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Raketenforscher sammeln Geld

Für den zehn Meter hohen Startturm aus Baugerüsten suchen die Forscher aber noch Geldgeber und Unterstützer.

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© Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Vielleicht könnten Unternehmen in der Region helfen? Dr. Olaf Przybilski von der TU Dresden ist sich noch nicht sicher. Freilich lasse sich manches praktisch vor Ort klären oder anfertigen, doch ganz ohne Geldgeber wird es auch nicht gehen. Etwa 5000 Euro fehlen, um den Raketenstart vom Großenhainer Flugplatz aus vorzubereiten – für den Startturm.

Solch einen Treppenturm brauchen die Forscher zum Raketenstart.
Solch einen Treppenturm brauchen die Forscher zum Raketenstart. © Zeichnung
So soll die Vorrichtung mit wegschwenkbarem Arm aussehen, der die Rakete hält und freigibt.
So soll die Vorrichtung mit wegschwenkbarem Arm aussehen, der die Rakete hält und freigibt. © Zeichnung

Für den Testversuch brauchen die Forscher auf einem ungefähr zehn Meter hohem Baugerüst eine Führungsschiene mit exakt ausgerichteter Traverse und eine Vorrichtung mit wegschwenkbarem Arm, der die Rakete hält und freigibt. Wer könnte so etwas stellen, leihen oder bauen? Ausgerechnet kurz vor Ende der Forschungsarbeit endete jetzt die dreijährige Finanzierung durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Nun tüfteln die Erfinder einer neuartigen Leichtrakete erst einmal, wie sie das nötige Geld zusammenbekommen.

„Vielleicht stellen wir unser Projekt auch der größten nationalen Crowdfunding-Community vor. Die heißt „Dresdner Durchstarter“ und ist eine Web-Seite, auf der Interessierte Projekte aller Art vorgestellt bekommen und entscheiden können, ob sie dafür etwas dazugeben möchten. Es ist eine neue Art der gemeinsamen Finanzierung freier Projekte, auch „Schwarmfinanzierung“ genannt: Kreative suchen Unterstützer für ihre Ideen und je mehr Menschen eine Idee unterstützen umso besser für die Realisierung. Meistens handelt es sich dabei um künstlerische Events, die erste Musikeinspielung eines Sängers oder Kulturprojekte – nun sind die Maschinenbauer der TU Dresden auf die Form des Geldsammelns aufmerksam geworden.

Antriebsschub von 50 Kilo

Nun hofft Olaf Przybilski auf beide Wege – den Kontakt vor Ort zu Firmen und auf interessierte Bürger im Netz. Denn der Wissenschaftler will am liebsten in Großenhain abheben, denn hier in den Sheltern des früheren Flugplatzes hat er alle seine Testreihen durchgeführt. Der TU-Forscher aus Dresden bastelt mit einigen seiner Studenten seit zwei Jahren an einer deutschlandweit einzigartigen Rakete, und die soll erstmals hier im Teststart erprobt werden. Die anfängliche Flughöhe soll ein bis zwei Kilometern betragen. Die neuen Leichtraketen sind dafür gedacht, später kleine Satelliten bis hundert Kilo in erdnahe Umlaufbahnen zu bringen. „Dafür gibt es erstaunlicherweise keine entsprechenden Trägersysteme“, erklärt Olaf Przybilski. „Es gibt zwar hier und da kleinere Versuche, aber der echte Durchbruch fehlt.

2014 führten die Studenten mit ihrem Raketen-Doktor Brennkammertests durch. Denn es geht nicht darum, riesige Raketen zu bauen, sondern möglichst kleinste Brennkammern zum Steigen zu bringen. Die Rakete selbst wird nicht größer als 2,50 Meter sein, mit einem Tank von gerade einmal zwölf Zentimeter Durchmesser und einem Antriebsschub von 50 Kilo. Tanksystem und Fallschirm sind bereits entwickelt. Zur Sicherheit werden rund um den Testplatz Betonelemente ähnlich der Berliner Mauer aufgestellt. Dresden bildet nach Stuttgart die meisten Diplom-Ingenieure für Luft- und Raumfahrttechnik aus, etwa 300 Studenten hat die Fachrichtung.

[email protected]

www.dresden-durchstarter.de (Link zum Dresdner Crowdfunding-Projekt)