jedes Wochenende einen Gottesdienst“, sagt Treutmann. „Zwei Gottesdienste im Monat sind evangelisch, einer katholisch und einer freikirchlich.“ Ausgewählt für den Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag wurde die Kirche in Roßwein, weil zu der Gemeinde ein Friedhof gehört. Nach der Zusage von Pfarrer Jadatz ging es ans Planen. Dass der Gottesdienst ausgerechnet an diesem Tag aus Roßwein übertragen wird, freut Pfarrer Jadatz besonders. „Das ist auch etwas für Leute, die nicht so gläubig sind, aber eine Antwort suchen“, meint er.

Um den Ewigkeitssonntag geht es dann auch in seiner Predigt. Dafür wurde der Psalm 126 ausgesucht, in dem es unter anderem heißt: „Die mit Tränen säen, werden mit Freude ernten.“ Jadatz erinnert unter anderem an die vielen Trauerzüge, die den Weg auf dem Friedhof von der Kapelle bis zum Grab genommen haben. „Die Trauer im Psalm 126 wird mit Saat und Ernte verglichen“, sagte er. „Der Psalmbeter kannte die Sorge bei der Aussaat und die Freude bei der Ernte. Die Worte des Psalms machen den Menschen Hoffnung auf zukünftige Freude.“

Nach der Zusage beim MDR ging es ans Vorbereiten und Planen. Die Gemeinde entwarf die Predigt und die Lieder, denn auch der Chor der Kantorei unter Leitung von Susanne Röder und der Posaunenchor unter Leitung von Ruben Grimme gestalten den Gottesdienst mit. Predigt und Lieder müssen für die Übermittlung im Radio geeignet und ansprechend sein. Dazu gehören kurze Texte, eine klare und trotzdem verständliche Sprache. Auch die Übertragungszeit ist auf die Minute geplant. Sie beträgt genau eine Stunde. Um sie einzuhalten, wird unter Umständen das Schlusslied gekürzt oder die Musiker spielen am Ende noch ein Stück. Bevor die Übertragung endet, gibt Pfarrer Heiko Rabatz die Telefonnummer bekannt, unter der Hörer anrufen und ihre Meinung zu der Rundfunkübertragung sagen können.

Bevor der Sonntagsgottesdienst übertragen wird, gibt es am Tag vorher eine Probe. Da ist die Übertragungstechnik aufgebaut, und die Tontechniker richten sich ein. Kurz vor der Übertragung am Sonntag gibt es noch einige Hinweise an die Gottesdienstbesucher. So sollen sie nicht wie üblich bei Gebeten oder Liedern aufstehen. Das würde für die Übertragung eine unnötige Geräuschkulisse abgeben. Bänke knarren. Irgendwo fällt ein Buch herunter oder ein abgelegter Stock. „Auch wenn die Zuhörer die Kirchenbesucher nicht sehen, so überträgt sich doch die Atmosphäre“, so Holger Treutmann. Zu Beginn der Rundfunkübertragung wird die Kirche vorgestellt, in der der Gottesdienst gefeiert wird.

Gottesdienstbesucherin Ursula Naumann aus Roßwein geht nur ab und zu in die Kirche. „Ich bin gläubig“, sagt sie. „Da höre ich mir den Gottesdienst oft zu Hause an.“ Bei der Übertragung an diesem Sonntag ist sie aber gern einmal selbst dabei statt zuhause am Radio. Schließlich ist der eigene Heimatort nicht jeden Sonntag Ort des Geschehens.