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Rathaus sperrt Vorleser aus

Kopp-Verlag-Autor Torsten Groß musste am Montag auf den Marktplatz ausweichen.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Vor einer verschlossenen Rathaustür haben am Montagabend in Meißen die Besucher einer Lesung aus dem Kopp-Verlags-Buch „Der Links-Staat“ gestanden. Kurzerhand entschieden die Organisatoren um den AfD-Landtagsabgeordneten Carsten Hütter, direkt auf dem Marktplatz zu lesen. Über 40 Zuhörer scharrten sich so um einen der Buch-Autoren. Der 46-jährige Torsten Groß war für den Termin aus Bremerhaven angereist, las und erzählte zwischendurch zum Hintergrund.

Das Meißner Rathaus hatte die Lesung nach einer ersten Zusage letztlich nicht zugelassen. Die Behörde wertete sie als AfD-Veranstaltung. Parteien sind allerdings als Veranstalter im großen Ratssaal nicht zugelassen. Organisator Carsten Hütter legte dagegen Rechtsmittel ein. Er verwies darauf, dass eine Firma mit dem Namen „Patriotischer Salon“ den Abend ausrichte. Es handele sich um eine ganz normale Veranstaltungsagentur, welche beim Gewerbeamt angemeldet sei und Steuern zahle. Hütter verwies auf Ausgaben von rund 3 000 Euro, die bereits für Werbung zusammengekommen seien. Er kündigte an, wenn möglich Schadenersatz zu verlangen.

Seinen Angaben zufolge liegt der Widerspruch gegen den Rauswurf aus dem Rathaus noch vor Gericht in Dresden. Die Richter hätten allerdings nicht so kurzfristig entscheiden können, da eine Stellungnahme aus dem Meißner Rathaus nicht so schnell zu bekommen war. Der AfD-Politiker bewertet dies als Trick der Stadtverwaltung, um die ungeliebte Lesung nicht im Rathaus stattfinden lassen zu müssen. Carsten Hütter kündigte am Montag an, an der Sache dranbleiben zu wollen.

Die umstrittene Veranstaltung lässt sich auch als Retourkutsche zu einer vom Kulturverein Meißen organisierten Lesung aus dem kritischen Buch „Unter Sachsen“ zum Literaturfest 2017 interpretieren. Diese war von CDU- als auch von AfD-Politikern stark angefeindet worden, fand jedoch im Ratssaal statt. (SZ/pa/mhe)